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Robotik und Behinderungen

Am 19. Januar fand am Gottlieb Duttweiler Institut (GDI) ein Trendgespräch "Robotik und Behinderungen" statt, präsentiert von der Stiftung Cerebral. Auszug aus dem Einladungstext:
"Robotisierung und Digitalisierung verändern die ganze Gesellschaft. Was Technologie heute und morgen speziell für Menschen mit Behinderung bedeutet, beschreibt die neue, im Auftrag der Stiftung Cerebral erstellte GDI-Studie ‚Robotik und Behinderungen - Wie Maschinen morgen Menschen helfen'.

Klar ist: Viele technologische Entwicklungen können ein selbstbestimmtes Leben fördern. Unsere Grafik zeigt zum Beispiel, wie unterschiedlich eine Handprothese heute gesteuert werden kann. Neue Technologien können andererseits auch Hürden schaffen und gesellschaftliche, technische und ethische Probleme aufwerfen. Was ist zu tun?"

Ich war bei der Veranstaltung dabei und möchte gerne meine Eindrücke hier teilen.

Die Teilnehmer und Präsentatoren waren bunt gemischt: ein Professor für sensomotorische Systeme, ein Professor für theoretische Philosophie, ein Mechatronik-Ingenieur, ein Professor für Psychologie und ein Exoskelett-Pilot am Cybathlon 2016 im Modell VariLeg. Katja Stauber vom SRF moderierte die Runde - sie brachte die Experten mit Fragen aus der Alltagsperspektive dazu, Labor und Realität zu verbinden.

Aus beruflicher Sicht am interessantesten war für mich das Referat des Cybathlon-Veranstalters Prof. Robert Riener über den Cybathlon 2016 in Zürich, ein Wettbewerb für Behinderte in den neuesten technischen Assistenzsystemen (Exoskelette, Prothesen, motorisierte Rollstühle etc.). Wer den Cybathlon nicht gesehen hat, der gehe mal auf www.cybathlon.ethz.ch.

Beim Cybathlon bekam man einen Überblick über den aktuellen Stand der technischen Entwicklungen für Robot-Hilfsmittel aus der ganzen Welt, ob Proto- oder kommerzielle Typen. Von Exoskeletten über mechanische oder per Mikroprozessor gesteuerte Handprothesen bis hin zu "Brain-Computer-Interfaces", mit denen Computerspiele angesteuert wurden - beim Cybathlon 2016 gab es spannende Wettrennen, Emotionen und auf jeden Fall viel Spass.

Bereits die Vorbereitungen waren sehr interessant, erläuterte Prof. Riener. Beim Design der Aufgaben für die verschiedenen Disziplinen sorgte ein multidisziplinäres Team dafür, dass die Aufgabenstellungen nah am Alltag waren - zum Beispiel mit einem Exoskelett nicht nur so schnell wie möglich laufen müssen, sondern auch Treppen auf- und absteigen etc. Seht euch mal hier (http://www.cybathlon.ethz.ch/die-disziplinen.html) die Videos der verschiedenen Disziplinen an und macht euch einen eigenen Eindruck, wie tauglich diese Assistenzsysteme für den Alltag sind.

2020 kommt der Cybathlon wieder in "voller Pracht" zurück. In der Zwischenzeit ist jährlich eine kleinere Durchführung geplant, in Davos, Delft/Niederlande und vielleicht auch Dubai. Neuigkeiten dazu erfahrt ihr aus den Medien oder auf der Cybathlon-Website.

Das Referat wurde abgeschlossen mit einer beeindruckenden Live-Vorführung, als der Pilot des ETH-Teams mit dem VariLeg-Exoskelett in den Raum hineinspaziert kam. Viele praktische Fragen hatte er zu beantworten - die für den Leser dieses Blogs vielleicht interessanteste Frage: "Werden noch weitere Piloten für Exoskelett-Projekte benötigt?". Die Antwort war leider ein ernüchterndes "Nein". Es gibt zurzeit nur einen VariLeg-Prototyp und einen Piloten. Die meiste Experimente mit diesem Exoskelett-Typ funktionieren immer besser, aber sind immer noch "Lernstoff" für weitere Untersuchungen.

Mehr über "Robotik und Behinderungen"? Die Studie ist als kostenloser Download erhältlich unter gdi.ch/robotik2017.

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von Wiebe de Vries, seit Dezember 2016 Leiter der Forschungsgruppe "Upper Extremity Biomechanics" an der Schweizer Paraplegiker-Forschung in Nottwil

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