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Reisen & Freizeit

Melchsee-Frutt – Schweiz pur und rollstuhlgängig

Mitten in der Schweiz lädt das idyllische Hochtal zum Verweilen ein.

Mitten in der Schweiz lädt das idyllische Hochtal zum Verweilen ein.

«Heute führe ich euch in die Frutt», kündigt Petra, meine Schwägerin, an. Sie ist Obwaldnerin und lebt seit Kindesbeinen am Sarner See. «Du wirst sehen», fährt sie fort, «wie bequem wir Obwaldner dir alles eingerichtet haben».

Beschaulich ist es am Melchsee! Im Hintergrund das Dorf und die luxuriöse «Lodge»

So fahren wir zu viert los, von Sarnen zunächst nach Kerns, von dort aus ins Melchtal durch das gleichnamige Dorf bis zur Stöckalp auf 1080 Meter. Hier ist die Talstation der modernen Gondelbahn mit grossem Parkplatz. An zweckmässiger Stelle hat es auch Plätze für Rollstuhlfahrer. Wir steigen aus und spannen den Swiss-Trac vor. Mit ihm fahre ich direkt in die Gondel, die uns nach Melchsee-Frutt hochbringt. Jetzt sind wir auf 1920 Meter über Meer.

Die Bergstation liegt auf der Kuppe. 20, 30 Meter unter uns öffnet sich der Blick auf den malerischen, kleinen Melchsee, an dessen südöstlichem Ende sich das Dörfchen Melchsee-Frutt befindet. Es bildet den südlichen Abschluss eines rund acht Kilometer langen Hochtals. Eine leicht begehbare, teils sogar geteerte Strasse durchzieht das Tal gegen Norden hin: nach dem Melchsee, den Tannsee entlang und schliesslich bis zum Blausee. Auf diesem Weg, umgeben von Bergen, scheinen alle zufrieden zu sein: Wanderer, Biker, Rollstuhlfahrer, die ansässigen Bauern und – wie es scheint – auch das Vieh. 

Die romantische Kapelle

Wir wandeln gemächlich Richtung Tannsee und schon bald zeigt sich im Norden eine schneebedeckte Bergkette. Petra weiss natürlich, was für Berge: Das Titlis-Massiv, die Wendenstöcke und der Mähren. Wir geniessen es und schwelgen. Wir sind in einer Schweiz, die noch anmutiger und landschaftlich reizvoller ist, als es uns retuschierte Postkarten gerne vortäuschen. Hier in der «Frutt» scheint sich nichts zu verändern. Es ist ruhig, die Luft ist frisch, der Kopf klar.

Wohl deshalb eröffnete schon 1888 das erste Kurhaus in Melchsee-Frutt seine Pforten. Eine jetzt noch bestehende steile und kurvenreiche Strasse führte nach oben. Die Luftseilbahn gibt es erst seit 1935. Gemütliche Bergrestaurants gab es wohl immer. Die Geschichte des gehobenen Tourismus in der ewig schönen «Frutt» ist indessen wechselvoll. 2004 brannte das letzte noch bestehende Kurhaus ab. Seither haben verschiedene Investoren neue Projekte umgesetzt. Sie kommen, unter uns gesagt, alle etwas affig rüber, sind aber auf uns Rollstuhlfahrer eingestellt.

Deshalb peilen wir nach gemütlichem Spaziergang zielgerichtet das 2011 eröffnete Frutt Lodge & Spa an. Auf der wunderbaren Sonnenterrasse genehmigen wir uns bei Bier und Weisswein eine Bratwurst mit Kartoffelsalat.

Im Hochtal auf rund 1900 Meter fühlen sich alle «kuhwohl».

Das Hotel hat auch ein behindertengerechtes Doppelzimmer. Es ist allerdings nicht auf den See gerichtet. Dafür das billigste im Haus und daher von verschiedensten Gästen rege genutzt, wie mir die Rezeptionistin erklärt. Billig bedeutet: schlappe 280 Franken.

Petra tröstet mich: «Wir sind hier praktisch neben dem geografischen Mittelpunkt der Schweiz. Hier kommt jeder im Rahmen eines Tagesausflugs hin und wieder zurück.» Recht hat sie. Sie hat sich auch einen Kuss von mir verdient, denn ihr Versprechen hat sie erfüllt: Sie und die Obwaldner haben ihre «Frutt» wirklich gut eingerichtet für uns.

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