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Porträts & Geschichten

Chi Wai Lai: den etwas anderen Berg bezwingen – im Rollstuhl

Einmal „Spiderman“, immer „Spiderman“! Und Brötchen-Kraxeln...

Einmal „Spiderman“, immer „Spiderman“! Und Brötchen-Kraxeln...

Wenn man sich ein Leben mit Querschnittlähmung oder im Rollstuhl vorstellt, denken die meisten wohl erstmal, dass man dabei vieles aufgeben muss, oder noch schlimmer: Dass die Menschen einen aufgeben! Für den Fall, dass Ihr so denkt, kommt hier eine weitere „inspirierende“ Geschichte, um Euch zum Umdenken zu bewegen: Erfahrt mehr über Chi Wai Lai – den querschnittgelähmten Sportler aus Hongkong.

Lai wurde zunächst als Kletterer berühmt. Er zählte einst zu den besten 10 Profi-Kletterern der Welt und gewann als erster Chinese den Asian X-Game-Kletterwettkampf. Die meisten Hongkonger kennen ihn als „Spiderman“, da er häufig am Cheung Chau Brötchen-Kraxeln teilnahm und diesen Wettbewerb auch schon gewann (lest weiter unten, was es mit diesem sportlich-kulturellen Event auf sich hat).

Seit einem Autounfall im Jahr 2011 jedoch kann Lai die untere Hälfte seines Körpers nicht mehr bewegen. Und ja, Ihr vermutet richtig: Lai gab seine Leidenschaft für den Sport nicht auf – trotz seiner körperlichen Einschränkungen. Er begann nicht nur, wieder selber zu klettern, sondern trat auch eine Vollzeitstelle als Trainer der Sportklettermannschaft von Hongkong an. Er versuchte sich auch an neuen Sportarten, wie dem Rollstuhl-Boxen.

Er lebt wahrhaftig den Geist von Lion Rock – das ist einer der wichtigsten Werte Hongkongs und bedeutet, mit „Durchhaltevermögen und Solidarität“ zu leben. Wenn ich sage „wahrhaftig“, dann meine ich, dass er nicht nur mit dieser positiven Einstellung lebt – er hat auch den Lion Rock erklommen, einen der beeindruckendsten Berge Hongkongs, und zwar an dem Tag, an dem sich der Unfall, der sein Leben veränderte, zum fünften Mal jährte. Bei all dem ist seine Familie die grösste Unterstützung für Lai.

Der beeindruckende Lion Rock. (Bildquelle: HKU Bulletin)

Lest die Originalberichte über Chi Wai Lai mit Fotos und Videos von seinen aussergewöhnlichen Klettererlebnissen:

Kommen wir nun wie versprochen zum Cheung Chau Brötchen-Kraxeln und der Frage: Was ist das? Dieses Event findet jährlich um den Mai herum als Teil des traditionellen Cheung Chau Jiao Festivals statt, das auf der Liste des immateriellen Kulturerbes von Hongkong steht. Bei dem Wettbewerb müssen die Teilnehmer einen etwa 14 Meter hohen Brötchenberg erklimmen und versuchen, in drei Minuten so viele Brötchen wie möglich zu sammeln – die oberen Brötchen bringen mehr Punkte ein als die unteren.

Den etwas anderen Berg bezwingen – den Brötchen-Berg! Ein besonderes Training ist nötig, um Rückenmarks- und sonstige Verletzungen zu vermeiden! (Bildquelle: Hong Kong Tourism Board)

Den Wettbewerb gibt es angeblich schon seit dem 18. Jahrhundert. Während dieser Zeit wurde Cheung Chau, eine entlegene Insel vor Hongkong, von einer Epidemie heimgesucht. Viele starben, und der Legende zufolge konnte die Epidemie nur mithilfe des „Obersten Herrschers des Nordhimmels“ beendet werden. Um der Gottheit zu danken, veranstalteten die Bürger von Cheung Chau das Jiao Festival, bei dem sich Menschen als Gottheiten verkleideten, um die bösen Geister der Pandemie zu vertreiben.

Während des Jiao Festivals werden drei Berge aus Ping On-Brötchen (oder „Glücksbrötchen“) errichtet, damit die Menschen gesegnet werden. Traditionell gilt: Je mehr Brötchen man ergattert, desto mehr Glück wird man haben. Dies führte jedoch zu einer Tragödie: 1978 brach einer der Brötchenberge zusammen, als mehr als 300 Menschen hinaufkletterten, um ihre „Glücksbrötchen“ zu holen. 24 Menschen wurden schwer verletzt. In der Folge war das Brötchen-Kraxeln bis 2005 verboten. Dann wurde der Wettbewerb sicherer gestaltet, indem nur jeweils 12 Teilnehmer gleichzeitig die Brötchentürme erklimmen dürfen.

Das „Glücksbrötchen“. (Bildquelle: Hong Kong Tourism Board)

Bisher dürfen nur Bürger der Stadt Hongkong am Brötchen-Kraxel-Wettbewerb teilnehmen. Jeder ist aber herzlich eingeladen, bei diesem spannenden Sportereignis zuzuschauen und die Kultur und Traditionen des Jiao Festivals hautnah zu erleben. Wenn Ihr im Mai eine Reise nach Hongkong plant, solltet Ihr Euch das nicht entgehen lassen!

Weitere Informationen zum Jiao Festival von Cheung Chau findet Ihr hier: http://www.discoverhongkong.com/de/see-do/events-festivals/chinese-festivals/cheung-chau-bun-festival.jsp.

Habt Ihr Geschichten und Empfehlungen zum Thema Querschnittlähmung und Sport, die Ihr mit uns teilen möchtet? Egal, ob sie aus der Schweiz oder aus anderen Teilen der Welt stammen – die Community brennt darauf, sie zu hören, also her damit!

[Übersetzung des originalen englischen Beitrags]

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