Wie alles kam. In diesem Frühjahr meldeten sich unsere Freunde aus Michigan. Sie machen eine Kreuzfahrt und diese ende in Venedig. Von dort aus kämen sie dann für 2-3 Tage zu uns nach Südfrankreich. Die Gelegenheit dachte ich! Bei meinem Besuch der Biennale in Venedig vor 3 Jahren entdeckte ich, dass ein Besuch im Rollstuhl gar nicht so unmöglich ist. So schlug ich nach kurzer Rücksprache mit Felix vor, wir könnten uns doch in Venedig treffen. Das hat auf beiden Seiten richtige Begeisterungsstürme ausgelöst. So buchte ich die Flüge Marseille – Venedig. Huch, da musste ich noch ganz schön kämpfen, damit wir den Swisstrack mitnehmen durften. Aber nie lockerlassen und zu guter Letzt hat alles wunderbar geklappt. Ehrlich gestanden, wäre es mir schon recht, wenn man nicht immer für jeden «Seich» so kämpfen müsste. Aber wie gesagt es lief wunderbar. Ich fand ein kleines Studio bei Giardino/Biennale zu 100 Euro die Nacht, was doch eher günstig ist für Venedig. Wir organisierten die Dialyse im Ospedale San Giovanni e Paolo.
Dann kam der Tag und alles klappte wie am Schnürchen, Flug, Transfer mit Bus und weiter mit Vaporetto Nr. 1 durch den Canale Grande bis zur Station Biennale. Schon diese Fahrt bei Sonnenuntergang war ein herrliches Erlebnis.
Am nächsten Morgen frühstückten wir mit unseren Freunden und machten uns auf, den Weg zum Ospedale zu erkunden. Damit Felix dann am Montag früh selbst mit Swisstrack und Vaporetto dorthin finden würde und um gleich die Zeit zu messen. Denn es lohnt sich für den Transport immer etwas mehr einzuplanen. Wir meldeten uns auch gleich beim Empfang und so wusste Felix wohin er sich dann begeben muss. Dieser Abstecher hat sich gelohnt, denn so konnten wir die nächsten zwei Tage unbeschwert geniessen.
Venedig im Rollstuhl ist tatsächlich möglich, wenn man nicht unbedingt in die engen Gässchen im Zentrum möchte. Diese sind für Fussgänger schon verstopft und für Rollstuhlfahrer ein Ding der Unmöglichkeit. Aber Venedig hat so viel zu bieten. Die Vaporettos sind rollstuhlgängig und an allen Anlegestellen hat es Rampen. Viele der grossen Brücken haben eine Rampe und neuere Brücken sind sogar ohne Stufen gebaut. Wir waren aber auch überrascht wie viele einheimische (dies nehmen wir an) RollstuhlfahrerInnen wir antrafen. Und so war es ganz praktisch nach dem Weg zu fragen. Auch wenn es mit unserem italienisch nicht so weit her ist, am Ende hatten wir immer einen guten Weg angetroffen.
Die Restaurants sind meist ebenerdig und das Essen ist himmlisch. Natürlich waren wir ein bisschen abseits vom Markusplatz. Aber die via Garibaldi bietet ganz viele Bars und Restaurants zu vernünftigen Preisen.
Nur die Gondelfahrt war an den Hauptanlegestellen nicht möglich. Da ich die Einzige war, die so gerne eine Gondel gefahren wäre, liessen wir die Suche sein. Aber am Montag, als unsere Freunde abgereist und Felix an der Dialyse war, entdeckte ich hinter dem Spital ein paar wunderschöne Kanäle und da hatte es ein paar Gondeln, die nur auf mich warteten. Inzwischen kennt ihr mich ein wenig. Ich liess es mir nicht nehmen und erfüllte mir diesen Wunsch. Ein allerliebster junger Gondoliere erzählte mir alles Wissenswerte über Venedig und die Gondoliere, es gibt übrigens auch drei Frauen, die diesen Beruf ausüben.
Es gäbe noch viel zu erzählen, aber meine Zeit ist knapp. Morgen darf ich für eine Woche nach München. Freunde überlassen mir ihre Wohnung, während sie in Italien herumgondeln. In dieser Zeit kommen Tochter und Schwiegersohn zu Felix. Welch ein Glück!
Aber gerne dürft ihr mich fragen, falls ihr ein paar Infos zu Venedig braucht. Falls es klappt hänge ich noch ein paar Pdf-Files an. Diese enthalten Stadtpläne wo die rollstuhlgängigen Routen eingezeichnet sind.
Herzliche Grüsse und arrivederci, Silvia