Der Film „4 Feet: Blind Date“ enttabuisiert das Thema Behinderung und Sexualität
- 4 Minuten Lesezeit
- 29. Mai 2019
- kitwan
Der Film „4 Feet: Blind Date“ enttabuisiert das Thema Behinderung und Sexualität
Sexualität ist eines der schwierigsten Themen, um offen darüber zu sprechen. Und noch schwieriger könnte es für Teenager und Menschen mit Behinderungen sein. Oder… doch nicht?
Letztes Jahr drehte ein Produktionsteam aus Argentinien einen Kurzfilm mit dem Titel „4 Feet: Blind Date“, mit dem Ziel, diese Tabus zu brechen. Sie erzählten die Geschichte eines jungen Mädchens im Elektrorollstuhl und ihr Verlangen nach Sexualität.
Auf der Kinoleinwand: Sexualität im Rollstuhl erkunden. (Quelle: Facebook-Seite @4feet.metroveinte)
Tabus brechen: Behinderung und Sexualität
Ezequiel Lenardón (Produzent), Rosario Perazolo Masjoan (Drehbuchautorin) und María Belén Poncio (Regisseurin): Das Dream-Team, das die Tabus Sex und Behinderung bricht. (Quelle: Facebook-Seite @4feet.metroveinte)
Die Idee für die Produktion von „4 Feet: Blind Date“ entstand, nachdem der Creative Producer des Films, Ezequiel Lenardón, einen TED Talk von Rosario Perazolo Masjoan besucht hatte. Rosario ist Rollstuhlfahrerin und setzt sich aktiv für Behindertenrechte ein. In ihrem TED Talk erzählte sie, wie Behinderung von anderen Menschen und der Gesellschaft wahrgenommen wird, und über deren Vorurteile. Wie viele andere ist sie darüber enttäuscht, dass Gesellschaft, Regierung und Gesetze es versäumt haben, Behinderte als Gleichberechtige anzuerkennen und sie auch so zu behandeln.
In einem Interview mit Teen Vogue – ein Mode- und Lifestyle-Magazin für Jugendliche – erklärte sie:
„Während ich als behinderte Person aufwuchs, stellten sich mir so viele Fragen, auf die ich keine Antworten hatte, weil meine Erfahrungen ganz anders waren als die aller meiner Freunde und im Internet.“
Ezequiel war von Rosarios Ansichten beeindruckt und kontaktierte sie für eine Zusammenarbeit: Die Produktion eines Films auf Grundlage ihrer persönlichen Erfahrungen mit dem Ziel, Behinderung zu entdramatisieren. Später schlug Rosario vor, Sexualität als zweites Thema in den Film einzubauen. Schliesslich entstand die fiktive Geschichte eines Mädchens namens Juana, die es kaum erwarten kann, ihre eigene Sexualität bei einem Blind Date mit einem Mann zu erkunden, den sie in den sozialen Netzwerken kennengelernt hat.
Durch die Kombination der beiden gesellschaftlichen Tabus Behinderung und Sexualität erhoffte sich das Produktionsteam, dass der Film Fragen aufwerfen, Diskussionen fördern und falsche Vorstellungen von Behinderung ändern kann. So gibt der Film beispielsweise Antwort auf eine der ignorantesten Fragen, die Personen mit Behinderungen gestellt bekommen: „Kannst Du Sex haben?“.
Maximale Inklusion durch Virtual Reality
Das Filmteam wollte dem Publikum Behinderung so nahe wie möglich bringen. Deshalb entschloss es sich, den Film in Virtual Reality (VR) zu zeigen.
Ein VR-Film wird in einem 360-Grad-Winkel gedreht. Anstatt den Film als Aussenstehender anzusehen, erlebt das Publikum über ein VR-Headset jeden Moment gemeinsam mit den Filmfiguren. So taucht das Publikum in das intime Erlebnis ein und lernt auf diese Weise über Behinderung.
Keine Science-Fiction: Die Leute bekamen endlich einen Film über Behinderung und Sexualität in VR zu sehen. (Quelle: Instagram @4feet.metroveinte)
Einen VR-Film zu produzieren ist allerdings nicht einfach. Von einer 360-Grad-Kamera wird das gesamte Filmset erfasst. Der Regisseur und die Crew können die Schauspieler am Set nicht begleiten. Deshalb brauchte es für das Team zuvor zusätzliche Zeit für Proben und Übungen am Set.
Die Mühe hat sich jedoch gelohnt: „4 Feet: Blind Date“ ist der erste VR-Film weltweit zum Thema Behinderung und Sexualität. In diesem Video erfahrt Ihr, wie die Zuschauer diesen Geschichte schreibenden VR-Film finden und über ihn denken.
Bereichernde Erfahrungen und zukünftige Projekte
Das Produktionsteam erzählte, dass die Arbeit mit Rosario ihnen die Augen geöffnet und sie dazu veranlasst hat, über Inklusion für alle nachzudenken, beispielsweise über Barrierefreiheit am Drehort. Der Produzent verbrachte sogar zusätzliche Zeit mit Rosario und ihrer Familie, um ihre Erfahrungen als Person mit Behinderung besser verstehen zu können. So stellte er sicher, dass der Film ihre Perspektive wahrheitsgetreu wiedergeben würde.
Seit der Veröffentlichung des Films 2018 wurde „4 Feet: Blind Date“ auf Filmfestivals in diversen Ländern gezeigt, darunter die Biennale 2018 in Venedig und das Sundance Film Festival 2019, das grösste unabhängige Filmfestival der USA. In diesem Video sprechen die Leute aus dem Produktionsteam über ihre Gedanken zu dem Film:
Nach den Erfolgen bei den Filmfestivals arbeitet das Team bereits an einer Fortsetzung mit der Figur Juana. Sie möchten weitere Geschichten von Menschen mit Behinderungen mit anderen Themen wie Freundschaft, Drogen und Abtreibung zeigen – Themen, über die üblicherweise nicht gesprochen wird und die als peinlich empfunden werden.
Um das Neueste über „4 Feet: Blind Date“ und damit verbundene Projekte zu erfahren, besucht die offizielle Facebook-Seite und den Instagram-Account des Films.
Was haltet Ihr von diesem Film? Findet Ihr, Tabus zu brechen ist eine gute Methode, um ein grösseres Bewusstsein für Themen rund um Behinderung zu schaffen?
[Übersetzung des originalen englischen Beitrags]