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- 26. Juli 2019
Aspekte einer optimalen Rehabilitation der oberen Extremitäten:
- Lagerung der oberen Extremitäten
- Funktionshand
- funktionelles Training und Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL)
- funktionelle Elektrostimulation
- Robotics
- funktionsverbessernde Operationen
Lagerung der oberen Extremitäten
Bei Tetraplegikern ist die Lagerung sowohl im Bett als auch im Rollstuhl unmittelbar nach Eintritt der Verletzung von grosser Bedeutung. In Abhängigkeit der Läsionshöhe und dem Innervationsniveau wird ein individuell angepasstes Lagerungssystem definiert. Die Lagerung dient zur Kontraktur- und Schmerzprophylaxe.
Funktionshand
Die Ausbildung von Funktionshänden ist ein grundlegender Bestandteil der Behandlung bei Tetraplegikern in der Frühphase. Die Lagerung soll die optimale Länge von Muskeln, Sehnen und Bändern bewirken, die den Tenodeseeffekt ermöglichen. Durch die Lagerung wird eine bewusste Verkürzung der Fingerbeugemuskulatur hervorgerufen und wenn möglich eine Flach- oder Krallhand verhindert. Die Funktionshand ermöglicht ein einhändiges Greifen auch ohne vorhandene Fingermuskulatur.
Funktionelles Training und Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL)
Das Erlernen der Arm-Hand-Koordination und der Einsatz der Funktionshand wird durch funktionelles Training während der gesamten Dauer der Erstrehabilitation intensiv gefördert. Fällt eine Funktion weg, werden Ersatzstrategien als Kompensation erarbeitet. Neurologische therapeutische Behandlungskonzepte wie Bobath oder PNF (Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation) fliessen ebenfalls in die individuelle Behandlung mit ein.
Bobath
PNF (Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation)
Anhand alltäglicher Verrichtungen wie essen, schreiben, Briefe öffnen etc. werden vielfältige Griffe erlernt. Häufig ist auch der Einsatz von mechanischen Hilfsmitteln notwendig, die teilweise individuell hergestellt werden (z.B. von der Ergotherapie oder der Orthopädiewerkstatt) und deren Anwendung intensiv geübt wird.
Angepasste Hilfsmittel: Gabel, Löffel, Schlüssel
Funktionelle Elektrostimulation
Die funktionelle und therapeutische Elektrostimulation (FES) ist eine Technologie, die mit elektrischen Impulsen via Nerv indirekt auf den Muskel einwirkt. Die Elektrostimulation kann unterstützend wirken, um einzelne Muskeln zu kräftigen oder ein neues, funktionelles Gleichgewicht zwischen den beugenden und streckenden Handmuskeln zu erreichen und somit das Greifen möglich zu machen.
Funktionelle Elektrostimulation (FES)
Robotics
Die Robotics, wie z.B. der ArmeoPower oder der ArmeoBoom, bieten eine Ergänzung zum allgemeinen Therapieangebot. Die repetitiven und aufgabenorientierten Therapieübungen sollen eine Wiederherstellung der motorischen Fähigkeiten ermöglichen. Dabei dienen die Geräte lediglich zur Unterstützung, wenn zu wenig Kraft vorhanden ist. Die Robotics erweitern den aktiven Bewegungsraum und trainieren die Kraft und Ausdauer. Die Therapieeinheiten können teilweise selbstständig durchgeführt werden; die Montage und Demontage der Robotics wie auch der Beibehalt physiologischer Bewegungsabläufe erfordern jedoch eine Überwachung durch einen Therapeuten.
ArmeoPower (von vorne)
ArmeoPower (von hinten)
Funktionsverbessernde Operationen
Funktionsverluste von Armen und Händen mit direkter Auswirkung auf die Selbständigkeit von Tetraplegikern haben einen hohen Einfluss auf deren Lebensqualität. Durch Operationen ist es möglich, einen Teil der Funktionen wiederherzustellen.
Während der Handsprechstunde in einer spezialisierten Klinik überprüft ein interdisziplinäres Team (Tetrahandchirurg, Paraplegiologe, Physio- und Ergotherapeut) die neurologischen, funktionellen und psychologischen Aspekte und operative Möglichkeiten werden vorgeschlagen und diskutiert. Da sich Muskulatur und Sensibilität im ersten Jahr nach dem Trauma jedoch deutlich verändern können, wird eine eventuelle Operation meist erst nach einem Jahr durchgeführt.