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Paralympics Tokyo 2020: Zeitplan, Disziplinen, Übertragungen und Schweizer Athleten

Hier erfahrt Ihr alles Wichtige aus Schweizer Sicht über die Paralympics, die vom 24.8. bis 5.9.2021 in Tokio stattfinden

Hier erfahrt Ihr alles Wichtige aus Schweizer Sicht über die Paralympics, die vom 24.8. bis 5.9.2021 in Tokio stattfinden

Zur Freude aller Sportbegeisterten erhielten die sportlichen Grossereignisse diesen Sommer mit einem Jahr Verzögerung doch noch grünes Licht. Während die Fussball-Europameisterschaft und die Olympischen Sommerspiele bereits vorüber sind, fällt am 24. August 2021 der Startschuss für das dritte grosse Sportfest dieses Jahres: die Paralympischen Sommerspiele 2020 in Tokio.

Wenn zwei Wochen später, am 5. September, die Spiele zu Ende gehen, werden die 4400 Athletinnen und Athleten während der 540 Wettkämpfe in 22 Disziplinen viel Schweiss und hoffentlich auch einige Glückstränen vergossen haben. Auf was Ihr Euch freuen könnt und in welchen Disziplinen die Schweizer Delegation antritt, erfahrt Ihr hier.

schweizer athleten bei eröffnungsfeier paralympics 2016 in rio

Die Schweizer Delegation bei der Eröffnungsfeier der letzten Paralympics in Rio de Janeiro 2016. (Quelle: https://www.paralympic.org)

«Paralympics»: ein Wort mit zwei Bedeutungen

Das Wort «Paralympics» ist eine Zusammensetzung aus der griechischen Vorsilbe pará (neben, bei) und Olympics (Olympiade) und lässt sich auf zwei Arten lesen. Zum einen wird para oft als Abkürzung für paraplegisch verstanden, so dass man an die Olympischen Spiele für Athleten mit Behinderung denkt. Im «offiziellen» Verständnis jedoch verweist die Vorsilbe para darauf, dass die beiden Olympischen Spiele nebeneinander oder eben parallel zueinander stattfinden – der Fokus auf Behinderung tritt in den Hintergrund.

Obwohl die ersten Paralympischen Sommerspiele bereits 1960 in Rom stattfanden, dauerte es Jahre, bis sie allmählich die Aufmerksamkeit der Medien und der Öffentlichkeit erhielten. Starken Aufschwung erhielt die Berichterstattung bei den Paralympics 2012 in London durch die Etablierung der digitalen Medien. Auch 2016 in Rio de Janeiro verfolgten so viele Zuschauer wie noch nie die Paralympics und die Berichterstattung der Medien erreichte neue Höchstwerte.

Es bleibt zu hoffen, dass sich dieser Trend fortsetzt, damit die Paralympics endlich aus dem Schatten ihrer grossen Schwester treten können. Längst hätten sie es verdient, nicht mehr nur als sportlicher Nebenschauplatz wahrgenommen zu werden, sondern als ein ebenbürtiges Turnier mit ebenbürtigen Elitesportlern und -sportlerinnen.

Auch dieses Jahr erhalten die Paralympics bei weitem noch nicht die gleiche mediale Aufmerksamkeit wie die Olympiade. Immerhin haben regelmässige Berichte und Reportagen Einzug ins Fernsehprogramm erhalten. So kann man die Eröffnungszeremonie am 24. August um 13.00 Uhr live auf SRF zwei verfolgen. Des Weiteren wird Jahn Graf im TV-Magazin «Para-Graf 2020» jeden Abend um 19.00 Uhr auf SRF zwei über die Highlights der Paralympics berichten sowie Hintergründe und Geschichten aus der Welt des Parasports liefern. Eine Übersicht über alle TV-Sendungen zu den Paralympics gibt es hier.

srf moderator jahn graf im rollstuhl

Berichtet für SRF regelmässig aus Tokio: Jahn Graf. (Quelle: https://medien.srf.ch/)

Was steht dieses Jahr auf dem Paralympics-Programm?

goalball frauen team usa

Goalball, eine der 22 paralympischen Disziplinen. (Quelle: https://www.usaba.org)

Das diesjährige Programm kommt mit einigen Erneuerungen daher. So wurden CP-Fussball und Segeln gestrichen und durch Badminton und Taekwondo ersetzt. Insgesamt werden die 4'400 Athletinnen und Athleten rund 540 Wettkämpfe in 22 Disziplinen bestreiten. Neben bekannteren Parasportarten wie Leichtathletik und Cycling stehen auch weniger bekannte, aber nicht minder faszinierende Disziplinen wie Rollstuhlrugby, Goalball oder Blindenfussball auf dem Programm.

Blindenfussballmatch zwischen der Türkei und Brasilien bei den Paralympics in London 2012.

Eine Übersicht zum Zeitplan für alle Disziplinen findet Ihr hier. Falls Euch nur für die Schweizer Athleten oder Disziplinen mit Schweizer Beteiligung interessiert, könnt Ihr Euer persönliches Programm unter diesem Link zusammenstellen. Die wichtigsten Informationen zu den Spielen findet Ihr laufend auf der Website von Swiss Paralympic.

Die Hoffnungsträger der Schweiz

Bei den letzten Paralympics 2016 in Rio gelangen der Schweizer Delegation fünf Medaillen: zweimal Gold, zweimal Silber und einmal Bronze. Roger Getzmann, Wettkampfchef von Swiss Paralympic, gibt sich optimistisch, diesen Erfolg in Tokio zu wiederholen – wenngleich durch die fortschreitende Professionalisierung im Parasport der Konkurrenzdruck immer grösser wird. Die Hoffnungsträger dafür sind die 13 Athletinnen und 8 Athleten, welche die Schweiz in den acht Disziplinen Leichtathletik (8 Athlet/-innen), Cycling (5), Schwimmen (2), Badminton (2), Tennis (1), Tischtennis (1), Sportschiessen (1) und Dressurreiten (1) vertreten werden.

marcel hug jubelt nach rollstuhlrennen

Reicht es auch dieses Jahr wieder für eine Goldmedaille? Schweizer Hoffnungsträger Marcel Hug. (Quelle: https://www.paralympic.org)

Als vielversprechende Anwärter auf eine Medaille gelten das 18-Jährige Schwimmtalent Nora Meister sowie die routinierten Rollstuhl-Leichtathleten Manuela Schär und Marcel Hug. Nora Meister holte dieses Jahr bei den Europäischen Paraschwimm-Meisterschaften in Funchal zweimal Gold und einmal Silber. Dazu stellte sie einen neuen Weltrekord über 400 Meter Freistil auf. Dennoch bleibt sie im Hinblick auf die kommenden Spiele bescheiden und erhofft sich insbesondere, «tolle und einzigartige Erfahrungen und Erinnerungen zu sammeln».

nora meister im rollstuhl mit silbermedaille im schwimmen

Die 18-Jährige Nora Meister nach dem Gewinn der Silbermedaille bei den Europäischen Paraschwimm-Meisterschaften. (Quelle: https://www.srf.ch)

Grosse Hoffnungen auf eine Medaille darf sich auch Manuela Schär machen – obwohl sie bei den beiden letzten Paralympics nicht gerade vom Glück verfolgt war. Bei den Spielen 2004 und 2008 konnte sie noch über die Kurzstrecken eine Silber- und zwei Bronzemedaillen gewinnen. Doch 2012 und 2016 – nach ihrem Wechsel zu den Mittel- und Langstrecken – war ihr keine paralympische Medaille vergönnt.

Dafür erreichte Manuela nach den letzten Spielen Unglaubliches: 2018 und 2019 brach sie die Weltrekorde über 800, 5000, 10000 Meter sowie über die Marathondistanz. Dazu gewann sie als erste überhaupt den Grand Slam der sechs grössten Marathonrennen in Folge. Auch bei der Hauptprobe für Tokio, den ParAthletics im Mai 2021 in Nottwil, dominierte Manuela ihre Konkurrenz. Gute Voraussetzungen dafür, dass es dieses Jahr wieder für einen Podestplatz bei den Paralympics reichen könnte.

manuela schär im rennrollstuhl

Weltrekordhalterin im Marathon: Manuela Schär. (Quelle. https://www.manuelaschaer.ch)

Auch für Marcel Hug wird es dieses Jahr die fünfte Teilnahme an Paralympischen Spielen sein. Insgesamt konnte er bereits acht olympische Medaillen gewinnen; u. a. holte er 2016 in Rio Gold über 800 Meter und im Marathon sowie Silber über 1500 Meter und 5000 Meter. Grund genug, um auch dieses Jahr von Edelmetall träumen zu dürfen. Erstmals geht er in seinem Schweizer Rollstuhlmodell OT FOXX an den Start, dem «schnellsten Rennrollstuhl der Welt».

Marcel Hugs Sieg über 800 Meter bei den Paralympics in Rio 2016.

Schliesslich ist noch ein Mann zu erwähnen, der vielleicht nicht mehr zum engsten Favoritenkreis gehört, aber dessen Teilnahme alleine eine besondere Geschichte ist: Heinz Frei. Mit seinen mittlerweile 63 (!) Jahren hat er es wieder geschafft, sich dank seiner aktuellen Leistungen für die Spiele zu qualifizieren. Damit bestreitet er in Tokio bereits seine zehnten (!!) paralympischen Sommerspiele. Insgesamt holte er 15 Goldmedaillen (!!!) an Sommer- und Winterspielen in den drei Sportarten Leichtathletik, Handbike und Skilanglauf, dazu 14 Weltmeistertitel und 112 Marathonsiege. Zudem hält er bis heute die Weltrekordzeit im Rollstuhlmarathon, die er 1999 ebenfalls in Japan aufstellte. Wahrlich eine lebende Legende, die nun ihre letzten Spiele bestreiten dürfte – auch wenn man bei Heinz Frei nie ganz sicher sein kann.

heinz frei im handbike

Heinz Frei, einer der grössten Para-Sportler aller Zeiten. (Quelle: https://www.swissparalympic.ch)

Ob Nora, Manuela oder Marcel es wirklich aufs Podest schaffen und wem von den 17 anderen Schweizer Athleten ein Exploit gelingt – wir dürfen gespannt sein. In jedem Fall sind faszinierende Wettkämpfe und interessante Berichte von Jahn Graf garantiert. Wir freuen uns auf die nächsten zwei Wochen voller Sportspektakel!

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