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Blase & Darm

Medikamentöse Massnahmen zur Darmentleerung

Um die Darmentleerung bei einer Querschnittlähmung zu regulieren, ist häufig eine medikamentöse Stimulation sowie eine Regulierung der Stuhlkonsistenz nötig. Da Laxantien1 aber nicht unbedenklich sind, obwohl sie oft aus pflanzlichen Bestandteilen gewonnen werden, gilt der Grundsatz: «So wenig als möglich, soviel wie nötig».

Die Einnahme von Abführmitteln kann einen Gewöhnungseffekt herbeiführen, daher sind nicht alle Laxantien für den Langzeitgebrauch geeignet. Die Auswahl der Abführmittel wird auf Grund der Wirkungsweise getroffen.

Für die Darmentleerung wird eine normale Stuhlkonsistenz (geformte Stuhlkonsistenz) angestrebt. Eine ausgewogene Ernährung mit Ballaststoffen sowie eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr hilft, die Stuhlkonsistenz zu regulieren, viel Bewegung unterstützt die Darmtätigkeit zusätzlich.

Altbewährte Hausmittel – wie sinnvoll sind sie?

Gerne greift man bei Abführproblemen auf natürliche Stoffe zurück. Diese sind jedoch für den Langzeitgebrauch nicht zu empfehlen und bei einer Querschnittlähmung oft ungeeignet.

Sennesfrüchte

In vielen Abführtees sind die Schalen von Sennesfrüchten enthalten, ebenso wird teilweise Feigensirup damit gemischt. Sennesfrüchte können die Dickdarmtätigkeit einschränken, die Aufnahme von Flüssigkeit im Darm aus dem Gleichgewicht bringen und haben die Tendenz, abhängig zu machen.

Weizenkleie, Leinsamen, Flohsamen usw.

Diese Nahrungsmittelfasern sind in der normalen Ernährung unbedenklich, zur Stuhlregulierung bei einer Querschnittlähmung jedoch nur bedingt geeignet. Sie können sich im Darm in Schleimhautfalten oder Divertikeln2 ablagern und so zu Entzündungen führen.

Rektale Entleerungshilfen

Bei den rektalen Entleerungshilfen wie auch den oralen Laxantien handelt es sich um Medikamente. Bitte lesen sie vor Gebrauch die Packungsbeilage und kontaktieren Sie bei Fragen und Unklarheiten Ihren Hausarzt.

Suppositorien

Bei Menschen mit einer Querschnittlähmung haben sich zwei Arten von Suppositorien bewährt. Diese sind beide für die Langzeitanwendung geeignet:

  • Kohlensäureproduzierende Zäpfchen (Lecicarbon®) regen durch die Bildung von Gasbläschen die Peristaltik3 an und bewirken so eine Darmentleerung. Ihre Wirkungszeit beträgt zirka 15-30 Minuten.
  • Bisacodyl-Zäpfchen (Prontolax®, Dulcolax®) hemmen die Wasseraufnahme aus dem Darm und steigern die Peristaltik, sodass es zur Darmentleerung kommt. Ihre Wirkungszeit beträgt 20-60 Minuten.

Glycerin-Zäpfchen sind nicht geeignet für Menschen mit einer kompletten Querschnittlähmung, da sie nur im Enddarm wirken.

Klistiere

Klistiere entziehen dem Körper Flüssigkeit. Dies führt im Dickdarm zu einer Stuhlvolumenerhöhung und regt die Darmtätigkeit an. Als Wirkstoffe enthalten sie entweder Salze (Freka Clyss®) oder Zucker und Zuckeralkohole (Microklist®). Ihre Wirkungszeit beträgt 5-20 Minuten. Sie sind nicht geeignet für die Langzeitanwendung und werden nur bei Abführschwierigkeiten genutzt.

Orale Laxantien

Grundsätzlich sollten so wenig Abführmittel wie möglich eingenommen werden. Sie werden je nach Stuhlkonsistenz angepasst. Die Wirkung tritt in der Regel nach frühestens 24 Stunden ein. Darum eignen sich diese Mittel nicht für den kurzfristigen Einsatz.

Orale Laxantien haben unterschiedliche Wirkungsweisen und lassen sich in verschiedene Gruppen zusammenfassen:

  • Quellmittel (Agiolax® mite, Metamucil® N Mite, Colosan® mite usw.) quellen bei der Wasseraufnahme auf und führen so zu einer Stuhlvolumenvergrösserung und Darmanregung. Sie verleihen dem Stuhlgang eine weiche und geschmeidige Konsistenz. Der Wirkungseintritt ist erst relativ spät, nach 12 Stunden bis mehreren Tagen, je nach Produkt. Sie sind geeignet für die Langzeitanwendung. Wichtig ist, dass Sie bei der Einnahme von Quellmitteln reichlich nachtrinken, ansonsten kann es zu Verstopfung kommen.
  • Wasserbindende Mittel aus Macrogol und Salzen (Movicol®) oder synthetischem Zucker (Importal Sachet®) binden Wasser im Darm, was im Dickdarm zu einer Stuhlvolumenerhöhung und Anregung der Darmtätigkeit sowie zu einer Aufweichung des Stuhlgangs führt. Der Wirkungseintritt dauert unterschiedlich lang, bei synthetischem Zucker ist er zirka 12-48 Stunden, bei den Salzen 24-72 Stunden. Sie sind geeignet für die Langzeitanwendung.

Orale Laxantien entziehen dem Körper Wasser. Um dies auszugleichen, muss man viel trinken.

Muss ich für eine Veränderung der Abführmedikamente immer den Arzt kontaktieren?

Nicht zwingend. Wenn es sich nur um eine Anpassung der Dosis handelt und Sie das Medikament kennen, können Sie das selbständig handhaben. Dies erfordert allerdings Erfahrung, welche Sie nach und nach gewinnen.

Wenn Sie Probleme haben oder grundsätzlich mit der Einstellung Ihrer Abführmedikamente nicht mehr zufrieden sind, sollten Sie Ihren Hausarzt kontaktieren. Es empfiehlt sich nicht, sich nur in einer Apotheke beraten zu lassen, da die Wirkung von Laxantien bei querschnittgelähmten Menschen oft anders ist als bei Menschen ohne Darmlähmung und darum auch nicht alle Medikamente geeignet sind.

Muss ich bis an mein Lebensende Abführmedikamente nehmen?

Das ist sehr unterschiedlich, je nachdem, wieviel Bewegung Sie haben oder wie Sie sich ernähren. Grundsätzlich ist das Ziel, eine gesunde Balance zu finden, sodass die Stuhlkonsistenz weich und geschmeidig ist, da so weniger Gefahr für Hämorrhoiden oder Verletzungen des Anus besteht, die Kontinenz aber gewährleistet ist.

Muss ich bei der Wahl der Abführmedikamente etwas speziell beachten, wenn ich einen künstlichen Darmausgang (Stoma) habe?

Ja. Je nachdem, was für einen künstlichen Darmausgang Sie haben, sind nicht alle Medikamente geeignet, da viele der Medikamente im Dickdarm wirken. Daher empfiehlt es sich, für eine Anpassung der Abführmedikamente den Hausarzt, Darmspezialisten oder Stomaexperten zu kontaktieren.

Werden alle Abführmittel von der Krankenkasse bezahlt?

Nein, dies ist leider nicht der Fall. Welche Kasse welches Medikament übernimmt, ist unterschiedlich. Bitte erkundigen Sie sich direkt bei Ihrer Versicherung.

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