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Porträts & Geschichten

Melde mich zurück!

Seit Ende Januar verfolgt mich eine Pechsträhne: Spastische Attacken und nachfolgend ein Wirbelbruch. Noch ist nicht alles ausgestanden.

Seit Ende Januar verfolgt mich eine Pechsträhne: Spastische Attacken und nachfolgend ein Wirbelbruch. Noch ist nicht alles ausgestanden.

«Am Mittwoch vor Ostern haben sie mich in noch labilem Zustand nach Hause entlassen.» So melde ich mich bei Freunden, Bekannten und meinen treuen Lesern in der Community zurück. Acht Wochen hatte ich im Zentrum für Paraplegie (ZfP) der Universitätsklinik Balgrist in Zürich verbracht. Ich hatte mir am 5. Februar 2021 den ersten Lendenwirbel gebrochen.

Spasmen raubten mir den Schlaf

Begonnen hatte die Unglücksreise im Rehab Basel. Dort war ich am 21. Januar aus freien Stücken eingetreten. Anhaltende spastische Verkrampfungen der Streckmuskulatur im Rücken und den Beinen plagten mich seit Anfang Jahr derart, dass ich kaum mehr schlafen konnte. Nur im Sitzen liess sich das spastische Muster brechen. Spürbar blieb es gleichwohl, es befeuerte sich wie von selbst und raubte mir nächtelang den Schlaf.

fremdenlegionär

Dieser Fremdenlegionär hat seine Rumpf- und Beinmuskulatur voll ausgestreckt. Bei meinen spastischen Attacken war das auch so. Der Unterschied: Ich lag nachts im Bett, und die Muskeln blieben so angespannt.

Im Rehab vermochten sie mein Leiden nicht zu lindern, die Ursache der unsäglichen Spastik nicht zu finden, mir den Schlaf nicht wieder zu geben. Mit beängstigenden Blutwerten und über 40 Grad Fieber schickten sie mich eine Woche später zur Abklärung ins Unispital Basel (USB).

Unerwartet schnell päppelten sie mich dort auf, zumindest notdürftig. Den Verdacht auf Herzprobleme entkräfteten sie. Mehr noch: Die spastischen Attacken verflüchtigten sich so plötzlich, wie sie eingetreten waren.

Ein Unglück kommt selten allein

Endlich schien die Zeit gekommen, über den Tag hinaus zu denken, statt ihn bloss zu überleben. Ich liess verlauten, mich am liebsten im ZfP des Balgrist weiter untersuchen und trimmen zu lassen. Schon im USB könnten wir mit gezielter Physiotherapie beginnen, schlug ich vor. Und da geschah es.

Der Kalender zeigt den 5. Februar an, die Uhr 9.30. Ich rege an, mit der «Klappmesser-Übung» den Rumpf zu beugen, wie ich das mit Piet, meinem Physiotherapeuten, seit jeher zu tun pflege. So lehnt sich die junge Physiotherapeutin, meinem Wunsch folgend, von hinten auf mich, gibt etwas Druck, vielleicht mehr als Piet. Es knirscht, ohne zu knacken, berichte ich danach dem Oberarzt. Er nimmt mir das nicht ab.

Um 16 Uhr 30 kommt er wieder. Sein Verdacht ist bestätigt: Die obere Platte des ersten Lendenwirbels ist eingeknickt, von einer Berstungsfraktur ist die Rede. Nachts gleite ich in ein Beugemuster, die Bauchmuskeln verkrampfen sich. Im Gegensatz zu den Rückenstreckern lassen sie zum Glück bald nach, doch verspannt bleiben sie. Wer kann’s ihnen verübeln? Der Teufel hat sie gereizt, ganze Arbeit geleistet.

fritz bei der klappmesser übung

Die sogenannte «Klappmesser-Übung», wie sie dieses ältere Bild darstellt, wurde mir zum Verhängnis: Am 5. Februar 2021 barst der erste Lendenwirbel.

Gut gepflegt in Zürich

Am Montag, 8. Februar, empfangen sie mich sehr nett im ZfP in Zürich. Der diensttuende Oberarzt untersucht mich gründlich und lange. Sein Verdikt ist weniger nett: Statt mich zu trimmen, habe ich mich zu schonen und pflegen zu lassen. Ins Bett und wieder raus nur mit dem Patientenheber, Dreh- und Beugebewegungen sind tabu! Die Wirbelsäule muss in der Achse bleiben, und das während mindestens sechs Wochen, eigentlich acht bis zwölf. Solange brauchen Knochen, um zu verheilen.

Ich füge mich. Inzwischen bin ich wieder zu Hause, in geschwächtem Zustand und auf die Hilfe Dritter angewiesen. Ich trimme mich schonend, so weit das möglich ist. Ich will wieder selbständiger werden.

fritz am wirbelweg

Eine erste Spazierfahrt vom ZfP der Universitätsklinik Balgrist in Zürich führte schon bald zu diesem symbolträchtigen Strassenschild.

Zwei Wochen sind seit meinem Austritt verstrichen. Der Arzt vom ZfP erkundigt sich fürsorglich, «ob alles gut geht». Ich antworte: «Wir kommen über die Runden. Ganz einfach ist es nicht» und füge an: «Als Nächstes eröffne ich meine Schreibstube wieder.» Das rufe ich euch in der Community ebenfalls zu.

Derweil bleibt verborgen, was meine spastischen Attacken ausgelöst hat. Selbst die wissenschaftlich Neugierigen im ZfP können sie nicht umfassend erklären. Vielleicht ist es besser so.

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