- 1 Minuten Lesezeit
- 18. Dezember 2015
- fritz.vischer_old
Ob wir nun Rolli-Fahrer sind oder nicht: Das etwas verkrampfte Verhältnis zur Religion ist uns allen gemein. An Weihnachten wird das besonders deutlich. Wir feiern sie mit allerlei Firlefanz, Geselligkeit und gutem Essen. Dagegen vernachlässigen wir in den festlichen Umtrieben die viel zitierte Besinnlichkeit.
Unter dem Jahr kehren wir aber gerne in uns und lassen uns vom Verschlüsselten und Unerklärbaren erschauern. Wir geben uns ergreifenden Naturerlebnissen, berauschender Musik oder zielloser Entspannung hin und schwimmen im unendlichen Fluss der unfassbaren Ewigkeit. Auch die zielgerichtete Nachdenklichkeit pflegen wir: Wir stellen uns immer wieder Fragen, von denen wir genau wissen, dass uns die Antworten darauf verschlossen sind. Dabei gestehen wir uns vielfach nicht ein oder merken gar nicht, dass wir uns mit solchen Handlungen im Grunde religiös ausrichten.
Wir streben nicht nach unverrückbaren Wahrheiten, wie sie Religionen zuweilen vertreten. Wir suchen vielmehr die Faszination und die Auseinandersetzung. Das ist gut und tut uns auch gut, und zwar nicht nur im Umgang mit Fragen rund um die Religion und das Universum. Je mehr wir staunen können und auch bereit sind, uns immer wieder zu hinterfragen, umso weniger überschätzen wir uns. Gelegentlich werden wir überheblich und blenden diesen Grundsatz aus. Weihnachten ist die Gelegenheit, ihn wieder zu erleuchten.