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  3. Dienstag, 19. April 2022

Hallo Lieber Doktor Online 

Wann ist der Punkt, wo wir uns Sorgen machen müssen, und wann nicht? Beziehungsweise welche Alarmzeichen sollten wir wahrnehmen, ohne ständig uns mit Sorgen verrückt zu machen? 

Ein konkretes Beispiel und auch meine Frage: der Calprotectin-Wert.

Neben meiner Paraplegie 

- seit 2015 komplett Para bis Th12 TH 10 durch Nervenläsion Rücken-OP (geplatzte Diskushernie, die ein Sturz verursachte) und Nachblutung Hirn. Zusätzlich seit 1999 ganze linke Seite inklusive Oberkörper Hemiplegie durch Hirnblutung und Hirntumor-OP. Dazu kommt Pankreatitis (Pankreas-Insuffizienz, aber hier schwanken die Werte mal gut mal tief, und bin gut mit Creon eingestellt). Dazu ein wichtiges Barrett-Ösophagus-Syndrom (hier schon operiert und unter Pamprax-Medikament eingestellt). Natürlich noch andere kleine Diagnosen, die aber hier nicht von Belang sind. 

Zuletzt wegen des Magendarm mache ich regelmässig Stuhlproben für Elastasen und dazu Calprotectin-Werte. Seit Januar diesen Jahres sind die Werte folgende: 

  • Elastasen Pancreatitis: Januar 215, März 162 und April 169 
  • Calprotectin: Januar 72, März 118 und April 426, also dramatisch angestiegen... 

Nun, inwieweit ist es für uns normal? Oder wann ist es besorgniserregend? 

Ich kann sagen, dass der Stuhlgang niemals weich war, also kein Durchfall, lediglich habe ich mal mehr mal weniger zuletzt nur im Bereich des Bauchnabels ein brennendes Gefühl. Aber nur in diesem Bereich und manchmal, wenn ich Abend beim Schlafen auf der linken Seite liege, ein kleines Stechen Richtung Rippe. Aber im Grossen nicht das ich Alarm auslösen würde, doch hier fragt sich auch, was ich in der Lage bin zu spüren oder eben nicht?

Könnten Sie mir als Fachspezialist für Paraplegie etwas dazu sagen, auch Tipps, die mein Arzt wissen sollte? 

 

Herzlichen Dank für die Rückmeldung

Liebe Grüsse 

Francesco

Dr. JEAN
Dr. Online
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Lieber Francesco,

Du stellst hier 2 verschiedene Laborwerte vor, die im Stuhl bestimmt werden. Du sagst wenig über die Gründe, weshalb diese bestimmt wurden und über Deine Beschwerden. Bei Laborwerten ist das sehr wichtig, wie ich später erklären werde. Ebenso gibt es verschiedene Messeinheiten, so dass niemals nur die Zahl, sondern auch die Einheit angegeben werden muss (zum Beispiel Pancreaselastase von 215 ug/g).

Um Missverständnisse zu vermeiden, werde ich im folgenden Text immer die Messeinheit angeben. Falls auf Deinem Laborbefund andere Einheiten verwendet werden, melde Dich bitte hier, damit wir das umrechnen können. Da wenig über Deine Beschwerden bekannt ist, werde ich allgemein über diese Laborwerte und die damit verbundenen Beschwerden reden. Diese Beschwerden können, müssen aber nicht bei Dir auftreten. Ein Laborwert ist niemals eine Krankheit. Alle Laborwerte, die wir messen, haben einen sogenannten Referenzbereich: Das ist der Bereich, der bei 95% der gesunden Normalbevölkerung gemessen wird. Wenn ein Wert ausserhalb des Referenzbereichs liegt, stellen wir oft , ZUSAMMEN MIT DEN KLINISCHEN BESCHWERDEN, eine Diagnose. Ein Laborwert ausserhalb des Referenzbereichs findet man jedoch auch bei 5% der Normalbevölkerung.

Nun zu den beiden Laboruntersuchungen.

Die Pancreaselastase ist ein Enzym, das von der Bauchspeicheldrüse in den Darm abgegeben wird. Dort hilft es beim Verdauen von Eiweiss. Es gibt Menschen, die haben eine chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse und deshalb weniger Enzym.Die Ursachen sind vielfältig: Genetisch bedingt, Umweltgifte, Immunerkrankungen, Alkohol.

Wenn die Bauchspeicheldrüse ausfällt, fehlen nicht nur die Elastase, sondern auch die anderen Enzyme,, vor allem die Lipase. Diese hilft, Fett zu verdauen. Die Symptome des Patienten sind damit erklärbar: Fettige, übelriechende Stühle, Uebelkeit, Blähungen und gürtelförmige Bauchschmerzen, die in den Rücken ausstrahlen. Diese treten vor allem nach Essen mit rotem Fleisch oder Innereien, fettigen Speisen wie Pommes Frites, Chips, Mayonnaise, Butter auf , aber auch nach Softdrinks und vor allem Alkohol.  Kafee und Ingwer scheinen dagegen eher günstig zu sein für die Bauchspeicheldrüse.

Um die Produktionsleistung der Bauchspeicheldrüse zu messen, wird oft die Elastase bestimmt. Wie Du aus beiliegender Grafik sehen kannst, findet man in der Normalbevölkerung in der Hälfte der Personen Werte um 480 ug/g. Die Werte streuen jedoch stark. Patienten mit chronischer Pankreatitis haben oft Werte um 200 ug/g,  jedoch haben einige auch Werte um 1800 (!!) ug/g.

Deine Werte sprechen insgesamt für eine ungenügende Funktion der Bauchspeicheldrüse, beweisen diese aber nicht. Zusammen mit passenden Symptomen kann eine Behandlung mit Pankreasenzymen und vor allem eine Diät helfen. Dabei kannst Du durchaus auf Deinen Körper hören, da die Bauchspeicheldrüse Dir ziemlich schell (manchmal in 30 oder weniger Minuten) sagt, wenn ihr etwas nicht passt.

Ob Dein Laborwert von den von Dir eingenommenen Pankreasenzymen (Creon) beeinflusst wird, hängt vom Testverfahren ab, das kann Dir nur das Labor sagen.

 

 

Der zweite Wert ist das Calprotectin. Das ist ein Eiweiss, dass von bestimmten weissen Blutzellen gebildet wird, Diese wehren damit vor allem Bakterien ab, indem sie damit Zink und Kalzium binden und so den Bakterien vorenthalten. Calprotectin ist ein Entzündungswert. Es kann im Blut gemessen werden, wo es vor allem bei bakteriellen Infekten erhöht ist. Oder im Stuhl, wo es beweist, dass die Darmschleimhaut entzündet ist. Im Stuhlgang ist es erhöht bei autoimmuner Entzündung wie Colitis ulcerosa, bei bakteriellen oder viralen Darminfekten oder banalen Lebensmittelvergiftungen. Auch viele Medikamente könne zu einer Erhöhung führen. Vor allem Entzündungshemmer (paradox eigentlich!) wie Voltaren , Ponstan oder Brufen und auch der von Dir eingenommene Säureblocker.

Dieser test dient vor allem dazu, Patienten mit funktionellen Darmbeschwerden ( 80% der Patienten mit chronischen Bauchschmerzen) von denen zu unterscheiden, wo eine Entzündung der Darmschleimhaut vorliegt. Wie Du siehst, gelten Werte über 150 ug/g als Grenzwert. Wenn dieser überschritten wird, empfiehlt sich eine Kolonoskopie, WENN ENTSPRECHENDE BESCHWERDEN VORLIEGEN. 

Zur Frage, ob Dein Wert von 426ug/g hoch oder tief ist: Werte unter 50 ug/g sind normal beim Erwachsenen. Bei Screeninguntersuchungen von Gesunden gelten oft auch Werte bis 200 ug/g als normal. Bei Werten über 500 ug/g findet man fast immer eine Entzündung in der Kolonoskopie. (Bjarnason I. The Use of Fecal Calprotectin in Inflammatory Bowel Disease. Gastroenterol Hepatol (N Y). 2017;13(1):53-56.) . Bei Patienten mit einer Colitis Ulcerosa, die operiert werden müssen, findet man zum beispiel Werte um 1900 ug/g oder mehr (Smith LA, Gaya DR. Utility of faecal calprotectin analysis in adult inflammatory bowel disease. World J Gastroenterol. 2012;18(46):6782-6789. doi:10.3748/wjg.v18.i46.6782)

Dein Wert ist also schon hinweisend auf eine Entzündung im Darmbereich, aber eher nicht eine schwere Entzündung. Was die Ursache ist (chronische Darmentzündung?, Medikamente?) kann ich nicht sagen. Ebenso nicht, ob eine Kolonoskopie sinnvoll ist. Das solltest Du mit Deinem Gastroenterologen besprechen.

Beide Laborwerte werden meines Wissens nicht beeinflusst durch eine Querschnittlähmung. Das zenrtale Nervensystem und die Bakterienflora des Darms beeinflussen sich gegenseitig, und Querrschnittlähmung verändert nachweislich die Bakterienflora. Aber dass Querschnittlähmung deshalb zu erhöhten Calprotectinwerten führen kann, glaube ich nicht. Studien dazu gibt es keine. 

Ich hoffe, mit meinen Erklärungen etwas weiter geholfen zu haben und vor allem hoffe ich, dass Du jetzt verstehst, dass ein Laborwert niemals eine Krankheit ist.

 

herzliche Grüsse und alles Gute für Deine Gesundheit

 

Dein Dr.JEAN

 

 

 

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Guten morgen liebster Doktor Jean 

Mensch, was würden wir ohne sie machen, ich bin sprachlos und sehr berührt ihren Hilfe und Engagement hier ist von einen weit aus unschätzbares vermögen und mit kein Gold der Welt zu begleichen.! Dazu Lieber Doktor Jean kann ich nur von ganzen ganzen Herzen nur Danken.!! Danke das es sie gibt, danke für ihre Meinungen und Danke für ihre Hilfe. 

Zu ihre Frage und informationen teile ich ihnen folgendes mit: 

Im Punkt  Elasten/Pankreas Insuffizienz wurde seit Jahren eine wenn ich richtig im kopf habe egnnat ertragene Pankratitis, (was mir irritiert ist das sie bis Dato keine Ursachen finden konnten es wurde gar ein Genen Test gemacht mit negative Resultat) Das meine Elasten werte schwanken ist auch seit jähren so es schwankt von werte von 16 bis 190 und gar ab und Zu 215 die laborwerte sind mit ug/g. Wegen dem habe ich Creon Medikamente, und wegen Ernährung passe ich sehr auf, ich essen niemals Frittiertes oder Käse Fondue mit viel fett Anteil, Alles was scharf ist ist auch tabu, Ich trinke nur stilles Wasser und mehr Mals am Tag Grün Tee, leidlich Samstag und Sonntag gönnen ich mir 1 Glas mit  180ml Rotes Wein. Sprich im Punkt Ernährung bin ich sehr diszipliniert und achte penibel und Wege auch alles. 

Aber meine Gastro  Ärztin hat 2021 eine Kolonskopie gemacht und abgesehen von 2 keine Polypen hat sie gesagt mein Darm ist gut, und das wir die Kolonskopie in 8 Jahren wiederholen können, dazu sagte sie wegen den Elasten wert soll ich mir absolut keine sorge machen, denn es sei bei mir eifach so das es schwenkt. Da ich Barret Osofagus Syndrom habe und auch mal operiert worden bin, wird allerdings jeden 2 Jahre eine Gastroskopie gemacht mit Biopsie zu Kontrolle. Die letze Gastroskopie war auch in 2021. 

In Punkt Calprotectin sind die Laborwerte auch in ug/g gestellt. 

Da es schneit ohne Grund seit Januar immer am steigen sind von 55ug/g bis eben 426ug/g, hat sie veranlasst nächste Woche eine Test, und zwar Laktulosetest... Was es genau ist und was sie genau damit suchen oder finden kann, weis ich nicht... 

Doch wenn es mein Medikament Pamprax/Pantoprazol 40mg 1x Täglich sein kann, wieso erst jetzt? Ich nehmen es seit Jahren, un din der tat sollte man wenn es so ist das Medikament nicht einstellen? Aber einstellen wäre dann nicht gut für mein Barret oder ? 

Das es nicht mit der Querschnittlähmung zu tun hat finde ich gut, doch alles verschlimmert es trotzdem seit ich es bin... 

Der eisiger tørst ist das die Gastro Ärztin sagte, ich soll mir keine sorgen machen denn auch wenn ich diese Magen Darm Probleme habe, kann ich gut sehr sehr alt Werden gar 90 oder 100.. Aber ist es nicht alles paradox? 

Herzlichen Danke für ihre liebe und unschätzbare Unterstützung liebe Doktor Jean.! 

Freue mich immer auf Ihren schreiben. 

Herzlich 

Francesco 

  1. vor über einem Monat
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Dr. JEAN
Dr. Online
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Lieber Francesco,

Vielen Dank für die zusätzlichen Angaben. Nein Du musst Dir wirklich keine Sorgen machen. Deine eher schwache Bauchspeicheldrüse hast Du mit der richtigen Ernährung und den Enzymen ja gut im Griff. Oft findet man keine Ursache für eine gestörte Pankreasfunktion. Wenn wir keine Ursache finden, ist das gut. Denn es heisst, dass es nichts gefährliches ist, das operiert werden muss zum Beispiel.

Die Säureblocker können schon einen Anteil haben am Geschehen im Darm, auch wenn es im Verlauf schwankende Werte sind. Aber ich vermute eher, dass Du einen empfindlichen Darm hast, in dem sich manchmal die falschen Bakterien entwickeln. Diese Bakterien werden dann von Deinem Körper abgewehrt und das siehr man dann in den Calprotectin-Werten. Da Bei Dir schwerere Symptome einer Darmentzündung, wie Durchfall oder Bauchkrämpfe fehlen, besteht auch da kein Grund zur Sorge.

Du siehst an Deinem eigenen Beispiel, dass ein Laborwert allein keine Krankheit ist.

Bitte bleib gesund und geniesse wie bisher Dein Leben.

 

 

herzliche Grüsse

Dein Dr. JEAN

 

 

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