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Wohntraining für junge Erwachsene

In Schenkon/LU entsteht die erste Reha-WG der Schweiz – für den Übergang junger Menschen in ein selbstständiges Berufs- und Alltagsleben

In Schenkon/LU entsteht die erste Reha-WG der Schweiz – für den Übergang junger Menschen in ein selbstständiges Berufs- und Alltagsleben

Vielen jungen Erwachsenen mit einer Querschnittlähmung fällt es schwer, zusätzlich zum Einstieg in Ausbildung und Beruf auch noch den Schritt in die eigene Wohnung zu bewältigen. Also suchten Fachleute der Schweizer Paraplegiker-Gruppe in Nottwil eine Möglichkeit, wie die Hürde gesenkt werden kann. Es entstand die Idee einer betreuten Wohngruppe, in der vier bis sechs Personen die selbstständige Lebensführung üben können – mit allem, was dazugehört.

Ein Glücksfall

«Die Reha-WG war eine gemeinsame Idee von ParaWork und ParaHelp», sagt Andrea Violka, die das Projekt leitet. «Unsere Wohnung ist eingebettet in eine normale Siedlung in Schenkon, in der verschiedene Aktivitäten rund um die Nachbarschaftshilfe gefördert werden.» Das sei ein Glücksfall, sagt die Pflegefachfrau. Bei der Suche nach einer geeigneten Lösung hat sie bewusst auf den Standort Nottwil verzichtet. So können die WG-Bewohner trainieren, wie sie bei Bedarf den Weg ans Schweizer Paraplegiker-Zentrum mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen.

para wg gemeinschaftsraum

Ansicht Gemeinschaftsraum

Ein Aufenthalt in der Wohngruppe ist auf sechs Monate bis drei Jahre limitiert. Die Teilnehmenden müssen einer Ausbildung oder einem Beruf nachgehen und werden vor Ort von Fachleuten interprofessionell begleitet. Dabei werden mit ihnen konkrete Lernziele vereinbart. Nachts steht ein Pikettdienst bereit, für die pflegerischen Verrichtungen sind punktuelle Synergien vorgesehen: So sollen sich die Bewohner etwa gewisse Spitexleistungen selbst organisieren – wie wenn sie bereits alleine wohnen würden.

Die meisten der WG-Bewohner im Alter von 16 bis 25 Jahren leben von Geburt an mit einer Beeinträchtigung oder kamen in jungen Jahren in den Rollstuhl. Für sie ist der Auszug aus dem häuslichen Umfeld ein grosser Einschnitt im Leben: Eingespielte Abläufe müssen neu definiert werden, Familienrollen ändern sich, Verantwortlichkeiten werden selbst übernommen.

para wg wohnzimmer

Ansicht Wohnzimmer

Zweijährige Pilotphase

Doch nicht nur für die jungen Erwachsenen ist der Ablöseprozess vom Elternhaus schwierig, auch die Eltern sind gefordert. Sie haben ihre Kinder jahrelang umsorgt, viel Zeit für Pflegeleistungen und Betreuungsaufgaben aufgewendet, einen behüteten Rahmen geschaffen. Deshalb sind die Eltern eng ins Projekt eingebunden, mit Beratungen und einem regen Informationsaustausch während der WG-Zeit.

Im Juli 2020 wird die zweijährige Pilotphase des begleiteten Wohnens beginnen. Projektleiterin Violka möchte in dieser Zeit nicht nur die Abläufe optimieren, um eine möglichst effektive Begleitung zu gewährleisten, sondern auch offene Fragen zur Finanzierbarkeit des Therapiesettings lösen. Der endgültige Betrieb sollte dann selbsttragend sein. Violka ist optimistisch: «Viele Betroffene haben das Potenzial für den Schritt in die altersentsprechende Selbstständigkeit. Es geht nur darum, ihnen die Teilhabe an der Gesellschaft tatsächlich zu sichern.» Dass für die Reha-WG ein hoher Bedarf besteht, das hat bereits ihr Vorprojekt gezeigt.

para wg aussenansicht

Aussenansicht

Eine erste Unterstützung konnte sich Violka bereits sichern: «Ikea Rothenburg hilft uns, indem die Firma Gelder sammelt und damit Mobiliar für die Wohnung zur Verfügung stellt.» Jetzt fehlen nur noch die Bewohner.

Habt Ihr Interesse oder kennt jemanden, der sich für die Reha-WG interessieren könnte? Dann meldet Euch bis Ende 2019 bei: andrea.violka@parahelp.ch. Weitere Informationen gibt es auf https://www.paraplegie.ch/de/wg-zimmer.

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