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Spastizität entwickelt sich durch eine Schädigung des Rückenmarks oder des Gehirns. Der Begriff leitet sich aus dem griechischen Wort «spasmos» ab und bedeutet Krampf der Muskulatur. Spastik und Spasmen spielen im Leben querschnittgelähmter Menschen und ihrer Betreuungspersonen häufig eine zentrale Rolle.

Warum entsteht Spastizität?

Die Regulierung von Körperspannung ist sehr komplex, Bewegungen werden vom Gehirn und Rückenmark gemeinsam gesteuert. Durch die Querschnittlähmung kommt es zur Unterbrechung der auf- und absteigenden Nervenbahnen im Rückenmark, über welche die Regulierung gesteuert ist. Das Gehirn verliert den Einfluss auf die Reflexe und die Kraftentwicklung der Muskulatur.

Reflexe sind unwillkürliche Bewegungen, deren Steuerung direkt über den Reflexbogen im Rückenmark abläuft. Durch die Unterbrechung des Rückenmarkes ist ihre Regulierung gestört, sie werden nicht mehr «gebremst» und reagieren stark. Viele querschnittgelähmte Menschen leiden deshalb an erhöhtem Muskeltonus1 oder krampfartig einschiessender Muskelaktivität.

Unterschied von Spastik und Spasmen

Spastik bedeutet, dass der Grundtonus der Muskeln in den gelähmten Körperpartien erhöht ist. Spasmen sind einschiessende unspezifische Antworten auf Sinnesreize. Da die zentrale Kontrolle über das Rückenmark verloren gegangen ist, werden sensorische Reize mit unspezifischen Muskelspannungen beantwortet. Man unterscheidet dabei zwischen Beuge- und Streckspasmen, je nachdem, ob die Beuge- oder Streckmuskulatur mehr betroffen ist.

Bedeutung für den betroffenen Menschen

Spastik bedeutet, dass der Körper auf höchstem Anstrengungsniveau arbeitet und einen sehr hohen Energieverbrauch hat. Die Bewegungsmöglichkeiten in den Gelenken sind eingeschränkt, da die umgebenden Muskeln so angespannt sind, dass jegliche Elastizität und somit der Bewegungsspielraum verloren geht. Dadurch benötigen Bewegungen viel Kraft, was unter anderem eine Einschränkung der Selbständigkeit bedeuten kann. Spastik hat jedoch viele positive Effekte. Sie gibt dem Körper mehr Stabilität, sodass gelähmte Körperteile zwangsläufig den Impulsen der nicht gelähmten Teile folgen, da die Gelenke durch die hohe Spannung der umgebenden Muskeln gar keine Bewegung in andere Richtungen zulassen.

Einschiessende Spasmen können teilweise beim Ausführen von Alltagsaktivitäten hilfreich genutzt werden, bei Transfers, wo Streckspasmen beispielsweise das Stehen für kurze Zeit ermöglichen können, beim Beine aufs Bett Hochheben oder beim sich Kleiden, wo eher Beugespasmen hilfreich sein können.

Treten die Spasmen sehr überraschend auf, können sie auch ein Risiko darstellen, da sie Bewegungsabläufe störend beeinflussen und so zu Stürzen oder Verletzungen führen können.

Bedeutung für Betreuungspersonen

Der Umgang mit Spastizität stellt hohe Anforderungen an die betreuenden Personen. Die Pflege ist oft mit hohem Kraftaufwand verbunden, da sich Muskelspannungen eines betroffenen Menschen leicht auf die Assistenzperson übertragen.

Pflegerische Merkpunkte

Bei Spastik

  • Menschen regulieren ihre Spannung durch Bewegung. Daher sind häufige kleine Positionsveränderungen langen Lagerungsintervallen vorzuziehen.
  • Bei Lagerungen ist es wichtig, dass auf einen niedrigen Spannungszustand geachtet wird. Das Fixieren der Beine im Bett erhöht in der Regel die Körperspannung.
  • Um die Körperspannung zu senken, gibt es verschiedene mögliche Lagerungspositionen. Am wirksamsten haben sich die Frosch- und Dehnlagerung erwiesen

Bei Spasmen

  • Spasmen werden häufig durch Berührungen ausgelöst. Dabei gibt es Kontaktpunkte, die sensibler auf Berührungen reagieren als andere, so genannte Triggerpunkte. Triggerpunkte sind unter anderem die Kniekehlen, Fusssohlen und die Bauchdecke, welche bei Berührungen bewusst ausgespart oder nicht beim ersten Kontakt berührt werden sollten.
  • Spasmen treten oft sehr überraschend auf, was für die Betroffenen und ihre Betreuungspersonen nicht ungefährlich sein kann. Daher gilt es, bei Menschen, die oft einschiessende Spasmen erfahren, vorsichtig zu sein. Plötzliche Streckspasmen bei Transfers oder Beugespasmen der Beine im Bett können ein Sicherheitsrisiko darstellen, wobei Streckspasmen bei einer Gelenksbeugung von mehr als 90° in der Regel nicht auftreten.

Gibt es Medikamente, die meine Spastizität reduzieren können?

Ja. Es gibt verschiedene Wirkstoffgruppen, die auf Spastik oder Spasmen wirken. Allerdings haben sie häufig starke Nebenwirkungen, die sich auch auf die Fahrtauglichkeit beim Autofahren auswirken können. Grundsätzlich muss Spastizität erst dann mit Medikamenten behandelt werden, wenn sie für Sie bei Alltagsaktivtäten wie Transfers, Körperpflege usw. störend ist.

Warum kann meine Spastizität plötzlich viel stärker werden?

Dies ist oft ein Warnsignal dafür, dass etwas im Körper nicht stimmt. Es könnte ein Hinweis auf eine Infektion oder Verletzung sein.

1 Muskelspannung

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