Auf der Suche nach rollstuhlgängigen Orten? Entdeckt Karten und Apps wie Ginto, Google Maps und Wheelmap, die euch das Reisen in der Schweiz erleichtern.
- 6 Minuten Lesezeit
- 15. April 2025
- Lisa Motta
Plant ihr eine Reise, einen Ausflug oder ein Date? Barrierefreiheit ist entscheidend, besonders für Menschen im Rollstuhl. Seit einigen Jahren bieten digitale Karten und Apps wertvolle Unterstützung. Während die Plattformen von Paramap und Pro Infirmis bald nicht mehr verfügbar sein werden, gibt es weiterhin gute Alternativen. Dieser Blogartikel stellt Ginto, Google Maps und Wheelmap vor – sie machen das Reisen in der Schweiz inklusiver, indem sie Informationen zu barrierefreien Routen, Hotels und Einrichtungen bereitstellen.
Was sind Karten zur Barrierefreiheit?
Karten zur Barrierefreiheit sind interaktive digitale Hilfsmittel, mit denen Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer unterwegs leicht zugängliche Angebote finden – ohne sich auf Ortskenntnisse oder den Zufall verlassen zu müssen. Die Karten enthalten detaillierte Informationen über zugängliche Orte wie Geschäfte, Restaurants, Toiletten, Parkplätze und Hotelzimmer.
Barrierefreie Karten helfen Menschen im Rollstuhl, unterwegs zugängliche Orte zu finden.
In der Schweiz spielen diese Karten eine wichtige Rolle bei der Förderung der Barrierefreiheit. Das Behindertengleichstellungsgesetz (BehiG) von 2002 hat sich zum Ziel gesetzt, dass bis 2024 alle Infrastrukturen, Gebäude und öffentlichen Verkehrsmittel barrierefrei und für Menschen mit Behinderungen vollständig nutzbar sind. Leider hinkt die Realität noch den Erwartungen hinterher.
«Über 500 Bahnhöfe und gar zwei Drittel aller Bus- und Tramhaltestellen sind am Ende der Frist nicht barrierefrei nutzbar. Die zuständigen Akteure haben die Frist weitgehend verschlafen – das Vertrauen in die zuständigen Institutionen ist zerrüttet.»
Medienmitteilung von Inclusion Handicap vom 30. November 2023
Die Schweiz hat noch einen langen Weg vor sich, um die Zugänglichkeit ihrer wunderschönen Reiseziele zu verbessern. Es gibt jedoch ein paar ausgezeichnete Karten, die Menschen im Rollstuhl helfen, zugängliche Orte zu finden.
Ginto-App
Die kostenlose Ginto-App bietet Informationen über die Barrierefreiheit vieler öffentlicher Orte in der Schweiz, darunter Hotels, Restaurants, Kulturstätten, öffentliche Einrichtungen und verschiedene Dienstleistungsangebote. Ihr könnt nicht nur nach zugänglichen Orten suchen, sondern auch selbst Einträge hinzufügen und bearbeiten, wenn an einem Ort Informationen zur Barrierefreiheit fehlen oder nicht korrekt sind.
Wenn ihr in der App ein Reiseziel auswählt, erhaltet ihr detaillierte Informationen über dessen Zugänglichkeit. Diese reichen von der Breite der Eingänge über die Höhe der Toilettenschüsseln bis hin zur Anzahl der Behindertenparkplätze. Dieser Detaillierungsgrad geht weit über den von Google Maps hinaus und ist für viele Menschen im Rollstuhl wichtig, um zu verstehen, ob ein Ort für sie zugänglich ist. Bei jedem Eintrag ist angegeben, ob die Informationen von einer externen Organisation wie Pro Infirmis geprüft wurden.
Eine Besonderheit der Ginto-App ist die Möglichkeit, ein persönliches Bedürfnisprofil anzulegen und die eigenen Anforderungen an die Barrierefreiheit genau zu definieren. Ihr könnt in der App hinterlegen, ob ihr einen manuellen oder elektrischen Rollstuhl benötigt und welche räumlichen Gegebenheiten für euch problematisch sind – zum Beispiel die maximale Stufenhöhe, die ihr überwinden könnt. Mit Hilfe eines Ampelsystems zeigt dann die App für euch geeignete Orte an und liefert Informationen zur Barrierefreiheit, die auf eure Bedürfnisse zugeschnitten sind.
Die Ginto-App hilft nicht nur Menschen im Rollstuhl, sondern auch älteren Menschen und Eltern mit Kinderwagen. Sie ist für Apple- und Android-Geräte erhältlich.
Die Ginto-App lässt sich personalisieren: Sie zeigt nur diejenigen Informationen zur Barrierefreiheit an, die für euch relevant sind. (Quelle: https://apps.apple.com)
Die Ginto-App, die OK:GO-Initiative und die Schweizer Jugendherbergen arbeiten zusammen, um die Barrierefreiheit im Schweizer Tourismus zu verbessern. Die OK:GO-Initiative unterstützt Schweizer Tourismusanbietende dabei, Informationen zur Barrierefreiheit ihrer Angebote auf der Ginto-App zur Verfügung zu stellen. Die Schweizer Jugendherbergen nutzen die App, um über ihre hindernisfreien Zimmer und Einrichtungen zu informieren. Viele Schweizer Jugendherbergen sind führend in Bezug auf Barrierefreiheit.
Plant ihr beispielsweise einen Aufenthalt im sonnigen Locarno im Tessin? Auf der Website der Schweizer Jugendherbergen könnt ihr nach einer hindernisfreien Unterkunft in Locarno suchen. Wählt «Hindernisfreier Zugang» und klickt auf «Mehr Infos auf ginto.guide» – dort könnt ihr euren Rollstuhltyp angeben und die Zugänglichkeit der Jugendherberge Locarno auf Ginto im Detail überprüfen.
Karten zur Barrierefreiheit helfen Menschen im Rollstuhl, die Zugänglichkeit eines Ortes schnell einzuschätzen, z. B. mit Hilfe eines Ampelsystems. Grün bedeutet, dass ein Ort voll zugänglich ist, Gelb bedeutet, dass er bedingt zugänglich ist und Rot bedeutet, dass er schlecht zugänglich ist.
Google Maps
Google Maps unterstützt Menschen, die Welt mit dem Auto, zu Fuss oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erkunden. Auch das Reisen und Entdecken im Rollstuhl wird vom Tech-Giganten Google nicht vernachlässigt. Diese Google-Maps-Hilfeseite für Android und iPhone bietet detaillierte Anleitungen zur Nutzung der App, um:
- barrierefreie Orte und Routen zu finden,
- Attribute zur Zugänglichkeit eines Geschäfts zu bearbeiten und
- Informationen zur Barrierefreiheit über Rezensionen einzureichen.
Das folgende Video zeigt, wie ihr in Google Maps für jeden Ort Informationen zur Barrierefreiheit finden könnt. Öffnet dazu die Google-Maps-App, tippt auf euer Profilbild oder euren Anfangsbuchstaben, wählt «Einstellungen» und dann «Einstellungen zur Barrierefreiheit». Aktiviert die Option «Barrierefreie Orte». Bei der Suche nach einem Ort wird nun ein Rollstuhl-Symbol angezeigt, wenn es einen barrierefreien Eingang gibt. Tippt auf den Ort und scrollt nach unten, um weitere Informationen wie barrierefreie Sitzplätze, Toiletten oder Parkplätze anzuzeigen.
Google Maps ist die einzige Karte in diesem Blogartikel, die auch rollstuhlgerechte Routen anzeigt – sowohl «zu Fuss» als auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Um diese Funktion zu nutzen, gebt in Google Maps zuerst eure gewünschte Strecke ein. Wählt dann je nach gewünschter Fortbewegung das Symbol für Fussgänger oder für ÖV aus. Dann tippt auf die drei Punkte oben rechts, dann auf «Optionen» und aktiviert unter «Routen» die Option «Rollstuhlgerecht». So stellt Google Maps sicher, dass nur barrierefreie ÖV-Verbindungen angezeigt werden. In der Schweiz ist dies nicht überall möglich, in den grossen Städten aber meistens.
Wheelmap
Wheelmap ist ein Projekt des in Deutschland ansässigen Vereins «Sozialhelden», das von dem bekannten deutschen Inklusionsaktivisten Raúl Krauthausen unterstützt wird. Es ist sowohl als webbasierte Plattform (wheelmap.org) als auch als mobile Anwendung für iPhone und Android verfügbar.
Diese Karte zur Barrierefreiheit ist in 33 Sprachen verfügbar. Sie hilft bei der Beurteilung der Zugänglichkeit von Orten, die in zwölf Kategorien eingeteilt sind: Verkehr, Essen & Trinken, Freizeit, Bank/Post, Bildung, Einkaufen, Sport, Tourismus, Unterkunft, Sonstiges, Behörden & Botschaften und Gesundheit.
Wheelmap umfasst derzeit mehr als 3,2 Millionen öffentlich zugängliche Orte, deren Informationen von Nutzerinnen und Nutzern bereitgestellt werden. Sie können beitragen, indem sie die Zugänglichkeit von Orten bewerten, Fotos von Eingängen und Toiletten hochladen und neue Orte hinzufügen. Sie können auch die Zugänglichkeit von Toiletten bewerten – unabhängig davon, wie zugänglich der zugehörige Standort der Toilette ist.
Die Kriterien, nach denen öffentliche Orte auf wheelmap.org als voll, teilweise oder nicht barrierefrei gekennzeichnet werden. (Quelle: https://news.wheelmap.org/faq/)
Die Altstadt von Luzern auf wheelmap.org. Die Orte sind entsprechend ihrer Zugänglichkeitskategorie eingefärbt.
Bei unserem Test der webbasierten Version von wheelmap.org auf einem Desktop-Computer dauerte das Laden der Seite beim Herauszoomen leider sehr lange. Ausserdem erhielten wir Fehlermeldungen beim Versuch, einen Ort in das Suchfeld einzugeben. Wir haben diese Probleme an Wheelmap gemeldet und hoffen, dass sie bald behoben werden.
Welche Karten und Apps nutzt ihr für eure Reiseplanung? Sind sie nützlich? Teilt eure Meinung mit uns. Und nicht vergessen: Helft mit, Wissen aufzubauen und die Schweiz für alle zugänglich zu gestalten.