Hallo,
als ich mit Rückenmarks-Verletzung im Krankenhaus war, lag ich dort zunächst fast 4 Wochen unbeweglich in meinem Bett. WC-Rollstuhl oder sowas gab es dort gar nicht, also musste alles mit Hilfe von Lactulose im Bett geschehen.
Im QSL-Zentrum schließlich bewegten sich zwar die meisten RM-Patienten mit dem Rollstuhl, abgeführt und ausgeräumt wurde aber fast ausnahmslos ebenfalls im Bett.
Den Patienten war dieses anfangs unangenehm und man schämte sich auch nicht wenig, aber bald hatte man sich an der im 2-Tage Rythmus erfolgenden Prozedur gewöhnt. Von der Notwendigkeit brauchte man nicht erst überzeugt zu werden und hielt dieses geradezu für die Weltordnung.
War ja auch nicht unbequem das Ganze!
Mein Wunsch hingegen, aufs Klo zu kommen, um die natürliche Darmperistaltik zu nutzen und zu erhalten, wurde zunächst brüsk vom Pflegepersonal abgelehnt (...hält sich wohl für was besseres!).
Ich durfte dann, nachdem ich beim Chefarzt intervenierte, jeden Morgen Punkt 5.00 Uhr in der Frühe mit dem WC-Stuhl auf die Toilette. Das war gar nicht leicht, weil man sich den WC-Stuhl erst mit dem Rollstuhl holen mußte, dann umsetzen, dann durch die enge Klotür, diese wieder verschließen und und und.
Der "Erfolg" war, wie konnte es auch anders sein, kümmerlich bis mäßig, und an Hohn und Spott seitens der Pflegerinnen, die sich alles genau ansahen, fehlte es nicht.
Ich wollte nicht aufgeben und habe dann darauf bestanden, nicht mehr um 5.00 Uhr morgends deshalb geweckt zu werden, sondern zu Zeiten aufs Klo zu kommen, wann es mir paßte.
Also wurde ich von zwei Schwestern auf meinen Wunsch zum Klo eskortiert, und man wartete anschließend gemeinsam dort bis zum Eintreten des frohen Ereignisses.
Hose runter, Aufschwingen aufs Klo, wieder runter, wieder Hose hoch und zurück in den Rolli habe ich alles wie ein Affe am herabbaumelnden Seil allein und unter Schmunzeln vollführen müssen - echte Schwerstarbeit sage ich!
Ich habe es aber geschafft, zunächst alle 3-4 Tage, dann 2 Tage und schließlich auch jeden Tag; zusammen mit ballststoffreicher Nahrung, Müsli und viel Rollisport bekam mein Darm die natürliche Fähigkeit zur Entleerung wieder zurück und hat mich bis heute nicht verlassen.
Augenscheinlich alle Mitpatienten ließen sich von meiner Story kaum beeindrucken und ließen sich auch weiterhin im Bett abführen und - wenn notwendig - den Darm ausräumen.
Warum ich das so ausführlich hier berichte? Weil ich den Eindruck im QSL-Zentrum hatte, als wenn man seitens der Pfleger und Ärzte gar kein Interesse daran hat, das der RM-verletzte Patient seine Darmfähigkeit erhält.
Es geht morgends im Krankenhaus einfach viel schneller, wenn jeder Patent jeden zweiten Tag freiwillig sein Hinterteil entblößt und sich abfertigen läßt, als dass er/sie zeitraubend zum Klo (davon gab es auf der Station für ca. 50 Patienten gerade mal 10 Stück) gefahren wird.
Soviel zu diesen unappetitlichen Geschichte.
Jdem RM-Verletzten kann ich nur raten, im KH darauf zu bestehen, sein Geschäft nach Möglichkeit eigenständig auszuführen und alles dafür zu tun, die Aktivität des Darmes incl. Entleerung zu erhalten.
Beste Grüße,
Salieri
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- Dienstag, 05. April 2016
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