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Körper & Komplikationen

Haut und Druckstellen

Wie entstehen Druckstellen?

Langanhaltender oder kurzer starker Druck auf eine Hautstelle bewirken eine Minderdurchblutung im Gewebe. Sichtbar wird eine lokale Rötung der Haut, die nicht mehr wegdrückbar ist. Durch wiederkehrende Hautbelastung an gleicher Stelle kann eine Hautverhärtung entstehen.

Die Rötung wird durch die schlechte Durchblutung an der belasteten Stelle verursacht, Zellen sterben ab. Eine Entlastung ist notwendig. Besonders gefährdet sind die gelähmten Körperteile ohne Sensibilität. Hautrötungen entstehen oft in Kombination mit Scherkräften und Reibung.

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Was sind Scherkräfte?

scherkräfte

Unter Scherkräften versteht man eine Gewebeverschiebung in gegensätzliche Richtung. Langsames Zusammenschieben oder Ziehen von verschiedenen Gewebeschichten führt zu Mikroverletzungen.

Scherkräfte entstehen beim Sitzen im Bett und bei Rutsch-Transfers auf den Rollstuhl oder Duschrollstuhl usw.

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Wann sollte ich die Haut kontrollieren?

Die Haut muss mindestens 2 × täglich kontrolliert werden, morgens bei der Körperpflege und abends beim Zubettgehen.

Zusätzliche Hautkontrollen sind wichtig …

… nach Sitzen und Liegen auf einem neuen, unbekannten Untergrund

  • neue Matratze und Lagerungsmaterial zu Hause
  • fremde Matratze in einem Hotel, bei Freunden, im Spital usw.
  • neuer Rollstuhl oder neues Sitzkissen
  • neuer / fremder Duschsitz oder Duschrollstuhl
  • Sportgeräte wie Monoski, Handbike, Rennrollstuhl usw.
  • auf Reisen: Flugzeug- und Bussitze usw.
  • Zahnarztstuhl, Untersuchungsliege, Röntgentisch usw.
  • lange Autofahrt

… nach Tragen von neuer Kleidung und Schuhen

  • dicke Hosennähte

… bei Krankheit und Unfällen

  • Fieber, Grippe – Achtung: Fieber macht die Haut viel empfindlicher!
  • Durchfall
  • erhöhte Spastik
  • nach Stürzen

… Hautveränderungen

  • Schwellungen
  • trockene Haut – Hautrisse, sehr schuppige Haut
  • vermehrte Hornhaut
  • Verhärtungen

… in heissem Klima

  • bei starkem Schwitzen

Die wichtigste Massnahme zur Vorbeugung von Druckstellen ist eine regelmässige Kontrolle – visuelle Begutachtung und Abtasten der Haut!

Abtasten und Beurteilen

  • An der geröteten Hautstelle mit dem Finger die Stelle eindrücken
  • Ist die Stelle wegdrückbar (1-2 Sekunden weissliche Verfärbung), kann durch Entlastung eine weitere Schädigung der Haut verhindert werden
  • Ist die Stelle nicht wegdrückbar, das heisst, sie bleibt rot, so ist die Haut geschädigt, es handelt sich bereits um einen Dekubitus und es braucht eine längere, konsequente Entlastungsphase
  • Kommt es zu Verhärtungen, Schorfbildung, Blasenbildung, so ist der Dekubitus tiefer und muss dringend behandelt werden, ein Arztbesuch ist notwendig

Was kann ich tun bei einer Druckstelle?

Wenn es zu einer Rötung kommt, ist eine sofortige Entlastung der betroffenen Stelle notwendig, bis sich die Haut erholt hat. Je weiter fortgeschritten die Druckstelle ist, desto länger dauert der Heilungsprozess.

Ist eine Rötung nicht mehr wegdrückbar, braucht es Zeit, bis sich die Haut wieder erholt hat. Befindet sich die Druckstelle an einer Stelle, die bei der Mobilisation im Rollstuhl nicht belastet wird, ist es möglich, tagsüber weiter im Rollstuhl zu sitzen, mehrere Entlastungspausen sind aber nötig. Wird die Stelle im Sitzen belastet, ist Bettruhe mit regelmässigem Umlagern notwendig.

Achtung: Belastung im Steissbeinbereich ist auch im Sitzen im Rollstuhl vorhanden – Scherkräfte.

Je länger eine Druckstelle unbehandelt bleibt, desto tiefer wird der Dekubitus und umso länger dauert die Heilungsphase. Es ist nicht sinnvoll, die Wunde lange selber zu behandeln. Eine frühzeitige Kontrolle und Behandlung beim Hausarzt verhindert Komplikationen.

Wie lassen sich Druckstellen vermeiden?

  • Durch regelmässige Druckentlastung im Rollstuhl – abheben, sich zur Seite oder nach vorne beugen, mit dem ganzen Rollstuhl ankippen (ca. alle 20 Minuten)
  • Druckentlastung im Bett durch verschiedene Lagerungen – Seitenlage, Bauchlage
  • Vermeiden, dass man versehentlich auf Gegenständen liegt oder sitzt, die Druckstellen verursachen können – Knöpfe, Handys usw.
  • Faltenfreie Bettlaken, angepasste Kleidung ohne Nieten, Knöpfe und dicke Nähte am Gesäss und Rücken
  • Wenn möglich auf dem angepassten Sitzkissen sitzen – im Flieger, Bus, Auto usw.
  • Gepolsterte Unterlage für Körperhygiene: WC-Polster, weicher Duschsitz und Duschrollstuhlauflage

Wenn ich mit dem Spiegel eine Rötung am Gesäss feststelle und ich nicht selber überprüfen kann, ob diese wegdrückbar ist, was kann ich tun?

Angehörige oder Spitex können für Sie den Spiegel halten oder für Sie die Hautbeurteilung durchführen.

Was mache ich, wenn ich mit der Beurteilung einer Rötung unsicher bin?

Begeben Sie sich frühzeitig in ärztliche Kontrolle.

Wenn ich feststelle, dass ich von meiner Matratze wiederholt Druckstellen bekomme, was kann ich tun?

Überprüfen Sie das Alter und die Beschaffenheit der Matratze. Allenfalls müssen Sie sich eine weichere Matratze anschaffen. Es gibt auf dem Markt die unterschiedlichsten Antidekubitusmatratzen. Häufig können diese bei den Firmen zur Probe ausgeliehen werden. Fragen Sie in Ihrem zuständigen Querschnittzentrum nach, welche Matratzen sich eignen.

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