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- 10. November 2015
- robert_old
Eine lange und anstrengende Reise liegt hinter uns. Todmüde sinken wir ins Bett und schlafen nicht ein. Oder: Nach einer aufregenden Party mit vielen Leuten und lauter Musik gelangen wir endlich nach Hause. Noch in den Kleidern legen wir uns aufs Bett und pennen sofort ein. Bereits nach einer knappen Stunde erwachen wir aber wieder.
Solche Erfahrungen sind allen Menschen vertraut. Wir sehnen uns nach Ruhe, finden sie aber nicht. Wir sind überreizt – medizinisch formuliert: Unser sympathisches Nervensystem hält uns auf Trab, obschon wir das nicht wollen.
Auch ohne lädiertes Rückenmark können wir nur indirekt auf den Sympathikus einwirken: Wir müssen uns sportlich betätigen, um Blutdruck und Puls anzuregen. Bei einer Verletzung des Marks oberhalb des sechsten Brustwirbels reagiert der Sympathikus aber auf solche Reize nicht mehr. Er führt ein Eigenleben. Spürbar hoher Blutdruck bei der Blasenentleerung und stark erhöhte Spastik schon bei geringstem Stress sind typische und sofort erkennbare Folgen. Gleichzeitig verschliessen sich aber auch Blase und Darm. Das erschwert die ohnehin beeinträchtigte Entleerung zusätzlich. Dies wiederum reizt den Sympathikus noch mehr, und er antwortet wiederum auf seine Weise: Mit Verkrampfung und noch mehr Spasmen. In der Folge geht nichts mehr, die alltäglichen Verrichtungen sind kaum noch zu bewältigen. Mit steigendem Alter prägen sich diese Muster noch weiter aus, denn „die Glieder werden steifer bis auf eines", wie das Goethe trefflich festgestellt hat. Dabei ist nichts unnötiger, als spastische Glieder noch weiter zu versteifen!
Gegen diesen unsäglichen Teufelskreis von Verkrampfungen helfen nur ruhiger Atem und Bewegungen, die den Blut- und Energiefluss erleichtern, bis sich die spastischen Muster lösen. Das ist allerdings leichter gesagt als getan. Yoga oder Feldenkreis, aber auch Sport und Physiotherapie sind Hilfstechniken. Noch hilfreicher ist es aber, diese widerwärtigen Episoden zu vermeiden. Das Rezept dazu lautet: Steter und bedächtiger Lebenswandel, ja nicht ausschweifen, genügend Schlaf, wenig Genussmittel. Das beruhigt den Sympathikus, und er belohnt es mit dem Gefühl von Gelöstheit.
Nun frage ich euch: Sind wir, die wir spastische Lähmungen haben, also alle dazu verdonnert, ein Leben der Entsagung zu führen? Können wir dem neurologischen Kater nur entrinnen, wenn wir aufreizenden Vergnügungen ausweichen? Die Antwort lautet Ja. Wir müssen die Folgen unserer Lebensgestaltung mehr als andere abwägen. Die Steuerung unseres Stütz- und Gehapparats, aber auch von Teilen des Organismus ist futsch. Das allein belastet schon stark. Viel mehr verträgt es nicht mehr. Seht ihr das auch so, oder habt ihr bessere Strategien?
Den Männern unter uns, die zumindest kurzfristig vollständige körperliche Entspannung suchen, steht noch eine Hintertüre offen. Sie führt über das gemäss Goethe nicht mehr steife Glied. Kennt ihr diese Hintertüre? Sie lässt sich allerdings nicht immer öffnen. Erlebt ihr das auch so?
Ob's für Frauen auch so eine Hintertüre gibt, weiss ich nicht. Wisst ihr's?
Ich freue mich auf eure Antworten!