Dieses Spital entwickelt Hilfsmittel für Kinder mit Behinderungen
- 3 Minuten Lesezeit
- 24. Juni 2019
- kitwan
Dieses Spital entwickelt Hilfsmittel für Kinder mit Behinderungen
Hilfsmittel und unterstützende Technologien sind für Menschen mit Behinderungen von grosser Bedeutung. Sie erhalten und verbessern ihre Funktionsfähigkeit und fördern so ihre Unabhängigkeit und Lebensqualität. Solche Hilfsmittel und Technologien sind jedoch nicht immer verfügbar.
Armut ist ein Hauptgrund dafür, dass in vielen Ländern mit mittleren und niedrigen Einkommen Hilfsmittel und Technologien nicht verfügbar sind. Selbst in wohlhabenden Ländern ist Geld immer noch ein einschränkender Faktor. Hilfsmittel wie der LapStacker bieten praktische Lösungen für Menschen mit Behinderungen, doch oft werden sie teuer wie Luxusartikel verkauft.
Zudem ist es – wie in diesem Blogbeitrag über Rollstuhldesign beschrieben – eine Herausforderung, ein Idee für ein neues Hilfsmittel vom Entwurf bis zur Erstellung eines Prototyps zu bringen. Und der Schritt vom Prototyp zum Endprodukt einschliesslich der weltweiten Vermarktung ist sogar noch schwieriger. Hierfür muss oft viel investiert werden – nicht nur Geld, sondern auch Durchhaltevermögen.
In Israel gibt es eine Klinik, die versucht, all diese Herausforderungen zu meistern.
Die israelische Klinik, die Menschen auf der ganzen Welt das Leben erleichtert
Das 1932 gegründete Spital ALYN bietet allgemeine Gesundheitsdienste, paramedizinische Dienstleistungen und Rehabilitationsdienste an. Ausserdem ist es die einzige Rehabilitationseinrichtung für Kinder und Jugendliche in Israel.
Gegen Ende 2017 ging ALYN über die traditionellen Spitaldienstleistungen hinaus und schuf den „Innovation Space“. Damit bestätigte es seinen Status als eines der führenden Spitäler im Bereich Kinder- und Jugendrehabilitation im Nahen Osten und weltweit. Ziel des Innovation Space ist es, Kinder in Israel und auf der ganzen Welt durch zugängliche und erschwingliche Hilfstechnologien zu unterstützen.
Die Idee für dieses Innovationszentrum entstand aus einer Kooperation von ALYN mit zwei Personen, Pablo Kaplan und Chava Rotshtein. Beide arbeiteten für eine grosse Kunststofffirma und wollten zur Gesellschaft mehr beisteuern als nur die Produktion von Plastikmöbeln. 2009 gründete Kaplan die Non-Profit-Organisation Wheelchairs of Hope. Weil sie die gleiche Vision teilten – nämlich Kinder mit Behinderungen zu unterstützen –, schloss sich Wheelchairs of Hope mit ALYN zusammen, um günstige und wartungsfreie Rollstühle für Kinder mit Mobilitätsproblemen auf der ganzen Welt zu entwickeln.
Talente und Experten unter einem Dach vereinen
Aufgrund des Erfolgs von Wheelchairs of Hope gründete ALYN den Innovation Space mit dem Ziel, Gesundheitsexperten, Erfinder und Unternehmer zusammenzubringen. Dieses Alles-unter-einem-Dach-Konzept erleichtert den Austausch von Ideen und Fachwissen, so dass die neu entwickelten Hilfsmittel bessere Chancen auf eine weltweite Vermarktung haben.
Das 450 Quadratmeter grosse Innovationszentrum teilen sich heute zwei Abteilungen: PELE und ALYNovation. PELE kümmert sich um Design und Produktion von individuellen Lösungen für Kinder und Jugendliche mit körperlichen Behinderungen. ALYNovation identifiziert und verändert potentielle neue Hilfsmittel von PELE oder externen Entwicklern und kooperiert mit interessierten Unternehmern, damit die Produkte kostengünstig vermarktet werden können.
Mit einem eigenen 3-D-Druckerraum und einem biomedizinischen Labor zur Entwicklung von Prototypen und zur ersten Produktion der Erfindungen zieht das Innovationszentrum Talente aus aller Welt an, die – teilweise unbezahlt – die besten Lösungen für die jungen Patienten im ALYN entwickeln wollen. Hier zwei Resultate:
Yusuf hat Probleme mit seinen Gliedmassen, aber er möchte selbständig essen – also entwickelte PELE ein Essenswerkzeug speziell für ihn:
Ein anderes ALYN-Erfinderteam entwickelte eine praktische Lösung für Baby-Sondennahrung unterwegs:
Innovation Space ist auch der Austragungsort von PELEthon: Der jährlich stattfindende Makeathon (Kombination aus „to make“ und „Marathon“) am ALYN, bei dem über hundert Teilnehmer in Teams einen Tag lang daran arbeiten, den besten Hilfstechnologie-Prototypen für bedürftige Kinder zu entwickeln.
PELEthon fand diesen April zum vierten Mal statt. Auf dem diesjährigen Event wurde ein individuell zugeschnittenes Joystick-System entwickelt, das es einem Mädchen mit motorischen Problemen ermöglicht, seinen elektrischen Rollstuhl zu steuern. Ein anderes Team entwickelte eine spezielle Orgel, die ein behinderter Junge ohne Hilfe spielen kann. Mit den kontinuierlichen Bemühungen des Innovation Space werden diese beiden Prototypen, wie auch weitere Produkte und Ideen des Events, hoffentlich zu Endprodukten entwickelt werden, um sie weltweit zu einem erschwinglichen Preis verfügbar zu machen.
Was haltet Ihr von der Idee eines solchen Alles-unter-einem-Dach-Innovationszentrums zur Förderung von Hilfstechnologien? Kennt Ihr ähnliche Einrichtungen in der Schweiz oder in Europa?
[Übersetzung des originalen englischen Beitrags]