Hallo,
was ich hierzu von Odyssita lese, erinnert mich stark an meinen eigenen Sitzschmerz im linken Gesäß, der mich schon 10 Jahre lang im direkten Anschluss meiner RM-Verletzung quält.
Von den zahlreichen Ärzten (Orthopäden, Neurologen und Neurochirurgen, Osteopathen etc.) gab es alle möglichen Erklärungen hierzu, z.B. Einklemmung des Ischias-Nerven im hinteren Oberschenkel, Wirbelkanalstenose im LWS-Bereich, neuropathische Schmerzen durch die RM-Verletzung und weiteren Unsinn, auf den ich nicht weiter eingehen möchte.
Mittlerweile bin ich selbst darauf gekommen: Es handelt sich um eine Verkürzung der hinteren Oberschenkel-Muskulatur, die auch "Hamstrigs" genannt werden und am seitlichen Knie und am Sitzbein ansetzen. Sind dieses aus irgendwelchen Gründen dauerhaft oder häufig angespannt, kann sich daraus so nach und nach eine sog. Ansatztendinose entwickeln. Das führt dann zu Druckschmerzen beim Sitzen (oder längerem Liegen in Rückenlage) aus mind. 2 Gründen:
1. die bereits verkürzten Hamstrings werden beim Sitzen oder Liegen durch Gewichtsbelastung noch weiter gespannt,
2. die dabei angespannten Muskeln reißen am Sitzbein, was dort zu Entwündungen führen kann.
Dieser sog. Hamstrings-Effekt ist bei Sportlern, die viel sitzen wie z.B. Ruderer oder Radfahrer, durchaus bekannt und nur sehr schwer zu heilen; manchmal ist auch eine Operation erforderlich und hilfreich.
Ich selber habe mir diesen "Mist" wahrscheinlich durch langes Liegen in Rückenlage in den ersten Wochen im Krankenhaus zugezogen und bereits in der ersten darauf folgenden Zeit im Rollstuhl diesen Sitzschmerz, zunächst noch sehr schwach, aber lästig, gespürt.
Versuche mit verschiedenen Sitzkissen (auch solche mit einem Loch (links)= brachten gar nichts.
Monate später hat dann ein Osteopath gemeint, die Ursache für den Sitzschmerz müsse der Piriformis-Muskel in der linken Pobacke sein, weshalb er dann auch sehr optimistisch war, mich davon in aller Kürze befreien zu können.
Nach 2 1/2-Jahren wöchentlicher Behandlung (immer Donnerstag) hat er dann aufgegeben. Gekostet hat mich das Ganze über 20.000 Euro...!
Ich will nicht so viel von mir schreiben, aber vielleicht hilft Dir ja folgendes weiter:
Ich bin eigentlich nur halbseitig gelähmt und bewege mich deshalb asymmetrisch mit einer starken und einer schwachen Körperthälfte. Dadurch laufe ich schief und mit verminderter Hüftstabilität, was zu einem stetig gebeugten Gangbild führt, verstärkt noch durch meine Angst beim laufen, über Hindernisse (Bordstein, Äste, Unebenheiten etc.) zu stolpern und weshalb ich nicht umhin komme, stets den Blick und den Oberkörper etwas zu senken.
Genau dadurch befinden sich die Hamstrings (Hüftstrecker!) immerfort beim Laufen in einer Grundspannung, weil sie das "Bestreben" haben, den Körper bei der Laufbewegung aufzurichten. Ihre weitere wichtige Funktion beim Gehen ist aber auch das Beugen Knies und die zeitweise Verkürzung des Beines, um den Schritt ohne Anhebung der Hüfte nach vorne ausführen zu können.
Jedenfalls ist genau die beschriebene gebeugte Haltung beim Laufen bei mir mit ein Grund dafür, dass sich die Hamstrings immer weiter verkürzen, dadurch ständig angespannt sind und der Sitzschmerz immer weiter zunimmt.
Nur noch soviel: Was Dir wahrscheinlich helfen könnte ist m.M. nach das regelmäßge Dehnen der Hamstrings und, in Kombination dazu, auf jeden Fall auch das Dehnen der Hüftbeuger; zu den Hüftbeugern gehört vor allen der sog. Psoas, der einen großen Anteil am Heben des Beines hat und sehr einfach gedehnt werden kann (siehe Youtube).
Mir selber hat das beschriebene Dehnen leider nicht geholfen, weshalb ich jetzt schon bei Stufe 2 bin: Durch die angespannten "Ischios"= Hamstrings verhärten diese mit der Zeit. Im Muskel verläuft leider auch ein Stück weit der Ischias-Nerv, der dadurch irritiert wird und zu Mißempfindungen (Taubheit, Kribbeln usw.), aber leider auch zur Schwächung der Hämstrings selber und der Unterschenkel-Muskeln führt (Fußheber!).
Ich habe mich eigentlich schon in den vergangenen 10 Jahren mit dem Sitzschmerz abgefunden, der sehr quälend ist und dazu führt, dass ich eigentlich allermeist vielfach vieles im Ligen mache - oder stehe und laufe. Letzteres leider aus den o.g. Gründen immer zuviel und im Übermaß, aber generell wird ja gleichzeitig empfohlen, lieber "gut gelaufen als schlecht gesessen" zu haben.