Hallo Ramon,
Es ist schwierig, aufgrund Deiner Angaben etwas genaueres zu sagen. Ich nehme an, dass Du Paraplegiker bist, der seine Beine nicht im Alltag einsetzt.
Wie Du schreibst, ist bei Lähmung mit einem schnelleren Abbau des Knochenkalks zu rechnen als beim Fussgänger. Auch beim Fussgänger aber gilt: Ab dem 40. Lebensjahr verliert der Fussgänger ca 1% Kalk pro Jahr im Normallfall. 50% der Frauen über 50 Jahre und 20% der Männer werden einen osteoporosebedingten Knochenbruch erleiden. Der Grund , dass Frauen besonders betroffen sind, liegt am Abfall des Hormons Oestrogen in den Wechseljahren, dass die Knochen offenbar gar nicht mögern. Bei Querschnittgelähmten get der Abbau deutlich schneller.
Begünstigend für Osteoporose sind Bewegungsmangel, Nikotin , Alkohol und ein tiefer Vitamin-D-Spiegel. Bei der Ernährung sind calciumreiche Nahrungsmittel (Milchprodukte, bestimmte Mineralwasser) wichtig.
Die Osteoporose wird an verschiedenen Knochen gemessen (Vorderarm, Lendenwirbelsäule, Hüfte und bei Gelähmten auch am Schienbein). Dazu wird ein spezielles Röntgengerät mit niedriger Strahlendosis eingesetzt, der DEXA-Scan.
Behandelt wird die Oteoporose durch Einnahme von Vitamin D, falls es erniedrigt ist, durch viel Bewegung im Freien und durch bestimmte Osteoporosemedikamente, die den Knochenabbau hemmen, meist sogenannte Biphosphonate. Diese werden oft wöchentlich oder sogar jährlich verabreicht, je nach Produkt. Die zusätzliche Gabe von Calcium ist heute nicht mehr üblich bei normaler Ernährung.
Die Behandlung der Osteoporose mit Medikamenten hat ihre Schwierigkeiten, vor allem bei Gelähmten. Wir wissen nicht, wann der ideale Zeitpunkt zur Behandlung ist, und wie lange man behandeln kann. um das herauszufinden müssen Gelähmte (ein insgesamt sehr seltenes Krankheitsbild) über viele Jahre beobachtet und gemessen werden, bis eine Fraktur (ebenfalls ein seltenes Ereignis zum Glück) auftritt. Ich denke jedoch, dass es richtig ist, die Gelähmten schon recht früh mit Osteoporosemedikamenten zu behandeln und so lange wie möglich. Dazu fast immer eine gute Dosis Vitamin D, damit es in den Wintermonaten nicht zu einem Mangel kommt.
Nun zu Deiner Operation und dem Knacken, das Du gehört hast sowie Deiner Angst, dass es nicht zusammenwächst.
Ich hoffe, Dein Chirurg hat Dir das Implantat genau erklärt. Deine Zeichnung sieht aus wie ein Gamma-Nagel. Dieser besteht aus einem Nagel, der in der Knochenmarkshöhle liegt und unten verriegelt ist. Durch diesen Nagel geht oben eine dicke Schraube, die den Hüftgelenkskopf festhält. Wichtig für Dich ist, dass diese Schraube NICHT fix am Marknagel befestigt ist. Sie kann vor- und zurückgleiten, hält aber immer den Kopf im richtigen Winkel. Wir nennen das eine dynamische Schraube.Kein Wunder also, dass Du manchmal ein Knacken hörst. Beim Fussgänger wird so der Hüftkopf bei der Belastung des Beins täglich fest an den Oberschenkelknochen gedrückt, bis die beiden Knochenteile schliesslich wieder zusammenwachsen. Manchmal funktioniert das nicht, und man muss auf eine andere Platte/Schraube ausweichen oder die Schraube fixieren. Hier kommt ein Punkt, den ich nicht schönreden kann: Bei Querschnittgelähmten, die ihr Bein nie belasten, funktioniert das weniger gut als beim Fussgänger, da eben die regelmässige Belastung fehlt. Trotzdem ist der Vorteil dieses Implantats, dass es durch sehr kleine Hautschnitte eingelegt werden kann und die Wunden rasch heilen, gross. Ich hoffe sehr, dass bei den regelmässigen Kontrollen gefunden wird, dass es bei Dir klappt und die beiden Knochen schliesslich zusammenwachsen. Aber das braucht vielleicht etwas mehr Geduld.
Herzliche Grüsse und Alles Gute
Dein
Dr. JEAN