Ihr Lieben,
ich traue mich und packe dieses heisse Eisen an.
Wie geht es Euch in Bezug auf das neue Coronavirus? Wie bereitet Ihr Euch vor? Wie sind die Menschen und Einrichtungen, auf die Ihr angewiesen seid, vorbereitet?
Ich verfolge die Nachrichten zum neuen Coronavirus nun schon seit einigen Wochen. Zu meinen Therapien gehe ich aktuell nicht, weil ich einerseits meinen leichten Infekt nicht weitergeben will, andererseits mir auch nichts einfangen will. Ich habe dank meinem Hausarzt Medikamente, die mir einige Wochen reichen. Ich schränke meine sozialen Kontakte ein, und wenn ich einkaufen gehen muss, mache ich das frühmorgens. Ich habe einige Vorräte im Haus. Was ich noch nicht gemacht habe ist, eine Patientenverfügung zu schreiben; das steht schon seit Jahren aus. Vielleicht wäre jetzt ein guter Zeitpunkt dafür. Ich hatte vor einigen Jahren eine Influenza, die sich gar nicht gut mit meinem geschädigten autonomen Nervensystem und meiner leicht durch die Rückenmarksschädigung betroffenen Atmung vertragen hat. Ich will versuchen, eine Infektion zu vermeiden.
Nun bin ich in der glücklichen Lage, dass ich mich selbständig versorgen kann, sofern die Versorgungsketten funktionieren. Und ich weiss, dass das vielen von Euch anders geht. Das macht mir Sorgen. Habt Ihr mit den Menschen, die Euch unterstützen, darüber gesprochen, wie sie vorbereitet sind? Wer sie ersetzen kann, falls sie ausfallen?
Ich fürchte, man muss damit rechnen, dass das Gesundheitssystem in den nächsten Wochen überlastet sein wird, zumindest hier in Eurem Nachbarland, wo wenig Eindämmungsmassnahmen getroffen werden und die Reaktionen sehr verzögert sind.
Wie ist das SPZ vorbereitet? Es ist sicherlich gut, dass es räumlich getrennt ist von Ambulanzen für infizierte Menschen. Aber gibt es Pläne, wie die Versorgung aufrecht gehalten werden kann, wenn es in einem Bereich zu einem Fall des neuen Virus kommt? Ob vielleicht auch Patienten ambulant oder vor Ort bei Euch unterstützt werden könnten, falls andere Versorgungsoptionen ausfallen? Jetzt ist die Zeit, zu planen.
Sehr problematisch fand ich auch, wie zumindest bei uns hier lange Zeit beschwichtigt wurde, nach dem Motto: "Das Virus ist nicht so schlimm, man muss sich deswegen nicht einschränken, fast nur alte Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen haben schwere Verläufe". Es wurde nicht kommuniziert, dass jeder mit seinem Verhalten dafür Verantwortung trägt, dass gefährdete Menschen geschützt sind. Der Spaß und die Unbesorgtheit der Gesunden wurde mit dieser Kommunikationsweise über das Leben derjenigen mit höherem Risiko priorisiert. Von Ethikern hört man bislang wenig zum Thema, dabei wären sie gefragt, wenn es um das Abwägen verschiedener Interessen und die Verteilung potentiell knapper Ressourcen geht.
Liebe Community-Familie, passt auf Euch auf!
Ganz liebe und nachdenkliche Grüße,
odyssita