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Der Hingucker für den Rollstuhl
Porträts & Geschichten

Der Hingucker für den Rollstuhl

Rad-Zierblenden für den Rollstuhl, mit denen man ins Gespräch kommt

Rad-Zierblenden für den Rollstuhl, mit denen man ins Gespräch kommt

Welche Rolle spielen die Träume oder Lieblingsbeschäftigungen Eurer Kindheit noch in Eurem Erwachsenenleben? In Irland haben zwei Schwestern aus ihrem Kindheitstraum ein echtes Business gemacht.

Als Kinder haben sich die beiden am liebsten verkleidet und den Rollstuhl der einen Schwester dekoriert, die mit Spina bifida geboren wurde. Heute sind die zwei Schwestern stolze Gründerinnen von Izzy Wheels, einem aufstrebenden Modelabel für Rad-Zierblenden.

Aus einem College-Projekt wird ein Unternehmen

Schon in ihrer Kindheit half Ailbhe Keane ihrer jüngeren Schwester Izzy gerne dabei, ihren Rollstuhl für besondere Anlässe zu verschönern. Wenn die Räder hübsch dekoriert sind, reagieren fremde Menschen positiv auf Izzy und machen ihr Komplimente für ihren wunderschönen Rollstuhl. Das freut sie sehr, denn normalerweise bekommt sie von Fremden eher mitleidige Blicke. Oft erklärt sie:

«Eine der grössten Herausforderungen für mich und andere Menschen im Rollstuhl, wenn wir Menschen treffen, die nicht im Rollstuhl sitzen und auch keinen Rollstuhlfahrer kennen, besteht darin, unserem Gegenüber ein positives Bild zu vermitteln.»

Die Schwestern aus Irland sprechen über ihre Gedanken und Beziehung zu Rollstühlen.

Später studierte Ailbhe in Dublin am National College of Art and Design. Die positiven Erfahrungen mit den geschmückten Rädern inspirierten sie zu ihrem Abschluss-Designprojekt über das Thema «Befähigung von Menschen mit einem dauerhaften, den Lebensstil beeinflussenden Gesundheitsproblem». Für das Projekt entwarf Ailbhe eine Reihe von austauschbaren Radzierblenden für Izzys Rollstuhl. Diese sollten nicht nur zu ihren Outfits passen, sondern auch ihre Fröhlichkeit und positive Beziehung zu ihrem Rollstuhl hervorheben, die häufig übersehen wird.

Nachdem Ailbhe ein paar Fotos von Izzy mit ihren neuen, farbenfrohen Rädern auf Instagram geteilt hatte, ging das Projekt im Netz viral. Rollstuhlfahrer kontaktierten sie, weil sie die Blenden kaufen wollten, und Designer fragten nach einer Zusammenarbeit an. 2016 machten die irischen Schwestern aus dem College-Projekt ein Startup-Unternehmen namens «Izzy Wheels» mit dem Slogan «If you can’t stand up, stand out!» (DE: Wenn du nicht aufstehen kannst, fall auf!).

Ailbhe und Izzy auf dem Cover des SpokeOut-Magazins des irischen Rollstuhlverbands.

Ailbhe und Izzy auf dem Cover des SpokeOut-Magazins des irischen Rollstuhlverbands. (Quelle: Facebook@irishwheelchairassociation)

Kleinunternehmen wird massenkompatibel

Izzy Wheels hat Radzierblenden bereits in 35 Länder verkauft. Dank Berichten in einigen der weltweit führenden Fachzeitschriften wie Vogue, Forbes und Cosmopolitan arbeitet das Label mit Designern aus aller Welt, um stilvolle und verspielte Radblenden zu entwerfen und so die Lücke zwischen Behinderung und Mode zu schliessen.

Was denken die Schwestern aus Irland über diese Lücke? Das verrieten sie in einem Interview mit Natasha Lipman, einer Bloggerin und Journalistin aus London mit einer chronischen Krankheit:

«Wir sind noch weit davon entfernt, dass sich Mode für Menschen mit Behinderung etabliert, aber wir müssen dranbleiben.»

Wenn noch mehr grosse Unternehmen mit gutem Beispiel vorangehen und Menschen mit Behinderung in ihre Beratungsgremien einbeziehen, wird die gesamte Branche folgen und Unternehmungen für Menschen mit Behinderung werden sich etablieren.

«Ich möchte, dass sich die Menschen damit wohlfühlen, in eine etwas positivere Richtung zu gehen, auch wenn es nur winzige Schritte sind.» sagt Izzy.

Weltweite Anerkennung und ikonischer Durchbruch

Die weltweite Anerkennung für Izzy Wheels nimmt weiter zu, da die Schwestern 2017 als erste Personen aus Irland eine offizielle Instagram Story veröffentlichten, die von über 250 Millionen Menschen angeschaut wurde. Das Forbes Magazine nahm sie in seine «30 Under 30»-Liste der vielversprechendsten Unternehmer 2018 auf.

Zu ihren jüngsten Erfolgen zählen vier «Barbie x Izzy Wheels»-Rollstuhl-Radblenden in limitierter Auflage für die neue Barbie-Reihe «Barbie Fashionistas», die auch Puppen im Rollstuhl umfasst.

Barbie x Izzy Wheels

Behinderung wird massenkompatibel: Barbie x Izzy Wheels. (Quelle: Facebook@izzywheels)

Die Schwestern sagen, mit dieser Zusammenarbeit werde «ein Traum wahr». Kinder und Erwachsene mit Behinderungen können nun mit einer Barbie spielen, mit der sie sich identifizieren und sich sogar die passenden Radblenden dazukaufen können. Diese Zusammenarbeit mit der Mode- und Kulturikone ist in der Tat ein weiterer wichtiger Meilenstein für die Repräsentation von Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft.

Der weltweite Erfolg ändert jedoch nichts daran, wie die Schwestern ihr Unternehmen führen wollen. All ihre Radzierblenden werden nach wie vor auf Bestellung angefertigt, von Hand verpackt und mit einer handschriftlichen Nachricht an die Kunden verschickt. Sie betrachten Izzy Wheels-Radblenden als Kunstwerke, wie sie Rollstühle als etwas Positives und Freundliches ansehen statt als etwas rein Funktionales. Sie hören gerne Geschichten von Menschen über ihre persönliche Beziehung zu ihrem Rollstuhl.

«Seid nicht nur auf Profit aus, gründet ein Unternehmen, das die Welt ein bisschen besser macht.»

Wie steht Ihr zu Eurem Rollstuhl? Verschönert Ihr ihn auch und warum? Erzählt uns davon!

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