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Gesellschaft

Menschen mit Behinderung daten – „Warum nicht?“ oder „Warum? Nein!“

Wie schwierig ist es, mit einer Person mit/ohne Behinderung auszugehen?

Wie schwierig ist es, mit einer Person mit/ohne Behinderung auszugehen?

Menschen mit Behinderung daten oder nicht – darüber wurde schon viel diskutiert. Während unterstützende Technologien und medizinische Behandlungen ständig Fortschritte machen, scheint sich das Bild, das Nicht-Behinderte von Behinderten haben, weit weniger schnell zu entwickeln. Zweifel und Missverständnisse über Behinderungen stehen Beziehungen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung noch immer im Weg – Beziehungen, die ebenso romantisch sein und gut funktionieren können.

Drei Personen mit Behinderung aus Grossbritannien haben ihre Online- und persönlichen Dating-Erfahrungen mit der britischen Tageszeitung „The Guardian“ geteilt. Wie viele andere Menschen haben sie ihr Glück mit der Partnersuche auf einer Online-Dating-Plattform versucht. Dabei haben viele die gleichen Zweifel. Einige zögern, ein Profilfoto hochzuladen, auf dem ihre Behinderung erkennbar ist. Einige fragen sich, wann der beste Zeitpunkt ist, um dem/der potenziellen Partner/-in die Behinderung zu offenbaren.

Das Schlimme daran ist, dass eine Behinderung fast nie gut ankommt, egal wann man sie preisgibt. Selten bekommt man Bonuspunkte für Ehrlichkeit, wenn man die Behinderung gleich zu Beginn offenbart. Die meisten Nicht-Behinderten verlieren ihr Interesse oder befürchten, wie im Artikel beschrieben, dass eine behinderte Person keinen Sex haben kann.

Wenn man Glück hat, verläuft der Online-Teil gut. Jedoch hat nicht jeder das Glück, die Beziehung offline fortzuführen. Eine Frau teilte in dem Artikel ihre schlimme Erfahrung mit einem Typen, mit dem sie sich online acht Monate lang getroffen hatte. Bei ihrem ersten (und letzten) persönlichen Treffen kommentierte er den Grad ihrer Behinderung so: „Ach komm, du hattest gesagt, du hinkst ein wenig, aber das ist definitiv mehr als ein wenig hinken. Das lässt sich nicht schönreden!“

In dem Artikel findet Ihr weitere skurrile Dating-Momente zwischen Menschen mit und ohne Behinderung: „Disabled dating on Tinder: People ask if I can have sex“

Warum sich nur auf die Behinderung konzentrieren und dabei all die anderen positiven Eigenschaften einer Person ausser Acht lassen?

Es überrascht eigentlich nicht, dass sich Nicht-Behinderte gegenüber ihren Dating-Partnern mit Behinderung enttäuschend verhalten können. Laut einer 2015 durchgeführten Studie haben nur weniger als 10 % der nicht behinderten Briten jemals die Initiative ergriffen, um mit einer behinderten Person auszugehen, oder sind mit einer behinderten Person ausgegangen. Viele fühlen sich aufgrund ihres mangelnden Wissens und ihrer Angst vor Fehlverhalten gegenüber Menschen mit Behinderung gehemmt.

Das ist in der Tat verständlich. Ich persönlich lerne viel über Behinderung, insbesondere weil ich für die Schweizer Paraplegiker-Forschung arbeite, wo ich täglich Menschen im Rollstuhl begegne. Obwohl ich persönlich keinen regelmässigen Kontakt mit ihnen pflege, so war ich doch bis vor Kurzem der Meinung, dass ich mich problemlos auf einen solchen Kontakt einlassen könnte.

Nun allerdings teile ich mein Büro mit einem Kollegen, der im Rollstuhl sitzt. Alles ist in Ordnung und ich finde, wir verstehen uns gut. Ich bin jedoch selbst überrascht darüber, wie unsicher ich mich im Umgang mit ihm noch manchmal fühle. So dachte ich kürzlich zum Beispiel: „Mein Kollege könnte vielleicht Hilfe gebrauchen. Soll ich ihm helfen? Aber vielleicht sieht es auch nur schwierig aus und er braucht gar keine Hilfe? Er würde doch sicher um Hilfe bitten, wenn er welche braucht?“

Das macht es schwierig, wenn man seinen Kollegen im Rollstuhl genau wie jeden anderen Kollegen behandeln möchte – sich aber nicht sicher ist, wann und wie man richtig reagiert! Daraus wird mir klar, dass die Sensibilisierung für Behinderung nur ein erster Schritt ist. Mehr Möglichkeiten für Nicht-Behinderte und Behinderte zu schaffen, sich untereinander zu mischen, zu lernen, untereinander Kontakte zu knüpfen und einander zu helfen – das ist der nächste grosse Schritt, den es braucht!

Was schlagt Ihr vor, um den Kontakt zwischen Menschen mit und ohne Behinderung zu fördern? Welche Erlebnisse hattet Ihr beim Ausgehen mit Nicht-Behinderten? Wir würden gerne von Euren Erfahrungen lernen. Alles Gute zum Valentinstag!

[Übersetzung des originalen englischen Beitrags]

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