Liebe cucusita,
auch ich bin regelmäßig in Physio- und auch Ergotherapie. Da mein Problem mit der kraniozervikalen Instabilität ja an der Schnittstelle zwischen neurologischen und orthopädischen Krankheitsbildern liegt, war es teilweise auch nicht so einfach für die Therapeuten und mich. Mein Körper funktionierte einfach nicht so, wie sie das erwarteten. Da habe ich so manches erlebt: Therapeuten, die mir sagten, es sei ein gutes Zeichen, wenn meine Symptome sich verschlechterten; das würde bedeuten, dass die Therapie einen Effekt hätte. Therapeuten, die mir sagten, das könne nicht sein, dass mir die Therapie nicht gut tut, die Therapie müsse so sein und anders ging es nicht. Und als Krönung Therapeuten, die mir sagten, wenn ich nicht die Übungen machen würde, die wiederholt zu akuten und langfristigen Verschlechterungen geführt hatten, sei ich selber schuld, wenn meine Symptome nicht besser würden.
Die Frustration der Therapeuten habe ich auch oft gespürt. Für Patienten, die nicht ins Schema passen, braucht es schon eine besondere Art von Arzt und Therapeut: Jemanden, der sich bewusst ist, dass die Medizin noch nicht alles weiss, der neugierig ist, der bereit ist, dazuzulernen und mit dem Patienten als Team zu arbeiten, mit viel Feedback.
Es gab bei mir eine Phase, in der ich keine solchen Therapeuten hatte und die Therapien bei mir mehr negative als positive Auswirkungen hatten. Ich hatte dann eine Zeit lang keine Therapien mehr. Nach einer Reha habe ich noch einmal Mut gefasst und noch einen Versuch gestartet. Nun bin ich bei einer Praxis, die an eine ambulante neurologische Reha angebunden ist. Das heisst, die Mitarbeiter dort kennen sich mit neurologischen Krankheitsbildern aus.
Ich habe mit den Mitarbeitern von Anfang an offen besprochen, dass ich auch negative Erfahrungen gemacht habe, dass ich meinen Körper recht gut kenne und dass es mir wichtig ist, dass wir gemeinsam überlegen, was mir gut tut und was nicht, dass ich entsprechend Feedback geben kann und die Therapeuten auch laut denken. Ich habe ein paar Sachen genannt, von denen ich weiss, dass sie mir nicht gut tun und andere, von denen ich weiss, dass sie mir gut tun. So haben wir Stück für Stück darauf aufgebaut, auch je nach Tagesform. Ab und zu vorsichtig etwas Neues probiert, aber wenn es nicht gut getan hat, dann auch nach anderen Wegen gesucht.
Konkret sieht das z.B. so aus, dass ich manchmal ein konkretes Anliegen habe - z.B. an der Rumpfstabilität zu arbeiten. Manchmal habe ich auch in einem Bereich akute Schmerzen - mal muskulär, mal weil ein Gelenk verschoben ist -, dann hat das Vorrang. Es ist eine Mischung aus Übungen aus verschiedenen Bereichen der Physiotherapie und manueller Therapie. Ich habe bislang keine Therapieform gefunden, die in Reinform für mich das Richtige gewesen wäre.
Manchmal gehen wir auf eine Therapieschaukel; dort kann ich Muskeln ansprechen, die ich auf der Liege nur schwer erreichen kann. In der Hinsicht hat mir auch das Bewegungsbad mit entsprechend angepassten Übungen in der Vergangenheit sehr gut getan.
Meine persönliche Erfahrung ist, dass ich es nicht übertreiben darf und meinen Ehrgeiz auch bremsen muss. Es ist wichtig, dass ich meine Grenzen kenne. Wenn ich zu viel mache, fange ich mir damit leider Verschlechterungen ein. Also brauche ich entsprechend Pausen, nicht zu viele Wiederholungen, nicht zu lange Übungen. Das richtige Maß ist wichtig.
Liebe Grüße,
odyssita