Vor rund 150 Jahren kam die Hygiene auf. Sie disziplinierte die Menschen und tut das noch heute.
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- 08. Juli 2020
- fritz
Vor rund 150 Jahren kam die Hygiene auf. Sie disziplinierte die Menschen und tut das noch heute.
Wir kennen’s: Es gibt unter den Ärzten, den Therapeuten und den Pflegenden die «Strengen» und die «Lieben». Die einen treten forsch auf und verfolgen das therapeutische Ziel konsequent: «Wie in der Fremdenlegion», fand mein Zimmergenosse in der Erstreha. Von uns Patienten erwarten sie, dass wir diszipliniert mitwirken, Wehwehchen ausblenden.
Die anderen nehmen Anteil an unserem Befinden und wägen jeden Tag von Neuem ab, was sie uns zumuten. Sie lassen zu, dass wir mal durchhängen wie in einem Ferienlager. Die Strengen beharren darauf, dass wir auch bei schlechter Tagesform eisern dranbleiben.
Hygiene verlangt Disziplin
Der Ansatz, uns Patienten wie Soldaten zu führen, entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Ärzte richteten sich mehr und mehr naturwissenschaftlich aus, suchten nach den Ursachen von Krankheiten. Kluge Köpfe entdeckten die Bakterien, die gefürchtete Seuchen verursachten, namentlich Tuberkulose und Cholera. Um ihrer Verbreitung entgegenzuwirken, empfahlen sie, die Hygiene nachhaltig zu verbessern. Als medizinische Massnahme wirkt die Hygiene allerdings nur, wenn wir uns konsequent und diszipliniert an sie halten.
Die Erfordernisse der Hygiene erwiesen sich als ideale Begründung, um die Infrastruktur zu verbessern und die Menschen zu disziplinieren. Zu ihrer «Sanierung» verordneten die Ärzte strenge Hygiene-Regeln. Dazu zählten die Körperpflege, die Desinfektion und das regelmässige Waschen, allenfalls sogar Abkochen, von Kleidern und Bettwäsche.
Gesund ist, wer seinen Körper pflegt
Die Sauberkeitsgebote liessen die sogenannte Hygiene-Bewegung entstehen. Sie erhob die Hygiene zur Tugend. Unter diesem Einfluss begann die Körperkultur, wie sie die alten Griechen in Olympia pflegten, wieder aufzuleben. Unser Körper soll nicht nur sauber und geruchsfrei, sondern auch schön, gepflegt und durchtrainiert sein. Dazu ernähren wir ihn gesund und massvoll. Stark ist, wer massvoll lebt und sich sportlich betätigt. Wir unternehmen alles zum Wohle unseres Körpers und stellen uns auch dem Wettbewerb: 1896 fanden in Athen erstmals wieder Olympische Spiele statt.
Die Hygiene-Bewegung prägt unseren Alltag bis heute. Wir duschen uns jeden Tag mindestens einmal, putzen die Zähne nach jeder Mahlzeit und tun was für unsere Fitness. Auch ohne Mahnfinger des Doktors sind wir streng mit uns selbst.
Etwas «Liebe» braucht es
Im Grunde ist nur der «Strenge» lieb, nur er tut uns gut, folgern wir. Diese Denkweise schlägt sich in Rehabilitationskliniken nieder. Die Gestaltung der Eingangshallen verrät meistens, wie steif der Wind weht. Die wenigsten laden ein, uns auf dem Weg zu therapeutischen Zielen auch genuss- und liebevoll verwöhnen zu lassen. Wir lassen uns vom Gedanken tragen, dass wir nur gesunden und mental zulegen können, wenn bei karger Lebensführung Blut, Schweiss und Tränen fliessen. Im Falle von uns QS’lern kommt eine weitere Überlegung dazu: Das Wenige, was uns verblieben ist, müssen wir mit eiserner Disziplin pflegen.
Lust und Gesundheit schliessen sich gegenseitig aus, finden viele. Trotzdem sollten wir uns nicht kasteien. Zum Glück gibt es sie noch, die «Lieben». Selbst in eigentlich strengen Reha-Kliniken begegnen wir ihnen. Zu eurer Unterhaltung lade ich euch dazu ein, die nachstehenden Kurzvideos anzusehen. Zwei traditionsreiche Luxushäuser mit lauter «Lieben» stellen sich darin vor:
- Der Quellenhof im geschichtsträchtigen Badekurort Bad Ragaz: https://www.resortragaz.ch/de/
- Klinik Schloss Mammern, am malerischen Bodensee: https://klinik-schloss-mammern.ch/de/#video
Aus meinem Herzen bemerke ich zum Schluss: Das SPZ Nottwil deckt mit seinem «Campus» alle Bedürfnisse ab. Strenges Fasten und Trainieren sind gleichermassen möglich wie liebevolles Schlemmen und Dösen.