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Alles neu, ansonsten bin ich munter

Mein Buch über das Leben im Rollstuhl ist jetzt im Handel. Ich berichte über Heiteres, aber auch über unsere Sorgen.

Mein Buch über das Leben im Rollstuhl ist jetzt im Handel. Ich berichte über Heiteres, aber auch über unsere Sorgen.

Vor 42 Jahren blickte ich noch vollmundiger aus dem Kragen!

Anfang Juli letzten Jahres begann ich. Neun Monate später, Ende März 2019, war es vollbracht. Mein Buch ging endlich in den Druck. Jetzt ist es im Handel. So heisst es:

Ansonsten munter – Einsichten eines Rollstuhlfahrers

von Fritz Vischer – Zytglogge Verlag

Klappenbroschur, 13 × 21 cm, 224 Seiten
CHF/EUR 28.–
ISBN 978-3-7296-5010-7

Drei literarisch angereicherte Rehabilitationsverläufe und zahlreiche Anekdoten führen durch das Buch. Sie beginnen 1977 in der Erstrehabilitation im Schweizerischen Paraplegikerzentrum in Basel. Pierrot ist mein Zimmerkumpan, Hans ist im Nachbarzimmer. Er ist ein «tiefer Para», Pierrot ein kompletter «C-5er», ich selbst inkompletter «Tetra». Neu erfinden müssen wir uns und unterstützen uns dabei gegenseitig. Ansonsten sind wir munter.

Das Buch ist handlich und leserfreundlich gegliedert.

Nach der Reha schlagen wir unterschiedliche Wege ein, bleiben aber verbunden. Ich schildere, wie es uns ergangen ist und was uns das weitere Leben alles gebracht hat. Viel Lustiges, aber auch Unerfreuliches ist uns widerfahren. Meine Leser sind eingeladen, daran teilzuhaben. Ich will sie auch unterhalten. Mirjam Brach, Geschäftsführerin der Schweizer Paraplegiker-Forschung, meint dazu in ihrem Geleitwort: «Fritz Vischer schreibt anschaulich und lakonisch zugleich, nachdenklich und lustig, eindringlich und (selbst-)ironisch, scharfsinnig und scharfsichtig.»

Bewusst habe ich das Buch in vier Hauptteile mit zahlreichen Untertiteln eingeteilt. Dank dieser Gliederung können sich meine Leser aussuchen, was sie anspricht, ohne am Anfang beginnen zu müssen. In unserem Dasein als Rollstuhlfahrer erleben wir tagtäglich, dass sich Licht und Schatten sehr nahe stehen. Teil 1 heisst deshalb Wie schön wir es doch haben, Teil 4 als Kontrast Wie schwer wir es doch haben.

Dazwischen sind die Teile 2 und 3: Spiele mit der Hoffnung und Wir und die anderen. In diesen mittleren Teilen gehe ich darauf ein, wie wir mit den Folgen traumatischer Vorgänge umgehen, was sie in uns auslösen. Nach der Rehabilitation kehren wir zurück in die Gesellschaft, nehmen aber eine neue Rolle ein. Wir müssen agil und gewandt sein, um Beziehungen anregend gestalten zu können und um uns wieder in der Arbeitswelt einzubringen. Dabei plagen uns gelegentliche Nöte.

Mirjam Brach, Geschäftsführerin der Paraplegiker-Forschung, geleitet den Leser ins Buch.

Mirjam Brach über das, was ich in dem Buch behandle: «Er erzählt von Aufbegehren und Anpassung, von Techniken der Bewältigung und Neuorientierung, von der Behinderung als Chance und der Hoffnung als Energiequelle. Er berichtet vom oft kräftezehrenden Versuch, als Rollstuhlfahrer ein möglichst normales Leben zu führen, schildert die Balanceakte im zwischenmenschlichen Alltag, den Umgang mit den Reaktionen und Emotionen der anderen.»

Ich bin weder Psychologe noch Soziologe. Deshalb veranschauliche ich alles mit Beispielen. Es sind Erlebnisse und Beobachtungen, die aus meinem und dem Leben anderer gegriffen sind. Aus ihnen haben sich im Laufe von 42 Jahren Einsichten gebildet. Sie sind nun in mein Buch eingeflossen, so etwa diese zum Stichwort Hoffnung: «Das Prinzip Hoffnung lehrt uns, dass wir nicht alles widerspruchslos hinnehmen müssen, was unser Verstand als unabänderlich und gegeben beurteilt. Wir sollen und dürfen auch scheinbar Unmögliches erhoffen und an Utopien glauben. Für uns ‹Paras› und ‹Tetras› bedeutet das: Es steht auch uns frei, in Tagträumen zu erwägen, wie es wäre, wenn unser verletztes Rückenmark sich spontan erholen würde. In unseren nächtlichen Träumen tun wir das ohnehin, Verdrängtes kommt hoch.»

Ich und meine Tipphilfen: Diese Tipphilfe schreibt und schreibt seit 42 Jahren.

Anders aufgezogen, sind solche Texte auch hier im Blog der Community erschienen. Interessierten wünsche ich viel Vergnügen beim Lesen. Rückmeldungen jeder Art nehme ich gerne entgegen. Ich stehe auch für Lesungen zur Verfügung.

Ich schliesse mit einem Satz aus der Erstreha: «Die Therapie sollte ebenso sicherstellen, dass der Reha-Schüler bald wieder ‹den Kontakt zur Aussenwelt herstellen kann›, wie es im Versicherungs- und Therapeuten-Jargon heisst. Eines der ersten Hilfsmittel, das Ruth mir anzufertigen hatte, waren deshalb Tipphilfen. Sie ermöglichten mir, eine Schreibmaschine zu bedienen.» Diese Tipphilfen gibt es noch immer. Auch mein Buch haben sie geschrieben.

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