Die Geschichte von Boris Grundl, wie er als Spitzensportler von einer Klippe ins Wasser sprang und als Querschnittgelähmter auftauchte
- 4 Minuten Lesezeit
- 09. Dezember 2019
- Simea_
Die Geschichte von Boris Grundl, wie er als Spitzensportler von einer Klippe ins Wasser sprang und als Querschnittgelähmter auftauchte
In seiner Biografie mit dem Titel «Steh auf! Das Ende aller Ausreden» erzählt der Motivationstrainer und Tetraplegiker Boris Grundl, wie er sprichwörtlich wieder auf die Beine kam, obwohl er diese im wörtlichen Sinn nicht mehr gebrauchen konnte. Grundl beschreibt den Prozess vom Unfall bis zurück in den Alltag sehr offen und selbstbewusst, wenn es auch manchmal etwas eingebildet klingen mag. Sein Buch ist für Menschen, die ihr Leben in erfolgreiche Bahnen lenken wollen, unabhängig davon, wie die Chancen dafür stehen. Hier eine Leseprobe.
Nach seinem Unfall – einem Klippensprung 1990 in Mexiko – schloss Boris Grundl das Sportwissenschafts- und Psychologiestudium ab. Danach arbeitete er als Produktmanager und Vertriebsleiter. 2001 gründete er ein Institut für Führungskräfte. Als Motivationscoach für Persönlichkeitsentwicklung, Selbstverantwortung und Mitarbeiterführung hält er Vorträge im deutschsprachigen Raum und im europäischen Ausland.
Im folgenden Video «Boris Grundl - Das Ende aller Ausreden» gibt es Einblicke in seinen Alltag und seine Vorträge:
Für seinen Weg zurück in den Alltag waren für Grundl fünf Einstellungsweisen wichtig:
- Sich auf das konzentrieren, was ist, und sich der eigene Stärken bewusst sein
- Zielbewusst zu Ergebnissen finden
- Von Vorbildern lernen
- Kennen oder Können?
- Gedanken von gestern – Realitäten von morgen
1. Sich auf das konzentrieren, was ist, und sich der eigenen Stärken bewusst sein
Nach seinem Unfall in Mexiko konnte Grundl zuerst seine Arme und Beine gar nicht gebrauchen. Erst zurück in Deutschland kam ein Teil der Beweglichkeit zurück. Er empfand es als grosses Glück, als er seine Hände wieder gebrauchen konnte. Grundl lernte schnell, dass Neid auf die Situation anderer ihn in seiner Lage nicht weiter bringt. Er sieht Neid als Folge eines undisziplinierten Geistes, der sich mit dem beschäftigt, was andere können, statt sich auf sich selbst und seine Möglichkeiten zu konzentrieren.
Er kam zum Schluss, dass man sein Leben selbst interpretieren und nicht von Vorurteilen und Erwartungen anderer abhängig machen soll. Vom Zeitpunkt seines Unfalls an empfand sich Grundl als „Behinderter“ abgestempelt und dementsprechend behandelt. Ihm wurden keine anspruchsvollen Aufgaben mehr zugetraut. Er erklärte sich dies so: «Die Leute versuchen, sich in meine Lage zu versetzen, in eine Situation also, in der sie sich selbst nichts mehr zutrauen würden.»
Im Umgang mit Menschen, die einen bremsen und demotivieren – ob bewusst oder unbewusst, sei dahingestellt – empfiehlt er, sich auf die eigenen Stärken und Werte zu besinnen.
2. Zielbewusst zu Ergebnissen finden
Gerade in der ersten Zeit nach dem Unfall war Grundl beinahe versessen darauf, sein Leben wieder vollständig kontrollieren zu können. Seinen Alltag im Rollstuhl bekam er in der Rehabilitationsklinik schnell in den Griff und war optimistisch, sein Leben in der «Welt draussen» genauso meistern zu können. Doch er wurde eines Besseren belehrt: Bereits holprige Gehwege und Einkäufe stellten sich als grosse Herausforderung heraus. Um den Anforderungen der Aussenwelt gerecht zu werden, brauchte Grundl nochmal zwei Jahre. Ein entscheidender Wendepunkt war, als er lernte, Hilfe von anderen anzunehmen.
3. Von Vorbildern lernen
Der Kontakt zu anderen Menschen mit einer Behinderung war für Grundl wichtig. Einige von ihnen wurden zu seinen Vorbildern. Für ihn war jedoch von Bedeutung, dass sich die Vorbildfunktion nur auf einen bestimmten Aspekt beschränkt. Wenn man sie als Idol für das gesamte Leben betrachtet, bestehe die Gefahr, dass man jemanden nachahmt, anstatt seinen eigenen Weg zu finden.
4. Kennen oder Können?
Gemäss Grundl besteht zwischen Kennen und Können ein wesentlicher Unterschied. Wer das eine mit dem anderen verwechselt, wird auf seinem Weg zu sich selbst nicht vorankommen. Etwas zu kennen, also von etwas zu wissen, bedeute noch lange nicht, dass man es auch kann. Grundls Absicht ist deshalb nicht, anderen Kenntnisse zu vermitteln. Vielmehr will er sie dabei unterstützen, etwas umzusetzen und anzuwenden. So versucht Grundl, Menschen auf dem Weg aus der «unbewussten Inkompetenz» über die «bewusste Inkompetenz» hin zur «bewussten Kompetenz» und schliesslich zur «unbewussten Kompetenz» zu führen.
Er kam zu der Einsicht: «Ein Mensch findet sich, während dem er auf dem Weg ist.» Deshalb solle man seine Zeit nicht damit verschwenden zu überlegen, was man mit seinem Leben anfangen soll. Besser, man tue etwas. Zeit, um seine Entscheidungen zu revidieren, habe man dann immer noch.
5. Gedanken von gestern – Realitäten von morgen
Weiter führt Grundl aus: Alle kraftvollen Gedanken hätten die Tendenz, irgendwann Wirklichkeit zu werden. Insofern bestimme unser Denken unser Schicksal. Wer nur Schlechtes von seinem Schicksal erwartet, der könne sicher sein, dass diese schlechten Gedanken sich auf seine Zukunft auswirken. Hingegen zahle sich realistisches, aber positives Denken aus.
In Krisensituationen – so Grundl – versuchten Menschen oft der Realität zu entfliehen, sie zu verdrängen und auf dem zu beharren, was sich in der Vergangenheit bewährt hat. Besser wäre es, sich den Erfordernissen der Zukunft optimistisch zu stellen: «Alles, was ich Ihnen mit meiner Geschichte sagen wollte, ist: Es lohnt sich. Und: Die Welt meint es gut mit dir.»
Meine persönliche Meinung zu dem Buch: Auch wenn man mit Boris Grundls Ansichten nicht immer gleicher Meinung sein muss, zeigt er spannende Sichtweisen auf Situationen und Probleme auf. Sein Buch regt zum kritischen Nachdenken an und vermittelt zugleich Zuversicht für das Leben und die Zukunft.
Kanntet Ihr Boris Grundl schon? Was denkt Ihr über ihn und seine Lebensphilosophie?