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- 13. Januar 2017
- fritz.vischer_old
Beim Zahnarzt hoffen wir, dass es bald vorbei ist. Kaum ist es so weit, hoffen wir schon wieder: Hoffentlich lässt die Wirkung der lokalen Anästhesie - dieses lästige, dumpfe Gefühl in der Mundhöhle - bald nach. Wir hoffen, indem wir ausharren und abwarten.
Zu Beginn der Sommerferien laden wir zu einer grossen Gartenparty ein. Freunde, Kollegen, Nachbarn und Geschwister – alle dürfen sie kommen. 100, vielleicht noch mehr werden wir sein, aber wehe, wenn das Wetter nicht mitspielt. Das Haus ist zu klein für so viele, ein Festzelt zu mieten zu teuer. Wir hoffen, indem wir darauf setzen, dass alles gut kommt.
Im Flugzeug hoffen wir, die Maschine sei gut gewartet und der Pilot aufmerksam. Wir hoffen, indem wir den Menschen, in deren Hände wir unser Schicksal gelegt haben, Vertrauen schenken.
Wir haben im Laufe des Lebens gelernt, dass sich Hoffnungen erfüllen. Nicht alle, aber doch so viele, dass es sich lohnt, auf etwas zu hoffen. Fassen wir das in biblischen Worten, so glauben wir, hoffen zu dürfen, und wir hoffen, glauben zu dürfen. Auf diesem Feld bewegen sich die überzeugten Gläubigen, doch schon auf dem Nachbarfeld finden wir nahezu alle.
Alle fragen wir uns, wo denn der Sinn unseres Daseins liegt, und im Stillen hoffen die meisten, vielleicht sogar alle, dass wir ihm Sinnhaftigkeit verleihen dürfen. Wir alle neigen deshalb gerne dazu, einen roten Faden in unser Leben zu spinnen. Je besser er zu sehen ist, desto sicherer fühlen wir uns und desto mehr Anerkennung ernten wir. Das bewegt uns auch, selbst dem Widerwärtigen und dem Schlag ins Gesicht etwas Gutes abzugewinnen. Wir hoffen und bemühen uns darum, auch das scheinbar Sinnlose und das Böse in unser Leben einordnen zu können.
Letztlich wirken wir alle darauf hin, ein Werk zu schaffen, das wir unser Leben nennen. Wir alle hoffen und glauben, zumindest etwas Kleines zu hinterlassen, in irgendeiner Weise eine hoffnungsvolle Saat gesetzt zu haben. Wir alle lassen uns von solchen nebulösen Hoffnungen tragen, auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen. Manche bestreiten es sogar vehement und verweisen auf ihr rationales Denkvermögen. Auch sie stellen aber die Frage nach der Sinnhaftigkeit und kommen unter Umständen zum Schluss, dass es sie nicht gibt. Unser Dasein ist ohne Sinn, was uns im Leben widerfährt ist sinnlos und damit wohl hoffnungslos.
Machen uns solche Erkenntnisse froh, hoffnungsfroh?