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Im Grunde sind wir alle religiös

Ob wir nun Rolli-Fahrer sind oder nicht: Das etwas verkrampfte Verhältnis zur Religion ist uns allen gemein. An Weihnachten wird das besonders deutlich. Wir feiern sie mit allerlei Firlefanz, Geselligkeit und gutem Essen. Dagegen vernachlässi­gen wir in den festlichen Umtrieben die viel zitierte Besinnlich­keit.

Unter dem Jahr kehren wir aber gerne in uns und lassen uns vom Verschlüsselten und Unerklärbaren erschauern. Wir geben uns ergreifenden Naturerlebnissen, berauschender Musik oder zielloser Entspannung hin und schwimmen im unendlichen Fluss der unfassbaren Ewigkeit. Auch die zielgerichtete Nachdenklich­keit pflegen wir: Wir stellen uns immer wieder Fragen, von de­nen wir genau wissen, dass uns die Antworten darauf verschlossen sind. Dabei gestehen wir uns vielfach nicht ein oder merken gar nicht, dass wir uns mit solchen Handlungen im Grunde religiös ausrichten.

Wir streben nicht nach unverrückbaren Wahrheiten, wie sie Religionen zu­weilen vertreten. Wir suchen vielmehr die Faszination und die Auseinanderset­zung. Das ist gut und tut uns auch gut, und zwar nicht nur im Umgang mit Fragen rund um die Religion und das Universum. Je mehr wir staunen können und auch bereit sind, uns immer wieder zu hinterfragen, umso weniger überschätzen wir uns. Gelegentlich werden wir überheblich und blenden diesen Grund­satz aus. Weihnachten ist die Gelegenheit, ihn wieder zu er­leuchten.
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