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Reisen & Freizeit

Rollen durch Asiens Weltstadt – Hongkong

Ein Rollstuhl vs. Millionen von Menschen

Ein Rollstuhl vs. Millionen von Menschen

Hongkong – Asiens Weltstadt – meine Heimatstadt.

Stellt Euch vor, Ihr seid in Gegenden wie dieser in Hongkong im Rollstuhl unterwegs. (Quelle: Discover Hong Kong-Webseite)

Jedes Jahr wird Hongkong von Millionen von Touristen aus aller Welt besucht. Allein im Jahr 2017 waren es 14 Millionen Besucher aus dem Ausland – das sind etwa 6 Millionen mehr als die Gesamtbevölkerung der Schweiz.

Jetzt fragt Ihr Euch vielleicht, wie man sich in einer so dicht bevölkerten Stadt fortbewegen kann, insbesondere als Rollstuhlfahrer. Der asiatische Online-Medienverleger „Coconuts“ befragte drei Rollstuhlfahrer (einen Expat, einen Einheimischen und einen Touristen) zu ihren Erfahrungen in Hongkong. Hier erfahrt Ihr, was sie berichteten: „Life Rolls on: The Ups and Downs of Navigating Hong Kong in a Wheelchair“ (DE: Das Leben rollt weiter: Die Höhen und Tiefen beim Navigieren im Rollstuhl durch Hongkong).Doch das ist nicht alles. Hongkong hatte 2016 etwa 7,34 Millionen Einwohner und eine Bevölkerungsdichte von 6780 Menschen pro Quadratkilometer!

Eine Herausforderung für Rollstuhlfahrer: eine kleine Stufe am Eingang vieler Gebäude Hongkongs, damit kein Wasser eindringt. (Quelle: Wikimedia Commons)

Auch wenn ich kein Rollstuhlfahrer bin, kann ich ihre Erfahrungen nachvollziehen. So erinnere ich mich beispielsweise daran, dass ich oft mit dem kleinen Absatz am Eingang vieler Gebäude und Geschäfte in Hongkong Schwierigkeiten hatte. Ich stolperte unzählige Male über diesen kleinen Absatz und war davon ziemlich genervt. Ich kann mir vorstellen, wie frustrierend es für Rollstuhlfahrer sein kann, wenn es am Eingang eines Gebäudes der Stadt keine Rampe gibt.

Eine weitere Erfahrung der Rollstuhlfahrer, von der ich überrascht war, sind Behindertenparkplätze. Einer der Befragten erwähnte insbesondere seine Probleme bei der Benutzung von Parkmöglichkeiten für Behinderte. In Hongkong ist die Mehrheit der Behindertenparkplätze eher behinderten Fahrern und nicht Beifahrern mit einer Behinderung vorbehalten. Über was würdet Ihr Euch mehr ärgern – nicht den Anspruch auf einen Behindertenparkplatz zu haben, oder als Beifahrer mit einer Behinderung jedes Mal eine Erklärung abgeben zu müssen?

Während es einigen wohl unangenehm ist, sich jedes Mal zu erklären, bevorzugte es ein Befragter, im Voraus das entsprechende Gebäude anzurufen und anzukündigen, dass er einen barrierefreien Parkplatz benötigt. Er erklärte dazu Folgendes:

„Warum ich anrufe? Weil ich finde, dass es das Ganze persönlicher macht. Meine Idee ist es, Beziehungen zu Menschen aufzubauen – damit sie verstehen, welche Hilfe ich benötige, und um wirklich klarzumachen, wie sehr ich ihre Hilfe schätze. Ich glaube, dies macht einen Unterschied, denn die Menschen, mit denen ich persönlichen Kontakt hatte, werden sich an mich erinnern und vielleicht in Zukunft mir oder Menschen in einer ähnlichen Situation wieder helfen. Ein Lächeln hat eine grosse Wirkung.“

Love Ho, pensionierter Besitzer eines Buchhandels im Rollstuhl

Ein anderer Befragter meinte Folgendes dazu: „Nirgends ist wirklich alles rollstuhlgerecht. Gross- und Kleinstädte auf der ganzen Welt wurden für nicht-behinderte Bewohner und Besucher gebaut.“ Es braucht Zeit, um Zugänglichkeit für alle einzuführen und zu verbessern, und dabei kann das „Persönliche“ uns helfen, über Barrieren zu gelangen.

Lasst Euch also nicht von der Bevölkerungszahl abschrecken! Hongkong mag nicht die rollstuhlgängigste Stadt der Welt sein, aber die meisten Einwohner sind freundlich und sehr hilfsbereit. Mit etwas persönlichem Kontakt werdet Ihr Asiens Weltstadt ebenso erkunden können wie alle anderen Touristen auch.

Werft einen Blick in die folgenden kurzen Reiseführer für Eure nächste Reise in meine Heimatstadt, auch bekannt als „Perle des Orients“ :smileywink: : 

Internet-Guides für Barrierefreiheit

Mit Unterstützung des Labour and Welfare Bureau (DE: Amt für Arbeit und Wohlfahrt) in Hongkong hat die Hong Kong Federation of Handicapped Youth (DE: Hongkonger Vereinigung für behinderte Jugendliche) drei Webseiten mit Informationen zu Barrierefreiheit entwickelt. Zwei davon sollte man sich als Tourist unbedingt anschauen.

Führer für barrierefreies Reisen und rollstuhlgerechte Restaurants speziell für Menschen mit Mobilitätsproblemen.

Die erste ist der Barrier-Free Travel Guide. Diese Webseite enthält Informationen zu vier verschiedenen Kategorien von Attraktionen: Sehenswürdigkeiten, Freizeitaktivitäten, Ökotourismus und Kultur. Diese Kategorien beinhalten 28 rollstuhlgerechte Sightseeing-Touren durch Hongkong. Sie enthält auch Tipps für Orte, bei denen frühzeitige oder spezielle Vorbereitungen notwendig sind, um barrierefrei reisen zu können.

Ausserdem empfiehlt es sich, die „Barrier-Free Travel Guide“-App herunterzuladen. Mit der App findet Ihr nahegelegene Behindertentoiletten, -parkplätze und Touristenattraktionen in ganz Hongkong.Die zweite Website ist der Barrier-Free Restaurant Guide. Wusstet Ihr, dass es in Hongkong über 10.000 Restaurants gibt? Dieser Restaurantführer enthält 22 Restaurants, die vom Guide Michelin empfohlen wurden, sowie ein paar weitere Restaurants, in denen Ihr die echte Esskultur Hongkongs erleben könnt. Sie sind alle rollstuhlgerecht.

Restaurantführer für Feinschmecker

Hongkong verändert sich ständig. Der obige Führer für barrierefreie Restaurants, den es seit 2011 gibt, enthält möglicherweise nicht die neuesten Restaurants. Keine Sorge! Seht Euch die Open Rice-Webseite an.

Die Open Rice Webseite ist ein gut etablierter und beliebter Online-Guide für Speisen und Restaurants in verschiedenen asiatischen Ländern und Städten, darunter Hongkong. Mit der erweiterten Suchfunktion findet Ihr Restaurants in barrierefreier Umgebung. Die Webseite enthält auch detaillierte Informationen zu den Restaurants, so dass Ihr im Voraus das gewünschte Restaurant anrufen und gegebenenfalls spezielle Bedürfnisse anmelden könnt.

Rollstuhlgerechte öffentliche Verkehrsmittel

Hongkong hat ein gutes öffentliches Verkehrsnetzwerk. Leider sind nicht alle öffentlichen Verkehrsmittel rollstuhlfreundlich. Die folgenden sind mit dem Rollstuhl zugänglich:

MTR: ein grossflächiges Schienennetz, das einen Grossteil Hongkongs abdeckt. (Quelle: MTR-Webseite)

1. MTR: bedeutet „Mass Transit Railway“. Dieses Schienennetz umfasst über 10 Untergrund- und Stadtbahnlinien, die fast ganz Hongkong bedienen. Die offizielle App MTR Mobile enthält mehrere Features, u. a. die Funktion „Barrier-free“, mit der Ihr prüfen könnt, inwiefern jede MTR-Station für Rollstuhlfahrer zugänglich ist. Sie enthält auch die Funktion „Tourist Info“, welche ein breites Informationsangebot zu den Touristenattraktionen bietet. Man kann ganz einfach seine Reise durch Hongkong nur mit dieser App planen !

2. Bus: Der Busverkehr wird in Hongkong hauptsächlich von zwei Busunternehmen in Privatbesitz betrieben, The Kowloon Motor Bus (KMB) und New World First Bus (eher bekannt unter dem Namen „City Bus“). Obwohl nicht alle Busse rollstuhlgängig sind, ist normalerweise jeder zweite Bus im Einsatz rollstuhlgängig und hat einen für behinderte Passagiere reservierten Bereich.

APP 1933 – KMB/LWB, die offizielle App von KMB, bietet Informationen über dessen Busdienste, einschliesslich Informationen für Rollstuhlfahrer über die Zugänglichkeit des nächsten Buses. Mit der GPS-Funktion Eures Mobiltelefons könnt Ihr die App-Funktion „alight reminder“ während der Busfahrt einschalten, damit Ihr Eure gewünschte Haltestelle nicht verpasst.

City Bus bedient auch zahlreiche Touristenrouten. Mehr Informationen dazu findet Ihr mit Hilfe der CitybusNWFB-App.

Den Victoria Harbour per Fähre erkunden. (Quelle: Discover Hong Kong-Webseite)

3. Fähre: Besonders die Star Ferry, die im Victoria Harbour verkehrt, ist eine der günstigsten Möglichkeiten, um einen freien Blick auf das Hafenpanorama zu werfen – eine berühmte Touristenattraktion Hongkongs. Die Fähren sind für Rollstuhlfahrer zugänglich, doch die Holzrampen am Einstieg könnten Schwierigkeiten bereiten, wenn man nicht über einen gut motorisierten Rollstuhl verfügt. Es empfiehlt sich, vor dem Betreten des Schiffs um Hilfe zu bitten.

Ein Diamond Cab mit elektrischer Einstiegsrampe kann Rollstühle und Personen bis zu einem Gesamtgewicht von 200 Kilogramm laden. (Quelle: Diamond Cab Facebook-Seite)

4. Taxi: Es gibt drei verschiedene Kategorien, die mit verschiedenen Farben (rot, grün und blau) gekennzeichnet sind und unterschiedliche Preisklassen und Fahrtgebiete aufweisen. Es ist wichtig, das Taxi mit der richtigen Farbe zu nehmen; deshalb solltet Ihr den Taxifahrer immer vor dem Einsteigen darüber informieren, wo Ihr hinfahren möchtet.

Fast alle Taxis in Hongkong können Passagiere mit faltbaren Rollstühlen transportieren. Diamond Cab verfügt über eine begrenzte Anzahl an Taxis für nicht-faltbare Rollstühle mit Rollstuhlrampen. Da die Anzahl der Diamond Taxis sehr beschränkt ist, wird dringend empfohlen, im Voraus zu reservieren.

Wie hilfreich findet Ihr persönlichen Kontakt beim Reisen? Könnt Ihr Euch vorstellen, einen Ort zu besuchen, an dem Barrierefreiheit ein Problem darstellt?

[Übersetzung des originalen englischen Beitrags]

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