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Frag den Doktor

  1. odyssita Star
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  3. Mittwoch, 20. Januar 2021

Lieber Dr. Online,

aus aktuellem Anlass (brrrr) habe ich eine Frage:

Gibt es eine empfohlene Raumtemperatur für Rückenmarksverletzte (v.a. mit Dysautonomie), und Empfehlungen, wie man sich nach einer Unterkühlung am besten wieder aufwärmt bzw. eine Unterkühlung vermeiden kann?

Meine konkrete Situation: Aktuell ist die Heizung in der Mietwohnung leider so niedrig eingestellt, dass ich über längere Zeit immer wieder auskühle. Es dauert dann oft Stunden, bis ich wieder aufgewärmt bin. Ich habe mir nun als Notfalllösung eine Heizdecke besorgt (ein Teil des Temperaturempfindens, v.a. der Temperaturschmerz, ist bei mir noch erhalten, daher habe ich deswegen weniger Bedenken), stelle aber fest, dass mir zumindest beim ersten Versuch im ausgekühlten Zustand leicht schlecht wird, wenn ich diese über meinen Rumpf lege (Dysautonomie?). Wäre es besser, zunächst nur die Extremitäten aufzuwärmen - gibt es da Empfehlungen?

Zuvor hatte ich es mit einer Wärmflasche versucht - mit dem Ergebnis, dass ich seitdem ein marmoriertes Muster auf den Beinen habe, das auch Tage später nicht verschwunden ist. Was könnte das sein - ist das unbedenklich, oder sollte ich das mit einem Arzt (welche Fachrichtung?) ansprechen? Schmerzhaft ist es nicht - aber eben marmoriert, leicht dunkelrot/bläulich.

Danke!

Beste Grüße,

odyssita

Dr. JEAN
Dr. Online
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Hallo Odyssita, schön wieder von Dir zu hören, wenn auch mit dem unerfreulichen Thema des kalten Wetters.

Hypothermie ist in dieser Jahreszeit ein grosses Thema bei Para- und Tetraplegikern und kann durchaus gefährlich werden. Am meisten fürchtet man Herzrhythmusstörungen, die ca ab 32° Kerntemperatur auftreten. Es istr einscheidend, sich mit entsprechend warmer Kleidung zu schützen. Wenn es doch einmal zu einer Unterkühlung kommt, sollte man als erstes die Temperatur messen mit einem handelsüblichen Ohrthermometer. Je nach Ausmass der Auskühlung und den Umständen kann man sich passiv (allein durch Zudecken) oder Aktiv (durch Zuführen von Wärme) wirder aufwärmen. Dabei sollte man nicht mehr als 2° pro Stunde wärmer werden.

Bei der Passiven Aufwärmung werden oft unsere stärksten "Heizstrahler", der Kopf und Hals vergessen abzudecken. Beim aktiven Aufwärmen sind an erster Stelle erhöhen der Raumtemperatur und heisse Getränke sinnvoll. Diese sollten keinen Alkohol enthalten, da dieser die Hautgefässe erweitert und zu Wärmeverlust führt. Wärmedecken und vor allem Wärmeflaschen sind sehr heikel im gelähmten Körperbereich, wir haben schon viele schwere Verbrennungen gesehen. Wenn man Wärmedecken bei Unterkühlten im Spital einsetzt, wird immer zuerst der Rumpf aufgewärmt und dann die Extremitäten. Durch Das Wärmen der Arme und Beine erweitern sich die Blutgefässe und es kommt ein Schwall kaltes Blut zurück in den Körper.

Dein Übelkeitsgefühl kann zustande kommen durch eine zu rasche Aufwärmung, Vasodilatation und Blutdruckabfall, oder durch eine autonome Dysregulation, weil Deine Decke vielleicht doch zu heiss ist und Du das nicht mehr gut spüren kannst. Es könnte helfen, wenn Du Dir den Blutdruck misst bei diesen Episoden.

Das marmorierte Muster an den Beinen nach Wärmeflasche ist schwierig zu erklären, es könnte sich um eine leichte Verbrennung handeln. Solange die Haut aber nicht offen ist, muss man nichts machen.

Kannst Du nicht einen Heizlüfter betreiben (mit sicherem Abstand zu Deiner Haut und Möbeln natürlich. Diese brauchen mehr Strom als Heizdecken, sind aber wesentlich sicherer als Heizdecken und Wärmeflaschen.

Herzliche Grüsse

 

Dein Dr. JEAN

  1. vor über einem Monat
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  3. # 1 1
odyssita Star
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Lieber Dr. JEAN,

ganz herzlichen Dank für Ihre Antwort - da war für mich viel Neues, Relevantes, Wichtiges, Hilfreiches dabei. Ich bin so dankbar für diese Möglichkeit, hier Fragen zu stellen, und so dankbar, dass Sie sich die Zeit für solch gute Antworten nehmen!

Das klingt, als sollte ich mir ein Ohrthermometer besorgen! Aktuell messe ich die Temperatur sublingual. Allerdings war ich noch nicht auf die Idee gekommen, meine Körpertemperatur zu messen, wenn ich mich unterkühlt gefühlt hatte, nur einmal, als ich mich bei Hitze äußerst unwohl gefühlt hatte (die Körpertemperatur war damals merklich erhöht).

Ich erinnere mich an meinen letzten heftigeren Infekt (vermutlich eine Influenza): Damals hatte ich den Eindruck, dass mein Körper große Schwierigkeiten hatte, meine Körpertemperatur zu regeln, und dass mein Herz ordentlich ins Stolpern kam und sich auch ziemlich geschwächt angefühlt hat. Ich war damals in einer Reha-Einrichtung, wo darauf aber nicht weiter eingegangen wurde. Ich weiss auch meine damalige Körpertemperatur nicht wirklich, da ich selber kein Thermometer zur Hand hatte und nur einmal kurz von offizieller Seite gemessen wurde, dabei das Thermometer aber nicht richtig im Ohr platziert wurde. Für mich war das damals ein deutliches Warnsignal, dass ich Infekte nach Möglichkeit vermeiden sollte (zumal es schien, dass die Ärzte mit dem, was ich schilderte, nichts anfangen konnten - für mich ein Signal, dass ich nicht damit rechnen kann, dass ein eventueller Notfall erkannt und ich ernst genommen würde).

Ich werde in Zukunft einmal auf den Blutdruck achten; danke für den Tipp!

Das marmorierte Muster auf den Beinen ist nicht schmerzhaft - es wirkt auch nicht wie eine Hautreaktion, eher wie eine Reaktion des unterliegenden Gewebes? Ähnlich wie nach dem Duschen, nur dass es sich eben nicht wie sonst innerhalb kurzer Zeit zurückbildet. Da treibt mich jetzt eher die Neugierde - Beschwerden bereitet mir das nicht.

Gibt es denn Empfehlungen für die Raumtemperatur, tags sowie nachts? Ich merke, dass ich auch nachts sehr kälteempfindlich bin und bei kalten Temperaturen sehr schlecht einschlafen kann. Mein Vermieter wird die Heizung sowieso neu einstellen müssen, da die Vorgaben des Mietrechts so nicht erfüllt sind. Es wäre sicherlich hilfreich, wenn ich ihn bitten könnte, die Heizung so einzustellen, dass eine ärztlich empfohlene Temperatur zuverlässig erreicht wird.

Noch mal ganz lieben Dank für Ihre hilfreiche Antwort. Passen Sie auf sich auf!

Liebe Grüße,

odyssita

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  1. vor über einem Monat
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  3. # 1 2
Dr. JEAN
Dr. Online
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Liebe Odyssita,

es freutr mich, Dir einige Ideen gegeben zu haben.

Ein Mundthermometer ist etwas weniger gut als ein Ohrthermometer, dafür ist er einfacher und weniger fehleranfällig als ein Ohrthermometer.

Ja bitte miss Deine Körpertemperatur oft. Gelähmte haben eine gestörte Temperaturregulation, und das gilt in beide Richtungen. Sowohl Hyperthermie als Hypothermie können schnell auftreten. Kritisch sind die Zeit nach der Dusche, langes Sonnenbaden, usw. Wir messen oft Temperatur bei unseren Patienten und finden manchmal erstaunlich tiefe (oder hohe) Werte. Durch das regelmässige Messen lernst Du deinen Körper und seine Reaktion besser kennen.

Das marmorierte Muster am Oberschenkel sieht aus wie eine leichte Verbrennung, bzw eine Gefässreaktion auf den Reiz. Vermutlich würde die Stelle schmerzen, wenn Du volle Sensibilität hättest dort.

Wir beben für Gelähmte keine besonderen Empfehlungen zur Raumtemperatur ab, es gelten die gleichen 18 Grad im Schlafzimmer und 20 Grad tagsüber wie für Nichtgelähmte.Wenn es Dir bei wärmeren Temperaturen wohl ist, ist das auch ok. Bitte vergiss nicht: Je mehr geheizt wird, desto trockener wird die Luft und Du wirst anfälliger auf Atemwegsinfekte.

 

Bitte bleib auch gesund!

 

herzliche Grüsse

 

Dr. JEAN

  1. vor über einem Monat
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  3. # 1 3
odyssita Star
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Lieber Dr. JEAN,

ups, ich hatte ja gar nicht geantwortet! Sorry!

Ganz lieben Dank für die Antwort; das ist wirklich sehr hilfreich. Zum Glück ist die kalte Jahreszeit ja bald vorbei - hier ist die Natur schon ziemlich aufgewacht.

Übrigens, ich hatte inzwischen meine erste Impfung! Was für eine Erleichterung. Jetzt muss ich mir demnächst eine neue Strategie überlegen, wie ich mich ab zwei Wochen nach der zweiten Impfung verhalten werde - ich denke, ich werde meine Hausärztin bitten, einen Antikörpertest zu machen (mein Immunsystem ist nicht das beste; in der Vergangenheit hatte ich nach Impfung einmal keine Antikörper) und es trotzdem noch von Inzidenz, Auslastung des Gesundheitssystems und Mutanten abhängig machen, bzw. mich nach wie vor eher im Freien treffen. Das ist jetzt doch noch einmal unerwartete emotionale und kognitive Arbeit, die da auf mich zukommt - überhaupt wieder neu meinen Platz in der Gesellschaft und bei Freunden zu finden.

Ich hoffe, Sie sind gesund, und wünsche Ihnen viel Kraft und alle Unterstützung, die Sie brauchen, für Ihre sicherlich nicht leichte Arbeit in dieser Zeit.

Liebe Grüße,

odyssita

  1. vor über einem Monat
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  3. # 1 4
Dr. JEAN
Dr. Online
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Liebe Odyssita, schön wieder von Dir zu hören.

Wie immer diskutierst Du wichtige Fragen zu diesem Thema. Nach der ersten Impfung bist Du ja vorläufig aus dem Gröbsten raus, die Schutzwirkung gegen die bisherigen Virus-Varianten sollte etwa 80% betragen für Erkrankung. Für schwere Erkrankung möglicherweise mehr. Damit hast Du schon mehr Schutz als jemand, der mit einem Vektorimpfstoff geimpft wurde (Johnson/ Johnson, Astra-Zeneca zB). Vektorimpfstoffe werden in der Schweiz nicht angewendet, auch weil sie in letzter Zeit in Verruf gekommen sind. Es wurden bei diesen Impfungen einige Fälle von Sinusvenenthrombose und Thrombopenie beobachtet, wahrscheinlich ausgelöst durch das  eingesetzte Adenovirus. Obwohol dieses Risiko verschwindend klein ist im Vergleich zu einer COVID-Erkrankung und auch im Vergleich zur Thromboseneigung bei Einnahme der "Pille", bin ich doch froh, dass die Schweiz auf die gut verträglichen RNA-Impstoffe gesetzt hat.

Etwas zwiegespalten bin ich bei Deinem Wunsch nach einer Antikörperbestimmung. Sicher verstehe ich, dass Du wissen möchtest, ob Du eine Schutzwirkung hast oder nicht.

Nur ist es so, dass RNA-Viren sehr instabil sind und rasend schnell mutieren. In jedem Infizierten entstehen Mutationen, wahrscheinlich tausende davon. Die meisten davon sind nicht lebenstüchtig und gehen ein. Einige wenige aber überleben und sind sogar stärker als die ursprüngliche Variante. In einer Pandemie ist das wie ein gigantischer biologischer Computer, der täglich Millionen von Varianten ausprobiert. Ahnlich einem Hacker, der versucht, ein Passwort zu knacken, indem er einfach tausende von Wörtern ausprobiert.

Es gibt hunderte von erfolgreichen Varianten, welche zB auf CoVariants angeschaut werden können. Die englische 1.1.7 Varianten erzeugt eine höhere Viruslast, ist deshalb ansteckender und kann sich damit trotz unserer Quarantänemassnahmen besser ausbreiten. Das gleiche gilt für die Afrikanische Variante. Mit Siorge beobachtet man die südamerikanische P1 Mutation, von der es in der Schweiz nur wenige Fälle gibt. Diese führt datzu, dass Antikörper das Virus schlechter angreifen können. In der Stadt Manaus erkrankten deshalb viele, die zuvor bereits an der alten Variante erkrankt waren. Die Antikörper schützten nicht. Wie weit die Impfungen dagegen schützen, wird zur Zeit untersucht. Und es wird nicht die letzte Mutation sein, die auftritt.

Damit will ich sagen, dass auch eine Antikörperbestimmung Dir nicht sicher sagen kann, ob Du geschützt bist. Aber es ist immerhin wichtig, zu sehen, ob Du überhaupt auf die Impfung ansprichst, da sicher noch nachgeimpft werden muss im Herbst. Bis dahin werden wir auch wirksame Therapien gegen das Virus haben. Es gibt da vielversprechende Studien, auch zu Medikamenten, die in der Schweiz entwickelt wurden.

Die Zeit nach der Quarantäne wird sich sicher seltsam anfühlen. Ohne Maske herumlaufen, in einem Restaurant etwas essen gehen, Konzerte, Parties, Reisen und vieles mehr werden sich fremd und seltsam anfühlen. Aber ich glaube, dass wir uns rasch wieder daran gewöhnen werden. Eine gewisse Angst wird aber wohl für immer bleiben und eine gewisse Vorsicht auch. Und Vorsicht ist auch gut, weil weitere Viren mutieren werden und der Bio-Computer irgendwann unsere nächste Schwachstelle finden wird. Aber das nächste Virus wird uns nicht mehr unvorbereitet treffen.

herzliche Grüsse und allen einen schönen erlebnisreichen Sommer, sei es hier in der Schweiz oder vielleicht sogar wieder am Meer.

Dr. JEAN

  1. vor über einem Monat
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  3. # 1 5
odyssita Star
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Lieber Dr. JEAN,

ganz lieben Dank für Ihre liebe, ausführliche und wie immer sehr hilfreiche Antwort! Ich freue mich immer, von Ihnen zu hören.

Ja, ich verfolge die Entwicklung schon auch sehr aktiv mit - sei es über den Podcast Coronavirus-Update mit Prof. Christian Drosten und Prof. Sandra Ciesek oder meinen Twitter Feed, auf dem ich internationalen Epidemiologen, Virologen, Intensivmedizinern, Biologen und Wissenschaftsjournalisten folge (und Patientenorganisationen, z.B. Patient-Led zu Long Covid). Covariants kannte ich noch nicht, danke! Ich hatte bislang meist ein halbes Auge auf Nextstrain.

Ich war im Prinzip seit März 2020 extrem vorsichtig, habe mich seit über einem Jahr mit Ausnahme der Impfung überhaupt nicht mehr zusammen mit anderen Leuten in Innenräumen aufgehalten und auch im Freien extra viel Abstand gehalten. Insofern werde ich nach einem Antikörpertest sicherlich nicht alle Vorsicht in den Wind schlagen. Aber schon allein, um mich mit meinen geimpften Eltern wieder in Innenräumen zu treffen, wüsste ich gerne, ob die Impfung bei mir angeschlagen hat. Welche Mutanten wo auftauchen wird man natürlich immer nur verspätet wissen, und im letzten Podcast hiess es dann noch, dass die Antigen-Selbsttests auch erst am zweiten Tag nach Symptombeginn anschlagen, also nicht das ganze infektiöse Zeitfenster abdecken. Insofern ist mir klar, dass ein Restrisiko bleiben wird. Da ich ja doch im Herzen ein bisschen ein Nerd bin und gerne gut informiert - besonders, um Risiken abzuwägen - hätte ich gerne dieses Puzzlestück an Information - wieviele Antikörper ich gebildet habe - für meine eigene Risikoabwägung dazu. Klar, wie lange die Antikörper bei mir anhalten werden, weiss ich deswegen dann auch noch nicht, aber es ist einfach ein hilfreicher Datenpunkt mehr. Eine Immundiagnostik war sowieso mal angedacht, da ich mir sehr leicht Infekte einfange und meist auch schwerer krank werde als andere.

Neben der Variante aus Brasilien habe ich den Eindruck, dass einige gerade auch besorgt nach Indien schauen und auf B.1.617, was wohl auch in Großbritannien angekommen ist. Es ist klar: Solange keine konsequente Eindämmungsstrategie verfolgt wird, wird man dem Virus immer einen Schritt hinterher sein und nimmt sehr viel Leid in Kauf. Das ist schwierig auszuhalten, und ich schaue schon manchmal sehnsüchtig nach Neuseeland. Da könnte sich die Politik und Gesellschaft hier sicherlich eine Scheibe abschneiden.

Auch Long Covid ist ein Thema, das ich mitverfolge. Es scheint ja ein heterogenes Krankheitsbild zu sein, aber zumindest bei einem Teil der Patienten scheint es einen Overlap zu ME/CFS zu geben, wozu es wiederum zu meinen Diagnosen einige Parallelen gibt. Und ich denke, sehr viele aus der Community mit untererforschten Krankheitsbildern fiebern mit, ob es ein Umdenken zu untererforschten Krankheitsbildern geben wird, oder ob sich diejenigen durchsetzen werden, die alles auf psychosoziale Faktoren schieben wollen.

Diese zwei Threads und Artikel, die sich kritisch mit diesem Hintergrund beschäftigen, sind vielleicht auch für Sie interessant:

"The medical system should have been prepared for Long Covid" von Alan Levinovitz

"Apparently just by talking about it, I'm super-spreading long Covid" von George Monbiot

So viel für den Moment! Passen Sie weiter gut auf sich auf.

Liebe Grüße,

odyssita

  1. vor über einem Monat
  2. Frag den Doktor
  3. # 1 6
Dr. JEAN
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Liebe Odyssita,

Ja es gibt viele aiusgezeichnete Quellen zu diesem Virus. Nextstrain ist auch gut.Und Drosten ein intellektueller Lichtblick in diesem auch für Wissenschafter verwirrenden Forschungszweig.

Betreffend Tests scheint es grundsätzlich so zu sein, dass sich die Viren bei den meisten Betroffenen nicht lange im Nasen-Rachenraum aufhalten und auch im PCR manchmal nur einige Tage nachweisbar sind. Danach gehen sie in die Organe. Das Immunsystem macht passende Antikörper dagenen, vom Typ IgM, welches nur für Tage bie Wochen entsteht, und vom Typ IgG, welches Monate oder länger anhält. Mit einer Impfung wird die Antikörperproduktion stimuliert. Auf den Schleimhäuten von Nase bis Rectum sind diese IgG und IgM Antikörper nicht wirksam. Dort haben wir einen anderen Antikörpertyp: IgA. Der wird leider nur für kurze Zeit stimuliert durch die Impfung, vielleicht müsste man sie inhalieren und nicht spritzen. Deshalb wundert es mich auch nicht, dass Geimpfte das Virus weiterhin auf den Schleimhäuten haben können.

Die indische Variante scheint, wenn man den Verlauf der Epidemie dort anschaut, ebenfalls recht bedrohlich. Es zeigt zahlreiche Mutationen, darunter auch die vom P1 und den neueren südafrikanischen Stämmen bekannte Mutation E484K. Diese Mutation bewirkt, dass Antikörper schlechter an das Spikeprotein andocken können, Impfungen und ebenfalls die Antikörpermedikamente sind weniger wirksam. Diese Mutation könnte sich ausbreiten , je mehr wir geimpft sind. Aber wir werden sehen. Sie schützt das Virus ja nicht vollständig und kann es vielleicht genügend hemmen bei Vielen. Und neben den Antikörpern stimulieren einige Impfungen, so auch unsere RNA-Impfungen, einen weiteren Mechanismus: Die T-Zellen. Diese werden vor allem nach der 2. Impfung sehr aktiv gegen das Virus. T-Zellen haben in der Regel eine längere Wirkung als Antikörper.

Zu Long Covid weiss man wenig. Immerhin ist es bekannt, dass einige Viren Langzeitfolgen haben. Ebenso ist es bekannt, dass wir nicht alle humanpathogenen Viren kennen. Daraus folgt logisch, dass es eine Gruppe von Patienten geben muss, die an virusbedingten Störungen leidet, die wir nicht diagnostizieren können.

ich glaube schon, dass wir Viren in Zukunft aufmerksamer beobachten und erforschen werden. Die Virologen galten lange Zeit als die etwas seltsamen Forscher, die in kleinen Labors im Keller experimentierten. Innert kurzer Zeit sind sie zu den Stars in der Medizin geworden.

Danke noch für die interessanten Links oben, sehr empfehlenswert!

Ich glaube es kommt gut!

Herzliche Grüsse 

Dr. JEAN

  1. vor über einem Monat
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  3. # 1 7
Dr. JEAN
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Liebe ALLE,

habe meinen Text weiter oben betreffend COVID-Antikörper aktualisiert. Mittlerweile weiss man, dass die mRNA-Impfungen auch die Bildung von IgA anregt, das die Abwehr auf der Schleimhaut übernimmt. Leider scheint dieser Schutzmechanismus nur für wenige Wochen aktiv zu bleiben: https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2021.03.23.21254060v1

Hoffe ihr bleibt alle gesund und wir können hier bald wieder über Reisen und Freizeit diskutieren, und nicht mehr über dieses Virus.

herzliche Grüsse

Dr. JEAN

  1. vor über einem Monat
  2. Frag den Doktor
  3. # 1 8
odyssita Star
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Lieber Dr. JEAN,

ganz lieben Dank für die Info.

Ich habe demnächst einen Termin bei meiner Hausärztin zur Antikörperbestimmung; es war schon seit einer Weile die Überlegung, sich mein Immunsystem genauer anzuschauen und ggf. einen Termin bei einem Zentrum für Immundefizienz zu machen.

Gäbe es bei Immunparalysis in Folge einer hohen Rückenmarksverletzung in der chronischen Phase denn Laborparameter, die besonders aussagekräftig sein könnten?

Passen Sie weiter gut auf sich auf!

Liebe Grüße,

odyssita

  1. vor über einem Monat
  2. Frag den Doktor
  3. # 1 9
Dr. JEAN
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Liebe Odyssita,

bitte entschuldige die späte Antwort.

Das Problem der verminderten Immunabwehr bei Lähmung ist kompliziert. Es spielen zelluläre Mechanismen und die veränderte sympathische Innervation eine Rolle. Das lässt sich leider nicht gut mit einem Labortest ermitteln. Die oft beobachtete Lymphopenie kann man zwar gut messen im Blut, sagt aber nichts aus, da Lymphopenien auch bei nicht Gelähmten immer wieder auftreten. Man müsste die Funktion der Lymphozyten messen, und das geht (ausserhalb von Studien) nicht. 

Habe am Schluss noch 3 Literaturzitate eingefügt, leider alle auf Englisch.

Die erste Literaturstelle gibt einen Überblick über Immunschwäche bei Lähmung, die 2. Arbeit zeigt verminderte Abwehrkraft gegen Hepatitisviren im Mausmodell und in der 3. Arbeit sind die Tests beschrieben, die nötig wären, um die plegiebedingte Immunschwäche zu messen. Das sind sehr aufwendige Tests, die leider nur in Forschungslabors zur Verfügung stehen.

Immerhin ist der Antikörpertest gegen COVID-19, den Deine Hausärztin nach der Impfung machen wird, eine einfache Methode, um zu messen, ob ein wichtiger Teil Deines Immunsystems, die B-Lymphozyten, funktionieren. Damit hat man nicht das ganze Bild, sicher. Aber wenn ich hohe Antikörpertiter sehe nach einer Impfung, bedeutet das , das vieles im Immunsystem in Ordnung ist.   

herzliche Grüsse

Dr. JEAN

 

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23977725/

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5029284/

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/7993612/

 

 

  1. vor über einem Monat
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  3. # 1 10
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Lieber Dr. JEAN,

das war doch keine späte Antwort von Ihnen - ich bin aktuell immer viel später dran! Ganz lieben Dank für die wie immer sehr hilfreiche Antwort.

Hm, interessant, ich hatte tatsächlich gegen die Hepatitis-Impfung keine (oder keine ausreichenden) Antikörper gebildet - wobei das ja immer wieder vorzukommen scheint.

Die Ergebnisse vom Antikörpertest habe ich bislang noch nicht - ich bin gespannt!

Liebe Grüße,

odyssita

  1. vor über einem Monat
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  3. # 1 11
Dr. JEAN
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Liebe Odyssita,

ich drücke dir die Daumen!

 

herzliche Grüsse

 

Dr. JEAN

 

  1. vor über einem Monat
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  3. # 1 12
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Lieber Dr. JEAN,

beim googlen bin ich eben wieder bei Ihrer Antwort gelandet - spannend! Ich war heute wohl etwas zu lange in der Sonne (wobei ich eigentlich nicht spürbar überhitzt bin), habe mir einen Sonnenbrand eingefangen und zurück im Schatten prompt angefangen, zu frieren. Das geht mir oft so an sonnigen Tagen: Dass der Grat zwischen Überhitzung und Frieren schmal zu sein scheint. Ich muss wirklich mal anfangen, die Körpertemperatur öfter zu messen! Auch mein Blutdruck wäre in so einer Situation vielleicht interessant.

 Rein neugierdehalber (bitte kein Stress beim Antworten - es eilt nicht und ist auch nicht so wichtig!): Weiss man, was genau zu solch seltsamen Reaktionen des Körpers beiträgt - ist es die gestörte Temperaturwahrnehmung über die Haut, das gestörte autonome Nervensystem, die Reaktion auf die Verbrennung, eine Mischung oder etwas ganz anderes? Und gibt es einen Tipp, wie man sich nach der Zeit in der Sonne am besten verhält, damit der Körper zur Ruhe kommt und sich wieder besser regulieren kann?

Danke!

Ganz liebe Grüße,

odyssita

  1. vor über einem Monat
  2. Frag den Doktor
  3. # 1 13
Dr. JEAN
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Liebe Odyssita,

haha wir erscheinen in Google? Das ist nicht schlecht 😎

Wir sehen jedes Jahr immer wieder Patienten, die mit 39 Grad eingewiesen werden und dann einige Tage Infusion und andere Massnahmen benötigen. Selten treten auch Krampfanfälle auf. Auch erfahrene Gelähmte unterschätzen die Kraft der Sonne, vor allem wenn es plötzlich schönes Wetter gibt nach so langer Zeit im Nebel und Regen.

Ja die Temperatur wird durch das autonome Nervensystem geregelt. Es wird das Schwitzen und auch die Menge an Blut, die an der Oberfläche bzw. im Körperkern ist, geregelt.Im gelähmten Körperbereich funktioniert das nicht mehr. Je höher die Lähmung, desto schwieriger hat es der Körper, eine normale Körpertemperatur zu halten.

Die einzige Lösung ist es, sich nicht extremen Temperaturen auszusetzen. Wieviel es erträgt, kann man duch Messen mit der Zeit herausfinden. Interessant wäfre auch, wie der Blutdruck reagiert. Dieser war bei Dir vielleicht zu tief durch die Hitze, und du hast gefröstelt danach im Schatten. Vielleicht war das Frösteln auch einfach Ausdruck des übererregten autonomen Nervensystems, dann wäre der Blutdruck höher als sonst, und der Puls tiefer.

Die Haut im gelähmten Bereich wird mit zunehmender Lähmungsdauer auch dünner und empfindlicher auf Verbrennungen. Das erfordert Schutz, sei es durch passende UV-blockierende Kleidung oder durch Sonnencreme (bitte nehmt mineralische Prudukte auf Titandioxidbasis, und nicht die normalen chemischen Sonnenblocker. Man weiss nicht, wie gesund die dort verwendeten Cinnamale sind...).

Ich hoffe Du und die anderen Forumsteilnehmer geniessen den Sommer trotzdem, und alle bleiben gesund!

herzliche Grüsse

Dr. JEAN

  1. vor über einem Monat
  2. Frag den Doktor
  3. # 1 14
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Lieber Dr. JEAN,

nanu, ich dachte, ich hätte schon geantwortet? Mein Gedächtnis wird auch nicht besser!

Ganz lieben Dank für die Antwort. Es ist für mich so hilfreich und spannend, auf diesem Weg dazuzulernen!

Oh wow, das hat mich überrascht, dass es mehrere Tage dauern kann, bis sich der Körper vom Überhitzen erholt hat. Mir ist selber schon aufgefallen, dass es mehrere Stunden dauert, bis ich mich nicht mehr ganz so elend fühle, und ich auch am nächsten Tag noch nicht wieder bei meiner Baseline bin.

Mein Blutdruck ist meistens erhöht, wenn es mir nicht gut geht. Dann ist er oft bei 150/110; teilweise auch ein ganzes Eck höher. Ich habe für den Notfall Blutdruckmedikamente, nehme sie aber nur sehr vorsichtig in sehr geringer Dosierung, weil meine Symptomatik ja doch sehr wechselhaft ist. Wobei der hohe Blutdruck tatsächlich dann auch mehrere Stunden/Tage anhält - also vermutlich länger als die Wirksamkeit der Medikamente. Die Entgleisungen nach unten sind bei mir selten.

Dass die Haut dünner wird, war für mich sehr interessant zu lesen und ein Aha-Erlebnis. Tatsächlich habe ich mich schon gewundert, warum meine Haut empfindlicher zu sein scheint als früher.

Ich hoffe, Ihnen geht es gut und Sie können den Sommer auch ein bisschen geniessen. Ich hatte tatsächlich die Chance auf einen Urlaub (in der Natur, also weitestgehend ohne Infektionsgefahr) und habe es sehr genossen!

Liebe Grüße,

odyssita

  1. vor über einem Monat
  2. Frag den Doktor
  3. # 1 15
Dr. JEAN
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Liebe Odyssita,

freut mich zu hören dass es Dir gut geht und Du sogar Ferien machen konntest.

Das autonome Nervensystem, das ja Blutdruck, Temperatur und vieles mehr reguliert, ist schwer zu verstehen. Nicht alle seine Reaktionen scheinen uns logisch. Die Reaktionen sind auch sehr unterschiedlich bei jedem Menschen. Die Einen lieben Wärme, andere fühlen sich wohl im Winter. Es gibt Menschen mit tiefem Blutdruck, andere sind eher hoch eingestellt. Dazu kommt das Alter. Jugendliche haben oft ein instabileres Vegetativum, das  mit den Jahren weniger heftig reagiert. Eine Querschnittlähmung ist ein zusätzliches Element, das einwirkt. In der Summe reagiert jeder Mensch unterschiedlich.

Die Haltung, die Du zeigst, ist deshalb die einzig Richtige: Beobachten und lernen. Auch wenn man sich gut kennt, bleibt die Einstellung des Blutdrucks bei hohen Paraplegikern und Tetraplegikern manchmal schwierig. Wie Du schreibst, schwanken die Werte manchmal stark, und es gibt Spitzen nach oben und unten. Beides kann mit der Zeit Probleme machen und zu Organschäden führen. Einen diastolischen Blutdruck von 110mmHg würde ich nicht tagelang unkontrolliert und unbehandelt lassen. Durch häufiges Messen des Blutdrucks lernt man das Verhalten seines Blutdrucks und das Ansprechen auf Medikamente mit der Zeit besser kennen. Manchmal braucht es nur geringe, regelmässige Dosierungen, um das System zu stabilisieren.

Ich hoffe, Du kannst die kommenden schönen Sommertage geniessen und es wird nicht zu warm hier.

herzliche Grüsse

Dr. JEAN

  1. vor über einem Monat
  2. Frag den Doktor
  3. # 1 16
odyssita Star
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Lieber Dr. JEAN,

danke! Ja, es ist schon eine Reise - oft auch eine Odyssee, da tut die Hilfe bei der Orientierung um so mehr gut!

Die letzten 2-3 Wochen lag ich flach - ich hatte mich übernommen, die Halswirbel waren böse verrutscht und es dauerte eine ganze Weile, bis sich das langsam wieder stabilisiert hat. Aber ich bin eh mehr ein Freund vom kühleren Wetter - der Herbst ist meine Jahreszeit, mit hoffentlich kühler Luft, warmer Sonne und bunten Blättern an den Bäumen. Ich hoffe darauf, dass ich fit genug bin, um ein paar schöne Tage im Freien geniessen zu können. Leider fängt der Pandemiestress jetzt wieder an, mit unzureichenden Eindämmungsmaßnahmen. Das ist schwer auszuhalten - der Sommer war in der Hinsicht für mich die erste Pause seit anderthalb Jahren, in der ich ein bisschen aufatmen konnte. Sie hätte gerne etwas länger sein dürfen!

Liebe Grüße,

odyssita

  1. vor über einem Monat
  2. Frag den Doktor
  3. # 1 17
Dr. JEAN
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Liebe Odyssita, hoffe dass es Dir besser geht jetzt. 

Denke leider auch, dass die Pandemie wieder kommt. Bin abe nicht sicher, wie stark. Es gibt zu viele Variablen: Impfstatus der Bevölkerung, neue Mutationen, neue Medikamente. Mal sehen, vielleicht wirds nur halb so wild.

 

liebe Grüsse

 

Dein 

 

Dr. JEAN

  1. vor über einem Monat
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