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Gesundheit & Sexualität

Ernährung – individuell und alltagsnah

Das Ziel einer gesunden Ernährung ist nicht nur eine bedarfsdeckende Versorgung mit Nährstoffen, sondern eine alltagstaugliche, den Vorlieben und Gewohnheiten entsprechende Ernährung, in der Lebensqualität und Genuss ebenfalls einen hohen Stellenwert einnehmen.

In den verschiedenen Rehabilitations- und Lebensphasen von Menschen mit Querschnittlähmung ist es wichtig, eine Fehlernährung und die damit verbundenen Komplikationen zu vermeiden. Weil Nährstoffbedürfnisse individuell sind und sie sich im Laufe einer Rehabilitation oder durch eine Komplikation verändern können, muss auch die Nährstoffzufuhr individuell angepasst werden.

Mangelernährung

Diese wird verursacht durch eine zu geringe Zufuhr von Nährstoffen. Gewisse Nährstoffe fehlen Ihrem Körper. Auch übergewichtige Personen können mangelernährt sein, wenn sie beispielsweise an einem spezifischen Nährstoffmangel leiden (häufig: Protein, Mineralstoffe und Vitamine).

Mögliche Ursachen:

  • Mangelnder Appetit
  • Schluckstörung (Dysphagie)
  • Psychische Belastung
  • Erhöhter Bedarf durch Krankheiten oder medizinische Komplikationen (z. B. Wunden)
  • Stressstoffwechsel

Mögliche Auswirkungen:

  • Verminderung des allgemeinen ­Wohlbe­findens
  • Verlust von Muskelmasse und dadurch Kraftverlust, im Verlauf Risiko der Mobilitätseinschränkung
  • Verminderte Immunabwehr, Anfälligkeit für Krankheiten / Infekte
  • Schlechte Hautverhältnisse, Risiko für Dekubitus, schlechte Wundheilung
  • Schwieriges Darmmanagement

Übergewicht oder Gewichts­zunahme nach frisch erlittener Querschnittlähmung

Übergewicht kann für Menschen mit einer Querschnittlähmung grosse Auswirkungen haben.

Mögliche Ursachen:

  • Verminderte Bewegung
  • Verlust von Muskelmasse
  • Verminderter Ruheenergiebedarf (Grundumsatz) aufgrund des Verlustes an Muskelmasse
  • Psychische Faktoren wie Einsamkeit, Frust, Stress usw.

Mögliche Auswirkungen:

  • Erschwerter Transfer, Einschränkung der Mobilität
  • Rollstuhl oder andere individuell ange­passten Hilfsmittel passen nicht mehr
  • Druckstellen
  • Verminderung des allgemeinen Wohlbe­findens
  • Metabolische Folgeerkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2 oder Fettstoffwechselstörungen

Mangelernährung und ­Über­gewicht ­vorbeugen

Die Ernährung sollte täglich möglichst vielfältig und ausgewogen gestaltet werden. Eine ausgewogene Ernährung besteht aus mindestens drei Portionen Gemüse, zwei Portionen Früchten, drei Portionen Milchprodukten und einer Portion Fleisch, Fisch, Ei oder Tofu täglich. Das Tellermodell kann hierbei eine alltagsnahe Unterstützung geben. Pro Mahlzeit empfiehlt sich immer ein Dreikomponentenmenü mit viel Gemüse und/oder Salat, immer einer Proteinkomponenten sowie eine Stärkebeilage, welche an das Aktivitätslevel angepasst ist. Da Menschen mit Querschnittlähmung häufig einen geringeren Anteil an Muskelmasse haben, benötigt der Körper auch weniger Energie. Um Übergewicht vermeiden zu können, sollten daher besonders energiereiche Lebensmittel mit hohem Kohlenhydratanteil wie beispielsweise Stärkebeilagen, Süssigkeiten oder fetthaltige Lebensmittel nicht im Überfluss konsumiert werden. Zur Kontrolle des Gewichtsverlaufes ohne Waage können Gürtel, Massband oder Referenzkleidungsstücke zu Hilfe genommen werden.

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Faustregel: Die Benutzung des Tellermodells kann helfen, das Verhältnis der einzelnen Komponenten im Gleichgewicht zu halten.
Zur Erhöhung von Gemüse-, Salat- und Obstanteil können Vorspeisen- oder Beilagensalat sowie Fruchtdessert anstatt normalem Dessert helfen.

Verdauungsproblematiken

In den vorgängigen Kapiteln zum Darmmanagement wurde der Zusammenhang mit der Ernährung bereits mehrmals erwähnt. Nachfolgend werden die Ernährungseinflüsse auf das Darmmanagement nochmals genauer aufgezeigt.

Mögliche Ursachen

  • Verminderte Darmtätigkeit durch die ­Querschnittlähmung
  • Verminderte Bewegung
  • Bestehende Unverträglichkeiten
  • Nebenwirkungen von Medikamenten
  • Spastik und Schmerzen
  • Psychische, soziale und kulturelle Aspekte

Mögliche Auswirkungen

  • Blähungen
  • Verstopfungen
  • Durchfall
  • Stuhlinkontinenz
  • unregelmässiger oder wechselnder Stuhlgang
  • Unwohlsein

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Verdauungsproblematiken vorbeugen

Menschen mit Querschnittlähmung können aufgrund der verminderten Darmtätigkeit und Bewegung zu Verstopfung, Verdauungsunregelmässigkeiten, Stuhlinkontinenz oder Blähungen neigen. Eine gesunde, ausgewogene Ernährung bildet die Basis für ein funktionierendes Darmmanagement.

Zur Vorbeugung einer Verstopfung oder Austrocknung des Körpers im Rahmen von Durchfall soll auf eine genügende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden (1,5 – 2 l ungesüsste Getränke täglich).

Insbesondere Nahrungsfasern haben einen grossen Einfluss auf die Verdauung. Einen hohen Anteil an Nahrungsfasern haben frisches Obst und Gemüse, Dörrfrüchte, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Haferflocken sowie Nüsse und Samen. Die tägliche Einnahme von kleinen Mengen Quell- und Fasermittel wie Leinsamen oder Chiasamen kann eine Erhöhung des Stuhlvolumens und somit eine Verbesserung der Peristaltik bewirken. Hierbei ist besonders wichtig, gleichzeitig ausreichend zu trinken, damit die Nahrungsfasern quellen und ihre Funktion erfüllen können. Die Menge und Einnahmefrequenz von Nahrungsfasern muss immer individuell angepasst und schrittweise erhöht werden und sollte 20 – 25 g Nahrungsfasern pro Tag nicht überschreiten.

In der Regel reicht eine Ernährungsanpassung nicht aus, um die sogenannte neurogene Darmfunktionsstörung (durch die Lähmung hervorgerufene Verdauungsproblematiken) in den Griff zu bekommen. Durch medikamentöse Unterstützung mit oralen und / oder rektalen Laxantien (Abführmittel) kann ein möglichst geregeltes Abführschema etabliert werden.

Dekubitus

Die Entstehung einer Druckstelle kann mit der Ernährung zusammenhängen.

Begünstigt wird eine Druckstelle durch:

  • Mangel an spezifischen Nährstoffen (häufig Protein, Zink, Vitamin D, Vitamin C)
  • Übergewicht / Untergewicht

Fehlen diese Nährstoffe oder leiden Sie an Unter- oder Übergewicht, kann dies die Wundheilung und den Dekubitus stark beeinflussen.

Dies kann folgende Auswirkungen haben:

  • Schlechte Wundheilung
  • Schmerzen
  • Immobilisation
  • Verlängerte Spitalaufenthaltsdauer
  • Gegebenenfalls Operation

Druckstellen vorbeugen oder die Wundheilung unterstützen
Um Druckstellen vorzubeugen oder die Heilung einer Wunde optimal unterstützen zu können, benötigt der Körper eine ausreichende oder teilweise sogar erhöhte Zufuhr an gewissen Nährstoffen. So hat der Körper bei einem Dekubitus etwa einen erhöhten Bedarf an Protein. Lebensmittel, welche besonders reich an Protein sind und gut verwertet werden können, sind vor allem tierischer Herkunft. So enthalten insbesondere mageres Fleisch, Milchprodukte und Eier viel tierisches Protein. Aber auch pflanzliche Lebensmittel wie Hülsenfrüchte, Nüsse, Soja und weitere Fleischersatzprodukte enthalten beträchtliche Mengen an Protein.

Zur Prävention einer Druckstelle und zur Optimierung der Wundheilung sollte darauf geachtet werden, dass zu jeder Hauptmahlzeit eine Proteinkomponente eingenommen werden kann. Diese kann allenfalls auch durch ein im Handel erhältliches Protein-Präparat oder ein mit Protein angereichertes Lebensmittel ersetzt oder ergänzt werden.

Weitere Vitamine und Spurenelemente, welche die Wundheilung unterstützen ­können, sollten in einer Laboruntersuchung überprüft und bei einem Mangel allenfalls mit einem ­Supplement ergänzt werden.

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Proteinreiche Lebensmittel wie Fleisch, Fisch, Tofu, Eier, Milchprodukte und Hülsenfrüchte

Ernährung im Alter

Der Stoffwechsel, Geschmackspräferenzen und das Durstempfinden verändern sich mit zunehmendem Alter. So sinkt in der Regel auch der Energiebedarf (Kalorienbedarf), wohingegen der Nährstoffbedarf (insbesondere Vitamine und Mineralstoffe) gleichbleibend ist oder sogar ansteigt (z. B. Proteine). Das Risiko für eine Unterversorgung von Nährstoffen (Mangel­ernährung) oder Flüssigkeit ist daher erhöht. Eine bewusste Auswahl an Nahrungsmitteln und regelmässige Mahlzeiten über den Tag verteilt sind hierbei sehr wichtig.

Die Ernährungstherapie und -beratung

Die Ernährung bei einem Menschen mit Querschnittlähmung orientiert sich an den Grundsätzen, wie sie auch bei Menschen ohne Querschnittlähmung empfohlen wird.

Bei Beschwerden oder Fragen kann Ihnen eine Ernährungsfachperson weiterhelfen. In der Ernährungstherapie und -beratung wird Ihr Ernährungszustand erfasst und Sie erhalten individuelle und fachlich fundierte Unterstützung bei der Umsetzung einer angepassten Ernährung.

Häufig gestellte Fragen

Gibt es eine spezielle Diät ­bei ­Querschnittlähmung?
Grundsätzlich gibt es keine spezifische Diät. Es gelten die Empfehlungen einer gesunden, ausgewogenen Ernährung, um alle Nährstoffe in ausreichender Menge zuzuführen. Die Empfehlungen für die Zufuhr von Nahrungsfasern (Ballaststoffen) ist im Vergleich zu Fussgängern etwas geringer und liegt bei 20 – 25 g pro Tag. Des Weiteren fordern einige Begleiterkrankungen oder Komplikationen (wie z. B. Dekubitus) auch eine höhere Proteinaufnahme.

Wie verändert sich die Körper­zusammensetzung?
Die Muskelmasse nimmt durch die fehlende Innervation und Bewegung ab. Das bedeutet, dass auch der Grundumsatz und damit der Energiebedarf sinkt.

Darf ich noch alles essen?
Ja, Sie dürfen alles essen. Wie bei Fussgängern spielt die Menge die entscheidende Rolle.
Da der Energiebedarf sinkt, ist es wichtig, energiedichte Lebensmittel (z. B. Süssgetränke, Knabbereien, Süssigkeiten) in geringen Mengen zu geniessen. Zudem sollten Sie den eigenen Körper gut beobachten, um individuelle Unverträglichkeiten wahrzunehmen.

Ist es nötig, Nahrungssupplemente ­einzunehmen?
Bei einer ausgewogenen Mischkost sind Supplemente¹ nicht nötig. In einzelnen ­Situationen aber, z. B. bei einem erhöhten Bedarf während einer Krankheit oder mit einem Dekubitus sowie wenn ein Mangel im Blut festgestellt wird, kann ein Supplement ­helfen oder notwendig sein, um den Bedarf zu decken.

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