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Interview mit der Sportlerin Kira Grünberg

Lest das Interview im Anhang! Es ist am 15. Januar 2017 in der Schweiz am Sonntag erschienen.

Kira Grünberg ist eine kluge junge Frau. Dabei hat es sie recht hart er­wischt: C-5 komplett nach einem Unfall als Stabhochspringerin. Das war Mitte 2015. Seither ist sie in den Medien. Sie ist jetzt so bekannt, wie sie es als Spitzensportlerin vielleicht nie geworden wäre. Sie spricht das auch ehrlich an: Die Aufmerksamkeit, die ihr der Bruch der Halswirbelsäule ein­bringt, ist umwerfend. Zuvor war sie ei­nes von manchen Nachwuchsta­lenten. Jetzt ist sie einzigartig. Der Soziologe würde sie als Krankheitsge­winnerin bezeichnen. Statt sie darum zu beneiden, könnten wir uns über­legen, was die Rückenmarkverletzung denn uns gebracht hat. Natürlich ist diese Sichtweise ungewöhnlich. Gewöhnlich ge­hen wir davon aus, dass dem Schlechten nur Schlechtes entspringt. Aus dem Schlechten das Gute herauszuschälen, kann aber hilfreich sein. Dazu lädt Kira Grün­berg ein.

Sie sagt auch, dass sie im Traum noch immer gehen kann. Dazu kann ich ihr zurufen, dass das auch im Jahre 2054, also 39 Jahre nach ihrem Sturz, noch so sein wird, und die meisten von euch, wenn nicht alle, können das sinngemäss bestätigen. Der Traum ist ehrlich und zeigt auf, wie wir die Welt sehen und was uns bedrängt . Es ist gut, dass Kira das ausspricht, denn sie sagt damit, dass wir im Grunde kerngesund sind. Trotz Rollstuhl tragen wir das Weltbild des Gesunden und Unversehrten in uns. Das er­leichtert es uns sehr, uns wieder in der Gesellschaft einzugliedern. Es be­vorteilt uns gegenüber Menschen mit einer Geburtsbehinderung und ge­genüber all jenen mit fortschreitenden Erkrankungen. Kira erinnert da­ran, dass es vielleicht gut ist, wenn wir uns dessen immer wieder bewusst werden.

Schliesslich ist sie sie sich auch als gut aussehende junge Frau nicht zu vornehm, zuzugeben, dass es wichtiger ist, selber aufs Klo gehen zu kön­nen als an sich gehen zu können. Sie fährt fort, dass eben auch innere Organe und mit ihnen verknüpfte Körperfunktionen betroffen sind. Damit trifft sie in lobenswerter Weise und stellvertretend für uns alle des Pudels Kern, und verzichtet zum Glück darauf, noch über Sex zu faseln.

Ich habe mir erlaubt, die guten Passagen im Interview rot zu markieren, und wünsche jetzt viel Vergnügen bei der Lektüre.
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