Hallo Dr. Jean,
danke für die Antwort.
Ich habe seit meiner Rückenmarksverletzung eine ganze Reihe an Neurourologen konsultiert in der vagen Hoffnung, vielleicht von meiner neurogenen Blasenstörung erlöst zu werden. Aber außer die genannten Tabletten bekam ich keine Hilfe. Natürlich wurde auch immer wieder der Blasendruck gemessen, was eine aufwändige Prozesdur ist und dessen Wert mir beim fünftenmal fraglich erschien. Der Druck war jedesmal unauffällig, und mir wurde dann auch von einer Pflegerin aus purem Mitleid geraten, nicht noch weitere Blasendruckmessungen vornehmen zu lassen, die allesamt nicht viel bringen.
Restharn usw. lässt sich ja sehr leicht durch Katheterisieren, welches nach dem Wasserlassen durchgeführt wird, bestimmen, und auch das habe ich anfangs gelegentlich gemacht. Es waren immer so um die 200-220 ml. Ich laufe den ganzen Tag mit einer halbvollen Blase rum und entleere diese komplett per Katheter vor dem Zu-Bett gehen. Als ich noch beruflich tätig war (ich bin jetzt 69 Jahre alt), habe ich die Blase auch mehrmals am Tag entleert, damit nichts "passiert". Einen Blaseninfekt hatte ich nur ein einziges Mal, der aber am übernächsten Tag von alleine wieder weg ging. Ansonsten achte ich sehr auf Hygiene "untenrum", das ist mein empfohlenes Rezept für alle Betroffenen.
Wenn ich mich draußen aufhalte und vorher nicht katherisiert habe, halte ich als Mann immer Ausschau nach Büschen u.Ä. und bin deshalb bevorzugt dort anzutreffen, wo es Busch oder Wald oder ähnliches gibt, - aus verständlichen Gründen wie ich hoffe und für Stadtmenschen natürlich nicht immer leicht.
Von der sacralen Nueromodulation will ich abraten: Ich habe mir so ein Ding ins rechte Gesäß implantieren lassen, welches keine Wirkung, aber wirklich gar keine positive Wirkung hatte und von der Ärztin, die das bei mir gemacht hat, nur ein müdes Achselzucken erhalten habe. Nach meinen anschließenden Recherchen bei versch. Krankenhäusern musste ich dann erfahren, dass es bei Querschnittsgelähmten noch in keinem Fall geglückt ist, durch die SNM einen positiven Effekt zu erreichen. Einzig ein Patient, der eine Blasenstörung durch einen Bandscheibenschaden erlitt (also peripher), konnte in geringem Maße geholfen werden.
Jetzt laufe ich mit der Elektrode im Po durch die Gegend und kann kein MRT mehr vornehmen lassen, weil die Elektrode zwar MRT-Tauglich ist, aber nur zusammen mit dem Stimulator, der natürlich wieder entfernt wurde. Die Elektrode wieder zu rauszuholen bedeutet eine Operation durch einen Neurochirurgen und steht mir noch bevor.
Botox ist für mich auch keine Option, weil ja eigentlich "nur" die Blase für ein paar Monate stillgelegt wird und damit auch die Fähigkeit zum natürlichen Wasserlassen futsch ist. Also Katheterisieren bis zum Abwinken, aber ohne mich!
Innerhalb der letzten fast 15 Jahre bin ich "ohne alles" eigentlich ganz gut klargekommen; es hat sich nichts verschlechtert und auch nichts verbessert, und wenn man es dann noch lernt, Getränke zu Zeiten einzunehmen, dass diese ausreichend sind und zu Zeiten wieder abgegeben werden, wo es passt, hat man es irgendwann raus.
Am Schluss noch eine andere Frage. Ich jammere ständig rum bez. meiner stetig verschlechterten Laufmotorik, obwohl ich viel trainiere, dehne, laufe und mittlerweile bei allen möglichen Neurologen und Orthopäden war, um Hilfe und Rat zu bekommen.
Einige zunächst ratlose Neurologen, denen für meinen Kraftverlust im rechten Bein nun gar keine Erklärung einfallen will, kommen dann schließlich auch immer mit dem Argument, dass sich an der Läsionsstelle am Rückenmark so manches verändert, gedrückt wird und die Funktion schädigt. Andere Neurologen hingegen halten das für baren Unsinn und sagen, dass wenn man keine Schmerzen spürt an der Läsionsstelle oder sonstwo, dann hat es auch keine Veränderungen, Verklebungen oder ähnliches gegeben, die mir beim Laufen (oder bei der Blase) zunehmend Probleme bereiten. Was man nach der Operation am Rückenmark nach der Lähmung zuirückbekommen hat, kann man - außer bei einer Syringomyelie - nicht mehr verlieren. Letztere lässt sich wie bekannt im MRT auch gut sehen, und die ist in den ersten 13 Jahren bei mir nicht aufgetreten.
Also ist wohl am ehesten bei meinem Fall der Orthopäde gefragt, der aber blitzschnell auf die neurologische Schädigung als Ursache für den Kraftverlust kommt und danach gleich mehrmals zur Tür am Ausgang schielt...
Beste Grüße,
Salieri